Ruhrgebiet. Teams in Quarantäne, Spiele fallen aus. Soll die Handball-Saison trotz Corona weitergehen? Ja, so der Verband. Nein, so der Kreis Industrie.
Der Handballverband Westfalen (HVW) hat sich angesichts der sich zuspitzenden Corona-Krise die Frage gestellt, ob unter seinem Dach der Ligabetrieb fortgesetzt werden soll oder nicht. Seine Antwort lautet: Ja, es soll an der Praxis der ersten Spieltage festgehalten und weiter Handball gespielt werden.
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Der Handballkreis Industrie dagegen, zu dem große Teil des Ruhrgebiets gehören (etwa von Castrop-Rauxel bis Wattenscheid und von Dülmen bis Sprockhövel), verschiebt den für dieses Wochenende geplanten Saisonstart in Kreisligen und -klassen – vorerst aufs Nikolauswochenende.
Corona: Mehr als drei Viertel der Vereine wollen Handball-Saison nicht jetzt beginnen
Am Freitag hatte der Verband bekanntgegeben, seine Vereine zu befragen – das Votum war eindeutig. Von 40 Clubs gaben 36 ihre Stimme ab. Unter diesen lautete das Verhältnis 31:5 für eine Verschiebung des Starts. „Wir wollten keine Entscheidung gegen die Vereine treffen“, so der Kreisvorsitzende Holger Kück in der Bekanntmachung des Kreises.
Für das Vorgehen habe man sich Vorwürfe andere Kreise anhören müssen, letztlich habe der Kreisvorstand aber einstimmig entschieden.
Auch der gemeinsame Jugendspielbetrieb mit dem Kreis Dortmund startet erst Anfang Dezember. Sollte auch dann kein geregelter Spielbetrieb möglich sein, soll die Saison mit Rückrundenstart beginnen.
Entscheidung könnte auch Auswirkungen auf höhere Ligen haben
Wie angekündigt will der Kreis Industrie jetzt auch vorschlagen, den Spielbetrieb in den gemeinsamen Bezirksligen sowie im Handballverband Westfalen auszusetzen.
Viele Vereine (z.B aus Gladbeck, Herne oder Witten) hatten in den vergangenen Tagen auch öffentlich Sorge geäußert, viele Spielerinnen und Spieler könnten mit dem Handball aufhören, um nicht das Risiko einzugehen, in Quarantäne zu müssen.
Auch die Handballvereine Niederrhein und Mittelrhein gaben am Donnerstag eine Aussetzung des Spielbetriebs bekannt. (Mehr zum Thema lesen Sie hier.)
Der Handballverband Westfalen sieht die Situation aber anders. Die Entscheidung des Kreises Industrie war keine Überraschung – bereits am Donnerstagmorgen hatte der HVW bekanntgegeben, den Spielbetrieb aufrechtzuerhalten.
Am Wochenende fallen die Oberliga-Spiele des VfL Gladbeck und des FC Schalke aus
Auf der Homepage des HVW heißt es dazu: „Die Spiele werden wie geplant ausgetragen. Sofern es sich um Spiele in einem sog. ‘Risikogebiet’ bzw. gegen Mannschaften aus einem sog. ‘Risikogebiet’ handelt, ist eine Verlegung möglich. Sofern es in einer Mannschaft bzw. im engen Umfeld entsprechende positive Coronafälle gibt, kann das Spiel ebenfalls verlegt werden.“ Beides sei kostenfrei und unbürokratisch bereits an den ersten beiden Spieltagen so praktiziert worden.
Dass bereits einige Partien verschoben worden sind und auch am nächsten Wochenende beispielsweise in der Oberliga Westfalen die Vergleiche zwischen dem VfL Gladbeck und dem TuS 09 Möllbergen sowie dem FC Schalke 04 und dem TuS Ferndorf II nicht wie geplant ausgetragen werden, schreckt die Verantwortlichen des HVW überhaupt nicht ab.
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Das Spiel der Frauen-Oberliga zwischen SG ETSV Ruhrtal Witten und Westfalia Kinderhaus fällt aus, da die Gäste nicht ins „Risikogebiet“ (Inzidenz über 50) einreisen wollen.
Die behördlichen Bestimmungen dienen dem Verband als Basis seiner Entscheidung
Dazu der Verband in seiner Stellungnahme: „Wir sind uns bewusst, dass es dadurch in der nächsten Zeit zu vermehrten Spielausfällen kommen wird. Um diese Nachholspiele durchführen zu können, wurde der Spielbetrieb in Absprache mit den Vereinen so geplant, dass dieses möglich sein wird.“
Darüber hinaus werde der HVW von Spieltag zu Spieltag das Geschehen beobachten und, sofern notwendig, die entsprechenden Entscheidungen treffen.
Grundlage der Entscheidung des HVW, die Saison 2020/2021 fortzusetzen, bilden die behördlichen Bestimmungen wie die Coronaschutzverordnung des Landes NRW und auch die in einigen Kommunen erlassenen Allgemeinverfügungen.
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„Unser Sport“, betont der westfälische Handballverband, „ist ausdrücklich nicht als Schwerpunkt ausgemacht worden.“
93000 Aktive spielen unter dem Dach des westfälischen Handballverbandes
Weiter heißt es: „Es wurde in der Begründung immer wieder klargestellt, dass die ungesteuerten Infektionsgeschehen über die Feiern, Nachtleben etc. erfolgt sind - nicht durch den Sport.
Beim Sport vor allem nur dann, wenn man sich nicht an die Regeln hält und eben die dritte Halbzeit mit mehreren Mannschaften im Clubraum oder der Kabine feiert. Es bestehen mithin allgemein gültige Regelungen - auch für die sog. ‘Risikogebiete’.“
Der HVW zeigt sich zuversichtlich, die großen Herausforderungen, die sich seinen knapp 93000 Aktiven und allen anderen im Handball involvierten Frauen und Männer in der aktuellen Situation stellen, meistern zu können.
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Bereits im Frühjahrhabe der Verband bewiesen, handlungsfähig „und nicht von Panik durchtrieben“ zu sein. „Gleiches gilt auch für die Planung dieser Saison, die in enger Abstimmung mit den Vereinen erfolgt ist. Sofern es notwendig wird, werden wir auch kurzfristig wieder Staffeltage abhalten, um in den Diskurs mit unseren Vereinen zu gehen.“
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