Gelsenkirchen. Rosen Kolev spielte für das bulgarische Handball-Nationalteam, trainiert jetzt die Handballer von Schalke 04. Königsblau ist er aber auch als Fan verbunden.
Spätestens als über 60.000 Kehlen ein langgezogenes „Schalke“ riefen, war es um Rosen Kolev geschehen. „Das geht direkt ins Herz“, sagt er. Das sind Tage, die er genießt. Die Besuche in der Arena des FC Schalke 04 sind selten, haben aber ihre Spuren im 38-Jährigen hinterlassen. Weil sie ihm nicht nur zeigen, wie besonders sein Verein ist, sondern auch, wie groß der Unterschied ist. „Wir tragen die gleichen Trikots“, erklärt er, „aber die Leute kommen ja nicht, um die Trikots zu sehen.“ Denn statt vor 62.271 Zuschauern spielen die Schalker Handballer oftmals vor knapp 100 Zuschauern. Trotzdem geht Kolev in seiner neuen Rolle als Trainer der Kreisliga-Mannschaft voll auf.
Vor zehn Jahren kam der gebürtige Bulgare über Belgien, wo er in der 1. Liga spielte, nach Deutschland. Und mit Stolz in der Stimme sagt er: „Ich habe in Deutschland nur für zwei Vereine gespielt.“ Für den SV Westerholt und eben für Schalke 04. „Es war Zufall, dass ich hier gelandet bin. Aber ein guter Zufall“, sagt er mit einem Lachen. In der vergangenen Saison spielte er noch für Westerholt in der Landesliga. Aber auch da war Kolev schon klar, wenn Schalke anfragen sollte, gibt es für ihn nur eine Möglichkeit: sofort zusagen.
Rosen Kolev: „Einmal Schalker, immer Schalker“
Ein Bein hatte er da schon in Gelsenkirchen. Er trainierte die B-Jugend von S04. Und den Verein kannte er aus seiner Anfangszeit in Deutschland ja sowieso. Von 2014 an spielte er zwei, drei Jahre für die Königsblauen in der Handball-Verbands- und Oberliga, danach dann wieder in Westerholt. „Einmal Schalker, immer Schalker“, sagt Kolev dazu.
Schwierigkeiten bei der Eingewöhnung hatte er nicht. Der neue Trainer des Kreisligisten spielte in der Vergangenheit sogar noch mit einigen seiner jetzigen Schützlinge zusammen. „Sie haben schon Respekt vor mir. Das war aber auch schon so, als ich nur Spieler war“, erklärt Kolev. Mit seiner Erfahrung aus höherklassigen Ligen kann er Leitfigur sein. Der Schatten seiner Spieler-Karriere reicht noch bis in die Gegenwart. Schließlich flößt allein der Status als ehemaliger Nationalspieler Bulgariens doch Respekt ein. Oder?
Rosen Kolev bringt Erfahrung aus der Nationalmannschaft mit
Da winkt Kolev ab. „Das ist lange her“, sagt er. „Ich war kein Schlechter, aber das Niveau der Nationalmannschaft ist nicht so wie das der deutschen Nationalmannschaft. Es wäre hier eher so wie in der 3. Liga oder Regionalliga. Aber trotzdem war ich natürlich stolz darauf, die Flagge meines Landes auf der Brust zu tragen. Es war eine tolle Zeit und ein großes Erlebnis.“
Er setzt aber mehr auf die Erfahrungen, die er in seiner Karriere als Rückraum-Spieler gesammelt hat, als auf den Titel. Und die möchte er nun weitergeben – auch in der Kreisliga. „Ein strenger Trainer bin ich aber nicht“, sagt er. Aber ein wenig höherklassigen Handball möchte er seinen Spielern auch noch einimpfen. „Ein wenig mehr Tempo sollte schon sein“, erklärt Kolev.
Schalke 04 peilt den Aufstieg an
Denn mit Tempo soll es weiter durch die Saison gehen. Nach dem Aufstieg in der vergangenen Saison soll der nächste in nicht allzu ferner Zukunft folgen. „Ich gebe alles für die Mannschaft“, sagt Kolev. Das bedeutet auch, dass er zu Beginn der Saison auch noch ein wenig Spieler-Trainer ist. Eigentlich war das nicht sein Plan, aber nach einer durchwachsenen Vorbereitung mit einigen Erkrankten und Urlaubern stand er beim ersten Saisonspiel Anfang September doch wieder auf der Platte.
Verlernt hat er nichts. 14 Tore steuerte er beim 36:24 gegen den Bezirksliga-Absteiger Waltroper HV bei. „Da hat man schon gemerkt, dass ich sieben, acht Jahre bis in die Oberliga hinein gespielt habe“, sagt er. Und da ist wieder dieses Lachen. „Ich habe noch Bock, auch in der Kreisliga zu spielen.“ Sobald aber alle Spieler wieder an Bord sind, will er sich wieder an die Seitenlinie zurückziehen. Von dort, erklärt er, sei es als Trainer deutlich einfacher die richtigen Anweisungen und Änderungen ins Spiel hineinzubringen.
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Schalker Aufstiegsspiel vor 1000 Zuschauern
Wie sich Aufstiege anfühlen, weiß Kolev. 2016 stieg er mit Schalke 04 in die Verbandsliga auf. 1000 Zuschauer kamen zum entscheidenden Spiel in die Sporthalle Schürenkamp. „Das war ein richtig schönes Erlebnis“, erinnert er sich. Da schwingt auch bei ihm die Hoffnung mit, dass bald mehr als die 90 Zuschauer beim Heimauftakt in die Halle kommen werden.
Etwa am 28. September. Dann geht es für Schalke gegen den SV Westerholt II, eine Mannschaft aus Kolevs anderem Verein in Deutschland. „Das wird mein Top-Spiel der Saison.“ 60.000 Zuschauer werden es wohl nicht, an diesem Tag dürfte das Herz von Rosen Kolev wohl aber wieder ein wenig mehr in Bewegung geraten.
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