Gelsenkirchen. Klaus Lindner wird neuer Gelsensport-Präsident. Er richtete sein Wort nach einem langen Abend direkt an seine Konkurrenten.
An Position 15 von 18 auf der Tagesordnung der Gelsensport-Mitgliederversammlung stand die mit Spannung erwartete Wahl des Präsidiums – erstmals mit mehreren Bewerbern auf das Präsidentenamt. Die Versammlung dauerte bis spät in den Freitagabend. Um kurz vor 22 Uhr begannen die Kandidaten im Gelsenkirchener Sportzentrum Schürenkamp, sich vorzustellen. Die Entscheidung zwischen Dieter Kutzborski, Norman Dauksch und Klaus Lindner fiel dann erst um viertel nach elf, nach einer Stichwahl.
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Im ersten Wahlgang bekam der ursprünglich designierte Kandidat Kutzborski nur 39 der insgesamt knapp 200 Stimmen. Lindner (89) und Dauksch (52) traten in einer Stichwahl gegeneinander an. Mit 121:52 Stimmen (einige waren ungültig) gewann da Klaus Lindner, der langjährige Chef des BSV Buer-Bülse. Lindner sagte nach seiner Wahl: „Ich bedanke mich für Ihr Vertrauen. Außerdem möchte mich auch bei den anderen beiden Kandidaten bedanken, das war eine faire Auseinandersetzung. Und selbst wenn man nicht gewählt ist, kann man ja trotzdem mitarbeiten. Ich zähle auf Sie.“
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Gelsensport-Versammlung: Am Anfang viele Streitereien
Bevor es zum mit Spannung erwarteten Dreikampf kam, waren es Zweikämpfe im Stehen und im Sitzen, die den ersten Teil der Mitgliederversammlung dominierten. Auf dem Hallenboden lieferten sich einzelne Vertreter des Stadtsportbundes und der Vereine kleinere, persönliche Streitereien – auf den Stühlen sitzend oder am Rednerpult stehend. Um Inhalte ging es dagegen insbesondere bis zur ersten Pause nach anderthalb Stunden selten. Entsprechend lang dauerte auch die gesamte Mitgliederversammlung.
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Am Anfang nutzten Oberbürgermeisterin Karin Welge und einige Vereinsvertreter die Gelegenheit, sich nochmals bei Jürgen Deimel zu bedanken, der nach fast 40 Jahren aus dem Präsidentenamt ausscheidet. „Ganz herzlichen Dank für Ihre langjährige Arbeit und Ihren Dienst im Gelsenkirchener Sport. Danke, dass Sie das Modell Gelsensport vom ersten Tag mitgeprägt haben und das Aushängeschild und Gesicht Gelsensports waren“, sagte Welge in Ihrem Grußwort zu Beginn der Versammlung, ehe sie Deimel und dem ebenfalls ausscheidenden Vizepräsidenten Heiner Telm ein kleines Geschenk überreichte.
Jürgen Deimel zum Ehrenpräsidenten ernannt
Darüber hinaus wies sie mit Blick auf die in den vergangenen Wochen geäußerten Umstrukturierungs- und gar Auflösungsforderungen aber auch auf die besondere Bedeutung des Treffens hin: „Wir wünschen uns, dass dieses Modell wieder in gutes Fahrwasser gerät und einen erfolgreichen Neustart hinlegt. Dafür ist dieser Tag der erste wesentliche Schritt“, betonte sie und appellierte: „Das wird von dem Geist dieser Veranstaltung abhängen, gemeinsam im Mannschaftsspiel anzupacken und voranzukommen. Das wird Ihre Aufgabe sein.“
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Auf die teils infrage gestellte Zukunft und die von der Politik beschlossene Analyse der Institution Gelsensport ging auch Jürgen Deimel in seiner Rede an die Vereine ein. Er habe erhebliche Zweifel, ob ein kommunales Sportamt die bessere Alternative wäre.
„Es geht nicht nur um Verwaltungsaufgaben, sondern auch um Ideen und Visionen. Wir unterstützen die Organisationsanalyse, sie wird zeigen, wie viel die Stadt durch Gelsensport einspart und dass wir in der Stadtgesellschaft angekommen sind. Lassen Sie uns offen und ehrlich die Weichen für die Zukunft des Gelsenkirchener Sports stellen“, sagte er.
Mit Blick auf seinen Abschied bilanzierte er: „Ich bin stolz auf die Mitarbeiter Gelsensports, das Präsidium und den Hauptschuss und freue mich, meinem Nachfolger eine finanziell gesunde Organisation zu übergeben.“ Als er das Rednerpult verließ und zu seinem Platz zurückging, erhoben sich die Vereinsvertreter und applaudierten dem langjährigen Chef. „Nach fast 40 Jahren tut das der Seele gut“, schwärmte Deimel. Später ernannten ihn die Klubs sogar zum Ehrenpräsidenten des Stadtsportbundes.
Haushaltsplan 2021 angenommen
Das war’s dann aber auch schon mit der Harmonie. Zum knapp 60 Seiten umfassenden Arbeitsbericht gab’s anschließend mal mehr mal weniger aggressiv formulierte Fragen und Antworten.
Fragen kamen meist von Peter Friedrich, Chef der Vereine Mein persönliches Come-Back und TV Heßler, Antworten gab größtenteils Günter Pruin, Stabsstellenleiter und früherer Geschäftsführer von Gelsensport. Die Jahresrechnung 2020 nahmen die Vereine letztlich aber doch einstimmig an, den Haushaltsplan für 2021 ebenfalls – aber mit neun Gegenstimmen. Ein Erfolg – nach einigen Zweikämpfen. Erst danach kam es zur Präsidentenwahl.
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