Gladbeck. Der Bürgermeisterkandidat Olaf Jung von der Linken spricht sich für die Förderung von Nachwuchstrainern aus und kritisiert die Hallensituation.

Elf Kandidaten stellen sich in Gladbeck am 13. September zur Wahl der Bürgermeisterin beziehungsweise des Bürgermeisters. Die WAZ wollte von ihnen wissen, wie sie es mit dem Sport halten und stellte ihnen daher jeweils sieben Fragen. Im zweiten Teil unserer Serie hat Kandidat Olaf Jung von der Partei Die Linke diese Fragen beantwortet.

Erlauben Sie mir zunächst eine persönliche Frage: Sind oder waren Sie selbst sportlich aktiv? Falls ja, in welcher Sportart? Sind oder waren Sie Mitglied in einem Sportverein?

Als Ausgleichs- und Freizeitsport fahre ich Rad. Während meiner Studienzeit im Harz war ich begeisterter Skilangläufer. In meiner Schulzeit war ich Mitglied in einem Sportverein.

Viele politische Entscheidungen, die in der jüngeren Vergangenheit in Gladbeck im Bereich des Sports getroffen worden sind, wurden auf Grundlage der Sportstättenbedarfsanalyse von Prof. Hübner getroffen. Diese stammt aus dem Jahr 2012. Wäre es nicht an der Zeit, eine neue Analyse in Auftrag zu geben und diese zur Basis der künftigen Gladbecker Sportpolitik zu machen?

Wir sind froh, eine sehr detaillierte Analyse des Sportstättenbedarfs zu haben, in vielen Punkten ist die damalige Analyse noch heute aktuell. Bei aktuellen Problemstellungen wie der Lärmbelastung durch einen Kunstrasenplatz des SV Zweckel wurde der Kontakt zu Professor Hübner auch in 2019 noch dazu genutzt, diese durch eine aktuelle Gesetzesbeurteilung zu ergänzen, was wohl zu einer Aufgabe des derzeitigen Fußballplatzes führt. Solange die Analyse bei aufkommenden Fragen entsprechend teilweise aktualisiert wird, wird derzeit noch keine komplette Erneuerung benötigt.

Andreas Knittel, einer der Vorsitzenden der Fachschaft Gladbecker Fußball, hat unlängst in einem Interview mit der WAZ weitere Kunstrasenplätze gefordert. Halten Sie das tatsächlich für notwendig, nachdem doch in Kürze eine vierte derartige Anlage für den SV Zweckel in Scholven entstehen soll?

Kunstrasenplätze stehen bei nahezu jedem Wetter von morgens bis abends zur Verfügung. Ascheplätze haben Probleme mit Regen und Trockenheit und sind dann oft unbespielbar, Rasenplätze müssen nach jedem Spiel aufwändig gepflegt werden, daher kann es nur das Ziel sein, auf eine ausreichende Anzahl von Fußballplätzen umzustellen. Der neue Kunstrasenplatz in Scholven wird aber auch von der Stadt Gladbeck finanziell als interkommunales Gemeinschaftsprojekt unterstützt werden. Ein weiterer Kunstrasenplatz in Gladbeck kann daher in unserer hoch verschuldeten Stadt nur mittelfristig finanziell angegangen werden.

Apropos Kunstrasenplatz in Scholven. Dass die neue Anlage in Gelsenkirchen entstehen soll, hat auch Kritiker auf den Plan gerufen. Wie stehen Sie zu dem Projekt?

In unserer dicht besiedelten Region muss man über die eigenen Stadtgrenzen hinausblicken. Ein solches Projekt kann aber nur zusammen mit den betroffenen Sportlern durchgeführt werden. Natürlich wird es immer einzelne Gegenstimmen geben, aber ein alternativer Fußballplatz in Gladbeck würde wesentlich weiter weg vom bisherigen Sportplatz liegen, was ein wesentlicher Nachteil gerade im Jugendbereich wäre. Dadurch, dass zwei Vereine dieselbe Anlage nutzen, kann auf der anderen Seite auch Geld gespart werden, es ist also eine Win-Win-Situation.

Gladbeck ist zweifellos eine Handball-Stadt. Im Nachwuchsbereich sind beide Vereine, der VfL und der TV, sehr aktiv und erfolgreich. Im vergangenen Jahr machte der VfL öffentlich auf Kapazitätsgrenzen aufmerksam. Braucht Gladbeck vielleicht eine zusätzliche große Sporthalle?

In Gladbeck fehlt es gerade im Hallenbereich an vielen normgerechten Sportstätten, hochrangige Turniere scheitern da schnell an ein paar Zentimetern Deckenhöhe oder Beckenlänge. Eine normgerechte Mehrzweckhalle könnte nicht nur im Handball die Lage verbessern, aber mehr als eine Halle für alle Sportarten zusammen wird in den nächsten Jahren sicher nicht möglich sein. Wir brauchen endlich den Schuldenschnitt durch Bund und Land, um auch in diesem Bereich wieder handlungsfähig zu werden.

In vielen Sportarten wird in Gladbeck in der Nachwuchsarbeit fantastische Arbeit geleistet, auch und gerade im Leistungsbereich. Ich denke etwa an die Leichtathleten des TV, an die Schwimmer des VfL und des SV 13, an die Jugendhandballer des VfL und des TV, an die Volleyballerinnen des TV und so weiter und so fort. Wie könnten diese Talente zukünftig noch besser gefördert werden?

Um Talente zu fördern, muss man deren Trainer fördern. Gerade in den letzten Jahren gibt es weniger neue Nachwuchstrainer als Trainer altersbedingt wegfallen. Hier müssen den Trainern und Sportlern bessere Bedingungen geboten werden, damit es so mehr neue Übungsleiter gibt und diese sich auch weiterbilden können.

Wie wichtig halten Sie die Zusammenarbeit von Sportvereinen und Schulen? Uns kommt immer wieder zu Ohren, dass Schulen häufig gar kein Interesse an möglichen Kooperationen haben und sie es Vereinen mitunter sogar schwierig machen, ihr Trainingsprogramm in den Hallen zu absolvieren.

Durch die Einführung der offenen Ganztagsschulen werden Kinder auch am Nachmittag in den Schulbetrieb eingebunden, hierdurch werden sie den Sportvereinen entzogen. Damit Gladbeck weiter eine bedeutende Sportstadt bleibt, muss auf die Integration von Vereinsangeboten in den OGS hingewirkt werden. Hierdurch könnten die Sportvereine und die offenen Ganztagsschulen profitieren. Es sollte nicht sein, dass Sporthallen leer stehen, nur weil die Zeiträume ausgeweitet wurden, die für den Schulbetrieb eingeräumt werden. Hierbei muss der reguläre Schulsport aber stets Vorrang haben.

Hier geht es zu weiteren Folgen der Serie:
Teil 1: Markus Kellermann: „SV Zweckel muss in Gladbeck bleiben“