Gelsenkirchen. Abschaffen wollen die Vereine ihren Dachverband nicht – aber alles so lassen eher auch nicht. Vier Lehren aus der großen WAZ-Vereinsumfrage.

Heute wird‘s ernst. Um 18.30 Uhr beginnt die Mitgliederversammlung des Stadtsportbundes Gelsensport. Höhepunkt wird die Wahl des neuen Präsidenten sein. Doch auch abseits davon gibt es einiges aufzuarbeiten: Immer wieder klagen Vereine über einen schlechten Zustand ihrer Sportanlagen, im Stadtrat wurde zuletzt über eine Umstrukturierung Gelsensports, ja sogar Auflösung diskutiert. Vor der Mitgliederversammlung hat die WAZ deshalb eine Umfrage unter allen Sportvereinen der Stadt gestartet: Ein Fragebogen mit 21 Fragen aus sechs Themenbereichen.

Einerseits ist die Umfrage eine Bestandsaufnahme: Was läuft gut, was nicht? Aber auch als To-Do-Liste für den neuen Präsidenten. 71 der 193 Mitgliedsvereine des Stadtsportbundes beteiligten sich und verteilten Schulnoten von eins bis sechs. Die Ergebnisse zeichnen zwar kein repräsentatives Bild, haben aber doch eine deutliche Aussagekraft. Vier zentrale Ergebnisse:

1. Die Gelsenkirchener Sportstätten sind in mäßigem Zustand.

Insgesamt sind die Vereine mit ihren öffentlichen Sportstätten nur mäßig zufrieden. Die meisten Bewertungen bewegen sich zwischen 3+ und 4- , wobei es Ausreißer nach oben, vor allem aber nach unten gibt. Mit den Trainingszeiten sind dafür umso mehr Klubs einverstanden. Mehr als die Hälfte findet diese gut oder sehr gut.

2. Vereine wollen mehr Offenheit für Ideen und Transparenz.

Vereine mit neuen Ideen rennen bei Gelsensport keine offenen Tore ein. 46 Prozent der Vereine geben dem Stadtsportbund hier die Note fünf oder sechs. Sie klagen über lange Wartezeiten bei Anfragen und meist negative Antworten. Diese wollen die Klubs dann auch transparent erklärt bekommen. Generell sehnen sich die Klubs nach mehr Transparenz. Nur 15 Prozent fühlen sich bei Beschlüssen von Politik und Gelsensport gut oder sehr gut aufgeklärt.

Wie der neue Präsident hier ansetzen könnte: am direkten Kontakt zu den Vereinen, denn der ist da. 60 Prozent der Vereine kennen ihren Ansprechpartner bei Gelsensport gut oder sehr gut.

3. Auftritt der handelnden Personen schlechter als die Arbeit an sich.

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Erstaunlich: Der Auftritt der handelnden Personen kommt deutlich schlechter weg als die Wahrnehmung der Arbeit insgesamt – Note 4 statt 3,7. Durch den Aufruf Gelsensports an den Fußballkreis, sich von seinem Vorsitzenden Christian Fischer zu trennen, und die plötzliche Trennung von Geschäftsführer Marco Baron seien innere Konflikte sichtbar und ausgetragen worden, so die Kritik.

4. Der Wunsch: Keine Betriebskosten und Fortbestand Gelsensports.

Als Gelsensport 1994 die Sportverwaltung von der Stadt übernahm, war das größte Ziel, dass die Vereine öffentliche Sportstätten weiter kostenlos nutzen konnten. Aktuell stellt dies eine Zuwendung der Sparkasse in Höhe von einer halben Million Euro sicher. Ändern soll sich daran nichts: Zwei Drittel wollen weiter keine Betriebskosten zahlen.

Auch die Institution Gelsensport stellt die Mehrheit nicht infrage. 75 Prozent finden, dass Gelsensport weiter für die Sportverwaltung zuständig sein soll. Der Großteil knüpft dies aber eine Bedingung: strukturelle Veränderungen.

Dieser Text ist eine Analyse der großen WAZ-Vereinsumfrage zu Gelsensport. Alle Fragen, Ergebnisse und Antworten finden Sie hier