Gelsenkirchen. Die SSV Buer ist Landesliga-Spitzenreiter. Trainer Zec spricht über seinen und den Weg des Klubs sowie über das, was das Team noch lernen muss.
Die SSV Buer thront nach acht Spieltagen an der Spitze der Fußball-Landesliga. Besonders bemerkenswert: Das Team der Rothosen besteht größtenteils aus jungen Talenten, die noch am Anfang ihrer Karriere stehen. Vor dem Heimspiel am Sonntag (6. Oktober, 15.15 Uhr) gegen den Königsborner SV träumen einige bereits von der Rückkehr in die Westfalenliga nach 17 Jahren. Die WAZ sprach mit Buers Trainer Mišel Zec über die aktuelle Lage, die Entwicklung der jungen Spieler und einen wichtigen fast 45-Jährigen.
Herr Zec, wie überraschend ist für Sie die aktuelle Tabellenführung Ihrer Mannschaft?
Der 2:1-Sieg gegen die DJK TuS Hordel am vergangenen Sonntag war verdient. Die Jungs haben großartig gespielt. Dass wir Tabellenführer sind, ist das Ergebnis eines jahrelangen Entwicklungsprozesses. Die aktuelle Platzierung ist eine Momentaufnahme. Sie bringt uns nichts, wenn wir am Ende der Saison auf Platz sieben landen. Dass wir momentan oben stehen, zeigt die hervorragende Arbeit der Spieler und des gesamten Trainerteams.
Was sind die Gründe dafür, dass es bisher so gut läuft?
Die Chemie in der Mannschaft stimmt. Im Sommer haben wir einige Jungs dazugeholt, die charakterlich einwandfrei sind und sich gut integriert haben. Sie sind motiviert und bereit, auch mal eine Extraschicht im Training einzulegen, wie zuletzt am Tag der Deutschen Einheit.
Es fällt auf, dass die SSV Buer ihre bislang einzigen beiden Niederlagen gegen den FC Roj und bei TuS Harpen einstecken musste, also gegen Mannschaften, die zum damaligen Zeitpunkt ziemlich weit unten in der Tabelle standen. Haben Sie eine Erklärung dafür?
Uns fehlt die Erfahrung. Von unseren 28 Spielern kommen 21 aus dem eigenen Nachwuchs. Vielleicht gehen sie an solche Spiele nicht mit der gleichen Einstellung heran wie gegen den FC Marl oder die DJK TuS Hordel. Wir müssen den Jungs noch intensiver beibringen, den Gegner nicht nach dem Tabellenstand einzuschätzen. Das ist ein Lernprozess, den sie durchlaufen müssen. Die Liga ist sehr eng, da ist es fast egal, ob man gegen den Ersten oder gegen den Letzten spielt.
Mehrere Spieler in Ihrer Mannschaft sind Eigengewächse. Andere Vereine staunen über diesen Talentbrunnen an der Löchterheide.
Bevor ich Trainer der ersten Mannschaft wurde, habe ich dem Vorstand den Weg erklärt, den ich gerne gehen möchte. Wir wollten einen anderen Wind reinbringen. Was wir bisher erreicht haben, ist das Resultat eines Prozesses. Wir haben vor einigen Jahren mit dem 2001er Jahrgang mit dem Aufstieg der B-Junioren in die Bezirksliga und der A-Junioren in die Landesliga einen Weg geebnet. Die SSV Buer ist in Sachen Jugendarbeit gut aufgestellt, auch dank des Jugendleiters Carsten Weber, der alles dafür tut, dass der Nachwuchs auf diesem hohen Level bleibt.
Und wie gelingt es dem Verein, zusätzlich junge Spieler zu verpflichten, die in einem Nachwuchsleistungszentrum ausgebildet wurden?
Durch Kontakte. Matthias Kuscha und Florian Weber kannten sich bereits aus ihrer Zeit beim FC Schalke 04. Marius Heck kannte ich schon, als er noch in der Knappenschmiede spielte. Und Michael Dier, der Vater von Henrik Dier, war mal Trainer meines Assistenten Göksel Maden. Henrik Dier wiederum hat mit Matthias Kuscha bei Wacker Gladbeck und Borussia Dortmund zusammengespielt. Da kommt dann das eine zum anderen.
Worauf achten Sie bei der Entwicklung der jungen Spieler besonders?
Man muss sie mitreißen können. Ich kann einige Sprachen, das ist von Vorteil. Ich kann mich in die Spieler hineinversetzen. Die Jungs merken bei mir: Der redet nicht nur, der handelt auch.
Kann sich Ihre Mannschaft da oben halten?
Das werden die nächsten Spiele zeigen. Der Sportliche Leiter Oktay Güney und wir als Trainerteam gucken uns das Ganze bis zum Winter an. Und wenn wir dann noch oben mit dabei sein sollten, werden wir uns weitere Schritte überlegen. Natürlich hätten sich die Jungs den Aufstieg verdient, denn ihre Entwicklung ist enorm. Der Verein würde sich gegen einen Aufstieg nicht wehren.
Ist der Aufstieg nicht Pflicht?
Ich glaube nicht, dass der Aufstieg ein Muss ist, vor allem nicht bei dem Budget, mit dem wir arbeiten.
Aber sollte man in der Landesliga bleiben, werden einige Spieler, die höherklassig spielen könnten, die SSV Buer wohl verlassen.
Die Frage ist doch auch: Bleiben die Spieler, wenn wir aufsteigen sollten? Ein Florian Weber könnte Oberliga spielen, ein Cenk Güney kann das bald auch. Ich könnte noch weitere Spieler nennen, die von Vereinen in der Westfalenliga mit Kusshand genommen würden. Sie spielen bei uns wegen der Wohlfühlatmosphäre. Dass wir nicht jeden halten können, ist auch klar. Es sei jedem gegönnt, wenn er sich verbessern kann. Wenn jemand zu einem höherklassigen Verein wechselt, ist das auch für mich als Trainer ein Erfolg.
Wie wichtig ist Kadir Mutluer, der in diesem Monat 45 Jahre alt wird, für die junge Mannschaft?
Enorm wichtig, egal ob er von Anfang an spielt oder irgendwann reinkommt. Er bringt die Ruhe auf den Platz, er hilft den jungen Spielern auf und neben dem Platz.
Sie sind jetzt im fünften Jahr Trainer der ersten Mannschaft der SSV Buer. Wo sehen Sie sich und wo den Verein in weiteren fünf Jahren?
Ich fühle mich pudelwohl bei der SSV Buer. Am liebsten wäre mir, mit dem Verein in fünf Jahren in der Westfalenliga spielen zu dürfen.
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