Witten. Der Kreis Industrie steht wegen der Corona-Lage vor der Verschiebung des Saisonstarts. Das wirft Fragen für ganz Handball-Westfalen auf.

Die ersten Spieltage in den überkreislichen Handball-Ligen sind gespielt, auch im Kreis Dortmund sind schon die ersten Punkte vergeben. Nach den Herbstferien sollte nun der Handballkreis Industrie, zu dem die beiden Wittener Clubs HSV Herbede und TuS Bommern zählen, einsteigen – aber ob die Saison in dessen Kreisligen und -klassen tatsächlich am Wochenende startet, ist mehr als fraglich. Eher sehr unwahrscheinlich, da sich der Großteil der Vereine dagegen ausspricht.

Am Freitag hatte der Kreis bekanntgegeben, den Saisonstart angesichts der steigenden Corona-Zahlen auf den Prüfstand zu stellen. „Wir wollen nicht starten, wenn wir keinen regulären Spielbetrieb gewährleisten können und Menschen gefährden“, erklärt der Kreisvorsitzende Holger Kück.

Handballkreis Industrie liegt fast vollständig im „Corona-Risikogebiet“

Handball-Trainings und -Spiele sind zwar bislang nicht als Infektionsorte bekannt geworden. Ein regulärer Spielbetrieb scheint aber kaum möglich.

Fast der komplette Kreis Industrie (Bochum, Gelsenkirchen, Herne, ein Teil des EN-Kreises, Kreis Recklinghausen, Dülmen) gilt als „Risikogebiet“ mit einer 7-Tage-Inzidenz von über 50. Schon auf überkreislicher Ebene hatte es zuletzt mehrere Ausfälle gegeben, alleine in der Oberliga konnten am Spieltag vor den Ferien nur vier von acht Partien wie geplant durchgeführt werden.

Der Kreis fragt: Ergibt es unter diesen Umständen überhaupt Sinn, zu starten?

HSV Herbede: Vorstand ist einstimmig für die Verschiebung

Nein, sagt zum Beispiel der HSV Herbede, dessen Vorsitzender Andreas Hake erklärt: „Ich finde es schwer zu verantworten, jetzt zu spielen – wir sollten es verschieben, mit allen Problemen, die das mit sich bringt.“ Der Vorstand des HSV sei da einstimmig gewesen.

Einige Herbeder Spieler würden aktuell nicht spielen, weil das Risiko zu hoch sei, sich anzustecken oder schlicht wegen eines Handball-Spiels in Quarantäne zu müssen. Viele Vereine teilen diese Sorge.

„Meine Spieler sind ja alle vollzeitmäßig im Studium oder Job. Da kann es nicht das Ziel sein, alle zwei Wochen in Quarantäne zu müssen“, sagt zum Beispiel Daniel van den Boom, Trainer des Bommeraner Oberliga-Konkurrenten Schalke 04, der gerade von Quarantäne betroffen ist.

Beim TuS Bommern ist die Position nicht klar schwarz-weiß

Die Position des TuS Bommern ist nicht ganz so eindeutig. Grundsätzlich spricht sich Abteilungsleiter Thomas Hitzemann auch für die Verschiebung des Starts aus, vor allem bei vielen älteren Spielern in der dritten und vierten Mannschaft sind die Sorgen groß.

„Es wäre natürlich schade für die Jugend, die sind heiß und wollen nach so vielen Monaten loslegen“, sagt Hitzemann. „Aber insgesamt wäre die Verschiebung nicht verkehrt.“ Man würde aber wohl, um den Nachwuchs nicht zu verlieren, einen Trainingsbetrieb aufrechterhalten.

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Mehrheit der Vereine stimmt für die Verschiebung

Das sehen die Vereine ähnlich: Mehr als zwanzig hatten sich bis Montagnachmittag für die Verschiebung des Starts ausgesprochen, nur drei dagegen. Für viele Vereine gehen die Fragen an dieser Stelle aber weiter – was bedeutet das für den Spielbetrieb, der nicht vom Kreis organisiert wird?

Sowohl Bommern als auch Herbede haben ja auch Mannschaften, die auf überkreislicher oder westfälischer Ebene spielen, von der Oberliga bis zur Bezirksliga eben. Wird der Spielbetrieb auf Kreisebene ausgesetzt, will der Kreisvorstand auch vorschlagen, die gemeinsamen Bezirksligen und den Spielbetrieb auf Verbandsebene zunächst bis Ende November auszusetzen.

Herbedes Hake meint: So macht es keinen Spaß

„Wir können mit der Oberliga-Truppe recht entspannt sein – aber wenn wir Ambitionen hätten aufzusteigen, wäre das auch anders“, versteht Hitzemann auch Vereine, die unbedingt spielen wollen, zumal bei vielen Clubs am Spielbetrieb der ersten Mannschaft auch die Finanzierung des Vereins hängt.

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Auch Herbedes Andreas Hake kennt, in kleinerem Maßstab, die wirtschaftlichen Fragen. Im Rückblick aufs Pokalspiel gegen Bommern am Samstag stellt er aber fest: „Aktuell geht viel verloren, was den Handball ausmacht. Die Gemeinschaft, das Zusammenbleiben nach dem Spiel – die Leute gehen einfach, das macht keinen Spaß.“

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