Gelsenkirchen. Die U19 des FC Schalke 04 ist Zweiter in der A-Jugend-Bundesliga. Die Co-Trainer von S04 über die Stärken der Konkurrenz - und die eigenen Trümpfe.
Talent-Entwickler Norbert Elgert ist beim FC Schalke 04 eine Institution. Der 67-Jährige will mit der königsblauen U19 in den kommenden zwei Jahren wieder ganz nach oben in die Spitze des deutschen Juniorenfußballs. Wie arbeitet der ehemalige Profi, was gibt er den Talenten auf dem Weg in den Seniorensektor mit? Seine Assistenztrainer Charles Takyi, Tim Hoogland und Volkan Ünlü geben spannende Einblicke.
In der A-Jugend-Bundesliga West ist Spitzenreiter Borussia Dortmund mit 14 Punkten Vorsprung enteilt, aber im Rennen um Platz zwei haben die Schalker zwei Punkte Vorsprung auf den Dritten Bayer Leverkusen. Am kommenden Sonntag (11 Uhr) treten die Schalker als Tabellenzweiter beim direkten Verfolger an.
Volkan Ünlü, Charles Takyi und Tim Hoogland, wie hart war das Ausscheiden im DFB-Pokalhalbfinale gegen den SC Freiburg für Sie als Trainerteam und für die Spieler?
Volkan Ünlü: Es hat wehgetan.
Wir haben es unter die Top-Vier-Mannschaften im Pokal geschafft.
In solchen Spielen müssen wir dann abliefern, um ins Finale zu kommen. Ich bin der Meinung, dass Rückschläge in der Entwicklung junger Spieler wertvoller sein können als Erfolge. Das Negativ-Erlebnis in positive Energie umzuwandeln, das ist letztlich die Kunst. Wir werden die richtigen Schlüsse daraus ziehen und uns auf den Endspurt in der Liga vorbereiten.
Charles Takyi: Wir wollten gegen Freiburg mit Pressing und hoher Intensität auftreten. Das ist uns nicht ganz so gelungen. Diese Niederlage tat am Spieltag selbst und auch noch einen Tag später weh, aber wir müssen auch loslassen können, aus dem Vergangenen lernen und nach vorne blicken. Wir reflektieren ständig, um die richtigen Schlüsse zu ziehen.
Schalke U19: Erst die Grundtugenden, dann die Stellschrauben
Welche Möglichkeiten haben Sie als Trainerteam, um in einem Spiel, das nicht nach Wunsch läuft, einzugreifen?
Volkan Ünlü: Bevor ein Trainer eingreifen kann, müssen die Grundtugenden wie maximaler Einsatz vorhanden sein. Und dann versuchen wir natürlich, an gewissen Stellschrauben zu drehen.
Charles Takyi: Es ist nicht so einfach, in ein laufendes Spiel einzugreifen. Und wenn ich dann an Begegnungen vor 60.000 Zuschauern denke: Da kannst du an der Seitenlinie brüllen und rufen, aber es hört dich kaum einer. Vielleicht kannst du drei, vier Spieler durch Kommandos erreichen. Die Halbzeit ist eigentlich die Hauptmöglichkeit, um auf gewisse Dinge einzugehen und etwas zu verändern.
FC Schalke 04 U19: Tabellenzweiter der A-Jugend-Bundesliga West
Tim Hoogland: Während des Spiels ist das eine besondere Herausforderung. Der Coach hat gegen Freiburg die Halbzeitpause genutzt, um Dinge anzusprechen, und in der zweiten Halbzeit waren wir besser im Spiel. Aber am Ende sind wir verdient ausgeschieden.
Schalkes U19 liegt in der Bundesliga West als Tabellenzweiter vielversprechend im Rennen, muss aber noch gegen die anderen Spitzen-Mannschaften Bayer 04 Leverkusen und Borussia Dortmund ran, die weitaus größere Möglichkeiten besitzen. Befindet sich Schalke mit der Konkurrenz auf Augenhöhe?
Volkan Ünlü: Man kann durchaus behaupten, dass Leverkusen und Borussia Dortmund vorne sind, was die grundsätzlichen Möglichkeiten angeht. Pauschal stelle ich das aber nicht fest. Es gibt Bereiche, in denen sind die anderen vielleicht besser als wir. Aber es gibt auch einige Dinge, die wir auf Schalke besser machen. Auch wenn andere Teams in den vergangenen Jahren individuell besser besetzt waren, konnten wir gute Erfolge vorweisen. Was man nicht vergessen darf: Wir haben auf Schalke mit Norbert Elgert den vielleicht besten Coach.
Basics und Tagesform spielen immer eine Rolle
Charles Takyi: In der Breite kann Borussia Dortmund immer wieder nachlegen, aber ob es das Entscheidende ist, lässt sich nur schwer vorhersagen. In diesen Duellen spielen Basics und Tagesform immer eine Rolle. Die Gier entscheidet letztlich, ob es gelingt, in solchen Spielen eine Topleistung abzurufen.
Tim Hoogland: Wir müssen uns zugestehen, dass Mannschaften wie Dortmund, Leverkusen oder Hoffenheim mit ihrer individuellen Stärke top besetzt sind. Die Kader solcher Teams sind in dieser Hinsicht viel breiter aufgestellt als unserer. Unser Ziel und unsere Aufgabe ist es, das bestmögliche aus der Mannschaft und aus jedem einzelnen herauszuholen. Wir wollen jeden so entwickeln, dass er auf seine Weise glänzen kann, um als Team gegen solche Mannschaften bestehen zu können. Wir haben gegen Dortmund ein Riesenspiel gemacht, da war definitiv ein Punktgewinn drin. Wenn wir als Mannschaft unsere bestmögliche Leistung abrufen, können wir zur Spitze gehören. Aber auch nur dann.
Sie beide haben früher unter Norbert Elgert gespielt und sind jetzt als Co- und Torwart-Trainer in die tägliche Arbeit eng mit eingebunden. Was ist das Besondere an Norbert Elgert?
Charles Takyi: Fachlich macht ihm keiner etwas vor. Er ist menschlich zudem top. Diese Kombination findet man selten. Er entwickelt Spieler für den nächsten Schritt. Seine Erfolge sprechen für ihn. Wir sprechen da nicht nur über ehemalige Schalke-Talente, die es bis in die Champions League und zum Weltmeistertitel geschafft haben, sondern über zahlreiche Spieler, die in der Knappenschmiede ausgebildet wurden und jetzt im Ausland oder hier in der 2. oder 3. Liga aktiv sind. Ich weiß nicht, ob es auf dem Kontinent einen Ausbilder gibt, der auch nur annähernd an Norbert Elgert herankommt.
Volkan Ünlü: Ich hatte Norbert Elgert nicht nur als Trainer im Jugendbereich, sondern auch als Co-Trainer bei den Schalker Profis. Manchmal habe ich schon gedacht: Warum hat er das jetzt gesagt? Aber es hat alles Sinn ergeben. Er hat uns junge Spieler auf den Profibereich vorbereitet. Das ging auch nicht nur mit streicheln, denn in der Realität umarmt man sich nicht nur.
Wichtig, Werte vorzuleben
Ist Norbert Elgert eher der strenge Lehrer oder der väterliche Freund?
Tim Hoogland: Du kannst nicht immer nur der Freund der Spieler sein. Früher, und heute mehr denn je, ist es wichtig geworden, Werte vorzuleben. Es ist wichtig, dass wir als Fußballtrainer Menschen sind, die sich in einem Schmelztiegel bewegen aus allen Nationen und Religionen. Darin wollen wir das Wir-Gefühl und Miteinander vorleben. Das macht er super. Die Mischung macht es aus, zu wissen: wann muss ich hart sein, wann muss richtig gearbeitet werden, wann bauchen wir volle Konzentration, wann können wir mal Spaß machen und wann sind wir für die Jungs da.
Gibt es Elgert-Sätze, die Ihnen heute noch fest im Gedächtnis eingebrannt sind?
Charles Takyi: Heute besser sein als gestern, morgen besser sein als heute. Den Satz habe ich eingespeichert. Manchmal hat man erst ein, zwei, drei Jahre später begriffen, was mit manchen Worten eigentlich gemeint war. Als Spieler habe ich auf jeden Fall sehr viel mitgenommen.
„Unzählige Wege, Spieler besser zu machen“
Volkan Ünlü: Der Mensch steht unter Norbert Elgert immer im Mittelpunkt. Er hat als Trainer unzählige Wege, Spieler besser zu machen.
Tim Hoogland: Ich hatte nur eine Saison bei ihm, 2003/2004, und war in diesem einen Jahr Kapitän in der U19. Mitgenommen habe ich neben dem Teamgedanken die Eigenschaften des Kämpfers, der nie aufgibt, der immer noch glaubt, auch in der letzten Sekunde, einen Sieg einzufahren oder eine Niederlage abzuwenden. Diese Punkte sind ihm heute noch genauso wichtig.
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Worauf legt Norbert Elgert im Training großen Wert?
Volkan Ünlü: Was Spieler auf keinen Fall machen dürfen, ist im Training nicht alles zu geben.
Charles Takyi: Ehrlichkeit ist für Norbert Elgert ein ganz wichtiges Kriterium. Das ist die Basis für alles. Darauf basiert Vertrauen.
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