Gladbeck. Simone Steffens ist Bürgermeisterkandidatin der Grünen. Warum sie sich für die Aktualisierung der Sportstättenbedarfsanalyse ausspricht.
Elf Kandidaten stellen sich in Gladbeck am 13. September zur Wahl der Bürgermeisterin beziehungsweise des Bürgermeisters. Die WAZ wollte von ihnen wissen, wie sie es mit dem Sport halten und stellte ihnen daher jeweils sieben Fragen. Im dritten Teil unserer Serie Sport und Politik beantwortet diese Simone Steffens von den Grünen.
Die Sportstättenbedarfsanalyse stammt aus dem Jahr 2012
Erlauben Sie mir zunächst eine persönliche Frage: Sind oder waren Sie selbst sportlich aktiv? Falls ja, in welcher Sportart? Sind oder waren Sie Mitglied in einem Sportverein?
Sport ist für mich ein wichtiger Ausgleich und spielt in meinem Leben eine große Rolle. Erst kürzlich war ich wieder im Gladbecker Freibad. Ich gehe regelmäßig in Wittringen oder im Nordpark laufen, fahre Fahrrad und besuche ein Fitness-Studio. Mein 17-jähriger Sohn spielt in einem Gladbecker Fußballverein und mein elfjähriger Sohn trainiert Leichtathletik.
Viele politische Entscheidungen, die in der jüngeren Vergangenheit in Gladbeck im Bereich des Sports getroffen worden sind, wurden auf Grundlage der Sportstättenbedarfsanalyse von Prof. Hübner getroffen. Diese stammt aus dem Jahr 2012. Wäre es nicht an der Zeit, eine neue Analyse in Auftrag zu geben und diese zur Basis der künftigen Gladbecker Sportpolitik zu machen?
Die Analyse war für die Entwicklung in Gladbeck sehr wirkungsvoll und ist nicht mehr aktuell. Eine neue Sportanalyse kostet zwar Zeit und Geld – ist allerdings notwendig, um gemeinsam mit den Vereinen, den Sportler*innen und der Verwaltung den aktuellen Sachstand zu eruieren und die Bedarfe für die Zukunft festzulegen. So könnten zum Beispiel Trendsportarten schneller Berücksichtigung finden, um ein attraktives und abwechslungsreiches Angebot vorzuhalten und neue Zielgruppen anzusprechen.
Wie viele Kunstrasenplätze braucht Gladbeck?
Andreas Knittel, einer der Vorsitzenden der Fachschaft Gladbecker Fußball, hat unlängst in einem Interview mit der WAZ weitere Kunstrasenplätze gefordert. Halten Sie das tatsächlich für notwendig, nachdem doch in Kürze eine vierte derartige Anlage für den SV Zweckel in Scholven entstehen soll?
Sportler*innen und Vereine wünschen sich Kunstrasenplätze aufgrund der wetterunabhängigen Nutzbarkeit und des geringen Pflegeaufwands. Ascheplätze beeinträchtigen die Spielweise und sind daher für Spieler*innen unattraktiv. Eine Gleichbehandlung der Vereine ist daher anzustreben. Im letzten Jahr standen die Kunstrasenplätze wegen der Nutzung von Mikroplastik als Füllmaterial in der Kritik. Mittlerweile gibt es alternative Lösungen wie Kork, Sand und Hybrid. Die ökologischste Variante ist sicherlich der Naturrasenplatz, der auch das Verletzungsrisiko der Spieler*innen mindert. Die Vereine sollten aus meiner Sicht in die Entscheidungsprozesse miteinbezogen werden.
Apropos Kunstrasenplatz in Scholven. Dass die neue Anlage in Gelsenkirchen entstehen soll, hat auch Kritiker auf den Plan gerufen. Wie stehen Sie zu dem Projekt?
Der Sportverein Zweckel ist sicherlich ein Gladbecker Traditionsverein, der gern an seinem Standort geblieben wäre. Das Lärmschutzgutachten ließ diese Lösung jedoch nicht zu. Daher begrüße ich die Verlegung zur Stadtgrenze Gelsenkirchen, da diese Veränderung zudem mit einem Kunstrasenplatz versüßt wird. Der neue Standort ist etwas mehr als einen Kilometer entfernt und das Ergebnis eines langen Entscheidungsprozesses, welches vom Verein mitgetragen wird. Die stadtgrenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen Gladbeck und Gelsenkirchen ist vorbildlich für das Ruhrgebiet.
Handballer des VfL Gladbeck haben Bedarf angemeldet
Gladbeck ist zweifellos eine Handball-Stadt. Im Nachwuchsbereich sind beide Vereine, der VfL und der TV, sehr aktiv und erfolgreich. Im vergangenen Jahr machte der VfL öffentlich auf Kapazitätsgrenzen aufmerksam. Braucht Gladbeck vielleicht eine zusätzliche große Sporthalle?
Natürlich wäre eine größere Halle wünschenswert. Die Hallenkapazitäten sind auch durch die Freizeitsportler*innen sehr gut ausgelastet. Freizeit- und Leistungssport sollen beide zu ihrem Recht kommen. Gegebenenfalls ließe sich eine kleine Sporthalle in eine Großsporthalle umbauen. Dafür braucht es aber die Akquise von Fördergeldern.
In vielen Sportarten wird in Gladbeck in der Nachwuchsarbeit fantastische Arbeit geleistet, auch und gerade im Leistungsbereich. Ich denke etwa an die Leichtathleten des TV, an die Schwimmer des VfL und des SV 13, an die Jugendhandballer des VfL und des TV, an die Volleyballerinnen des TV und so weiter und so fort. Wie könnten diese Talente zukünftig noch besser gefördert werden?
Die Sportler*inenn brauchen gute Rahmenbedingungen und eine Stärkung des Ehrenamtes durch finanzielle Aufwandsentschädigungen. Es ist absolut beeindruckend, was in den Vereinen geleistet wird, wie viel Zeit für die Vorbereitung und Organisation von Turnieren oder Wettkämpfen investiert wird. Das verlangt Anerkennung und Wertschätzung.
Wie wichtig ist die Zusammenarbeit von Schule und Sportvereinen?
Wie wichtig halten Sie die Zusammenarbeit von Sportvereinen und Schulen? Uns kommt immer wieder zu Ohren, dass Schulen häufig gar kein Interesse an möglichen Kooperationen haben und sie es Vereinen mitunter sogar schwierig machen, ihr Trainingsprogramm in den Hallen zu absolvieren.
Aufgrund des Ausbaus der Kindertagebetreuung und des offenen Ganztages an den Gladbecker Grundschulen ist eine Zusammenarbeit der Schulen mit den Vereinen erforderlich und bietet für beide Systeme Vorteile. Auch die weiterführenden Schulen sollten im Interesse ihrer Schüler*innen Interesse an Kooperationen haben. Sport und Bewegung spielt bei der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen eine ganz wichtige Rolle. Sport ist eine effiziente Suchtprävention, sie fördert die körperliche Gesundheit, stärkt das Gemeinschaftsgefühl. Viele Kinder und Jugendliche lassen sich über Sport viel eher erreichen, haben Erfolgserlebnisse. Sport, Bildung und Integration sind in einem Dezernat zusammengefasst. Sollte es dennoch Schwierigkeiten in der Vernetzung geben, könnten diese durch einen Stadtsportlehrer*in gemanagt werden.
Hier geht es zu den weiteren Folgen der Serie
Teil 1 Markus Kellermann
Teil 2 Olaf Jung