Gladbeck. Gerhard Dorka, DKP-Bürgermeisterkandidat, spricht sich für den Erhalt der Gladbecker Fußballplätze aus. Den Fall Zweckel sieht er sehr kritisch.

Elf Kandidaten stellen sich in Gladbeck am 13. September zur Wahl der Bürgermeisterin beziehungsweise des Bürgermeisters. Die WAZ wollte von ihnen wissen, wie sie es mit dem Sport halten und stellte ihnen daher jeweils sieben Fragen. Im neunten Teil unserer Serie Sport und Politik beantwortet diese Gerhard Dorka von der DKP.

Sportstättenbedarfsanalyse stammt aus dem Jahr 2012

Erlauben Sie mir zunächst eine persönliche Frage: Sind oder waren Sie selbst sportlich aktiv? Falls ja, in welcher Sportart? Sind oder waren Sie Mitglied in einem Sportverein?

Einmal in der Woche Joggen und zweimal wöchentlich Fußballtraining bei den alten Herren bei SG Preußen; dies ist mein Sportprogramm. Diese Termine versuche ich, sofern irgendwie möglich, frei zu halten. Regelmäßiger Sport ist ein wichtiger Ausgleich für den mitunter stressigen beruflichen Alltag.

Viele politische Entscheidungen, die in der jüngeren Vergangenheit in Gladbeck im Bereich des Sports getroffen worden sind, wurden auf Grundlage der Sportstättenbedarfsanalyse von Prof. Hübner getroffen. Diese stammt aus dem Jahr 2012. Wäre es nicht an der Zeit, eine neue Analyse in Auftrag zu geben und diese zur Basis der künftigen Sportpolitik zu machen?

Die Sportstättenbedarfsanalyse aus dem Jahre 2012 haben wir bereits damals als neoliberal kritisiert. Und zwar deswegen, weil sie eine Konzentration der Sportanlagen vorsieht, zu Lasten der ortsnahen Sportstätten. Gab es im Jahr 2000 noch 16 Fußballvereine in Gladbeck, so ist diese Zahl bis zum Jahr 2012 auf nur noch elf geschrumpft. Sollte der SV-Zweckel tatsächlich nach Gelsenkirchen abwandern, hätten wir nur noch sechs Gladbecker Fußball-Vereine. Damit nicht genug: Wird der Sportstättenbedarfsplan konsequent weiter umgesetzt, werden längerfristig nur noch die drei Fußballplätze, und zwar die, die über einen Kunstrasenplatz verfügen, übrig bleiben. Denn parallel zur Schaffung „entwicklungsfähiger Standorte“ soll nach dem Sportstättenbedarfsplan „auch über die Aufgabe bzw. finanziell reduzierte Förderung von schwach ausgelasteten Plätzen nachgedacht werden“. Dann würden letztlich nur noch drei Fußballplätze in Gladbeck verbleiben. Zudem sind die statistischen Grundlagen des Berichts überholt. Anstatt auf 72.000 zu sinken, wie in dem Gutachten prognostiziert, ist die Einwohnerzahl auf über 77.000 wieder angestiegen.

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Wie viele Kunstrasenplätze braucht Gladbeck?

Andreas Knittel, einer der Vorsitzenden der Fachschaft Gladbecker Fußball, hat unlängst in einem Interview mit der WAZ weitere Kunstrasenplätze gefordert. Halten Sie das für notwendig, nachdem doch in Kürze eine vierte derartige Anlage für Zweckel in Scholven entstehen soll?

Absolut! Die wenigen noch in Gladbeck vorhandenen Fußballplätze sollten erhalten werden, was längerfristig nur möglich ist, wenn auch diese Kunstrasenplätze erhalten. Anderenfalls wenden sich insbesondere die Jugendfußballer von diesen Vereinen ab. Und ohne Jugendabteilung hat der Verein keine Perspektive.

Apropos Kunstrasenplatz in Scholven. Dass die neue Anlage in Gelsenkirchen entstehen soll, hat auch Kritiker auf den Plan gerufen. Wie stehen Sie zu dem Projekt?

Sehr kritisch. Fußball darf nicht an den Ortsrand gedrängt werden. Insbesondere für die Kinder und Jugendlichen wäre dies wegen der längeren Wege ein Nachteil. Die bestehende Anlage an der Dorstener Straße sollte im Rahmen des rechtlich Zulässigen aufgewertet werden.

Handballer des VfL Gladbeck haben Bedarf angemeldet

Gladbeck ist zweifellos eine Handball-Stadt. Im Nachwuchsbereich sind beide Vereine, der VfL und der TV, sehr aktiv und erfolgreich. Im vergangenen Jahr machte der VfL öffentlich auf Kapazitätsgrenzen aufmerksam. Braucht Gladbeck eine zusätzliche große Sporthalle?

Gladbeck braucht vielleicht weniger eine zusätzliche große Sporthalle als vielmehr mehrere kleinere Sporthallen in den jeweiligen Stadtteilen.

In vielen Sportarten wird in Gladbeck in der Nachwuchsarbeit fantastische Arbeit geleistet, auch und gerade im Leistungsbereich. Ich denke an die Leichtathleten des TV, an die Schwimmer des VfL und des SV 13, an die Jugendhandballer des VfL und des TV, an die Volleyballerinnen des TV und so weiter. Wie könnten diese Talente noch besser gefördert werden?

Talente werden vor Ort gefunden. Gute Sportanlagen und eine gute Instandhaltung sind wichtige Voraussetzungen für die Entwicklung von Talenten. Aber der Breitensport darf auf keinen Fall zurückstehen. Hier fehlt es vielfach an Unterstützung z. B. durch Qualifizierung der Übungsleiter und Anerkennung der Leistung der ehrenamtlichen Helfer, ohne die in keinem Verein irgendetwas funktionieren würde.

Wie wichtig ist die Zusammenarbeit von Schule und Sportvereinen?

Wie wichtig halten Sie die Zusammenarbeit von Sportvereinen und Schulen? Uns kommt immer wieder zu Ohren, dass Schulen häufig gar kein Interesse an Kooperationen haben und sie es Vereinen mitunter sogar schwierig machen, ihr Trainingsprogramm in den Hallen zu absolvieren.

Durch die Ausdehnung der täglichen Schulzeiten ist es für die Vereine schwieriger geworden. Kommen die Lehrer von auswärts, fehlt oft die örtliche Anbindung an die hiesigen Sportvereine.

Hier geht es zu den weiteren Folgen der Serie

Teil 1 Markus Kellermann (parteilos)

Teil 2 Olaf Jung (Die Linke)

Teil 3 Simone Steffens (Die Grünen)

Teil 4 Dietmar Drosdzol (CDU)

Teil 5 Bettina Weist (SPD)

Teil 6 Marco Gräber (AfD)

Teil 7 Michael Tack (FDP)

Teil 8 Habib Ay (ABI)