Gelsenkirchen. Die Sorgen sind nach wie vor groß. Der Vorsitzende fühlt sich von den Verbänden nicht richtig ernst genommen.

Norbert Falkenhain hat in Zeiten, die fast ausschließlich aus Negativnachrichten und Tiefschlägen bestehen, eine eigene Strategie entwickelt. „Ich erwarte nur noch wenig. Wenn es dann ein bisschen besser wird, bin ich mit dem Tag eigentlich schon zufrieden“, sagt der Präsident der Turngemeinde Ückendorf.

TGÜ: Rund 350 Mitglieder

Bei der letzten Zählung hatte der Gelsenkirchener Breitensportverein 25 Mitglieder verloren. Für Falkenhain und seine Mitstreiter ein ziemlicher Rückschlag, auch wenn die Gesamtmitglieder-Zahl immer noch bei etwas mehr als 350 Leuten liegt. Bei den Beiträgen zählte Falkenhain zuletzt „fünf, sechs Rückläufer.“

„Wir liegen, was die Mitgliederzahlen angeht, irgendwo im Mittelfeld“, stellt der rührige Funktionär fest. Zuwächse, wie sie der Landessportbund NRW gerade bei Kleinvereinen im Bereich von durchschnittlich einem Prozent erfasst hat, kann Falkenhain nicht bestätigen.

Falkenhain fühlt sich nicht abgeholt

„Bei uns gibt es seit Monaten keinen einzigen Eintritt, wobei man natürlich sagen muss: Warum auch? Wir können seit langer Zeit keine sportlichen Aktivitäten anbieten.“

Norbert Falkenhain macht aus seiner Enttäuschung keinen Hehl. „Ich fühle mich bei den Corona-Bestimmungen einfach nicht abgeholt."

Er zeigt auf: "Wir sind ein gemeinnütziger Verein, haben Gruppen von 30 bis 35 Kindern, aber wir sind eben keine Fußball-Mannschaft. Wenn ich mir manche Corona-Beschlüsse oder Änderungen im Sport so durchlese, dann taucht dort oft ein Satz wie „in Absprache mit dem Fußballkreis“ auf. Das bringt uns aber nichts."

TGÜ-Chef: Frage nach dem Stellenwert

Falkenhain stellt fest: "Einem gemeinnützigen Verein wie der TGÜ oder einer Sportart wie zum Beispiel dem Schwimmen scheint einfach nicht der Stellenwert entgegengebracht zu werden, der für den Fußball gilt. Wir finden in diesen Konzepten von den Verbänden einfach nicht statt. Und das finde ich schade.“

Die TG Ückendorf bietet nicht nur Training für Kinder, sondern auch viele Aktivitäten für Senioren an.

"Aktiv sein und sich sehen"

„Die Menschen kommen zu uns, um aktiv zu sein und sich vor allem zu sehen. Das ist im Moment nicht möglich. Bei uns sind in der vergangenen Zeit drei Senioren verstorben, die sich zwölf Monate nicht beim Sport begrüßen konnten. Das sind ganz tragische Momente, wenn man so etwas erfährt“, sagt der TGÜ-Chef.

Wann die TG Ückendorf für junge und alte Mitglieder wieder ihre Pforten öffnen kann, ist völlig unklar. Falkenhain: „80 Prozent unserer sportlichen Aktivitäten finden in der Halle statt. Und beim Hallensport wird aus der Erfahrung der letzten Zeit eher später gelockert. Ich rechne nicht damit, dass sich die Situation vor den Sommerferien bessert.“

Finanzielle Hilfe? Keine Euphorie beim Vorsitzenden

Dass der Landessportbund bemüht ist, in Zusammenarbeit mit der Politik für finanzielle Vereinshilfe zu sorgen, hat Falkenhain zur Kenntnis genommen. Mehr aber auch nicht.

„So ganz euphorisch“, sagt er, „bin ich da nicht. Wenn es finanzielle Hilfe gab, war diese meistens auf ein Projekt bezogen. Dazu muss aber erst ein Projekt, das sich zum Beispiel gegen Diskriminierung richtet, vorgewiesen werden. Dazu haben wir aktuell gar keine Chance.“ Die TGÜ steckt also weiter im Teufelskreis.

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