Essen. Moskitos Essen haben sich das Playoff-Heimrecht im Achtelfinale gesichert – obwohl die „Mücken“ lange durch die Saison strauchelten. Ein Rückblick.

44 Spiele absolvierten die Moskitos Essen in der Hauptrunde der Eishockey-Oberliga Nord. Die Bilanz: Tabellenplatz vier, 81 Punkte und ein Torverhältnis von 168:142. Neben starken Phasen wie im Oktober oder Januar und Februar durchlebten die „Mücken“ aber auch durchwachsene Monate.

Wir haben den Weg in die Playoffs, in deren erster Runde Essen auf den EC Bad Tölz trifft, nachgezeichnet.

Auch interessant

29. September: Gala beim ersten Saisonsieg gegen die Hannover Indians

„Der ESC ist wieder da!“, riefen die Fans der Moskitos Essen auf den Rängen am Westbahnhof am 29. September 2024. Nach dem Fehlstart (nur ein Punkt aus drei Spielen) landeten die „Mücken“ vor 2000 Zuschauern am vierten Spieltag einen wichtigen Befreiungsschlag und feierten die 7:1-Galavorstellung gegen die Hannover Indians.

Der erste Saisonsieg war der Startschuss für die erste überzeugende Phase: Durch folgende sieben Siege aus acht Spielen kletterte Essen bis auf Tabellenplatz zwei. Der Fehlstart? Vergessen. Die Moskitos hatten sich wieder zu einem Top-Team entwickelt, konnten in den Wochen darauf aber nicht daran anknüpfen.

Eishockey in Essen
Leon Fern (Mitte) traf für die Moskitos Essen beim 7:1-Kantersieg gegen die Hannover Indians im September 2024. Hier bejubelt er seinen Treffer. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

24. November: Heimblamage gegen Rostock – der vorläufige Tiefpunkt

Ende November erreichte die Krise, in die die Moskitos nach der phänomenalen Serie im Oktober hineingeschlittert waren, ihren vorläufigen Höhepunkt: Vor den eigenen Fans am Westbahnhof blamierten sich die Essener gegen die Rostock Piranhas und fielen bei der 1:6 -Klatsche förmlich auseinander. Viele Anhänger verließen die Halle frühzeitig, nach der Schlusssirene herrschte Untergangsstimmung am Westbahnhof.

„Es war eine Mannschaft, die heute gespielt hat – und das war Rostock“, räumte Trainer Danny Albrecht ein, der in der Woche darauf den viermaligen deutschen Meister Daniel Weiß verpflichtete – eine im Nachhinein extrem wichtige Entscheidung.

8. Dezember: Overtime-Heimpleite gegen Herford und Systemänderung

Für den direkten Turnaround sorgten die Verpflichtungen von Weiß und Lennart Otten aber nicht, nach der 3:4-Heimniederlage nach Verlängerung gegen den Herforder EV spitzte sich die Moskitos-Krise zu. Albrecht ließ sich auf der Pressekonferenz nach der vierten Niederlage aus den vergangenen fünf Heimspielen aus gesundheitlichen Gründen entschuldigen.

Trotzdem zog er eine wichtige Konsequenz aus den vergangenen Spielen: Nach der Niederlage gegen Herford änderte er das System in der defensiven Zone, vereinfachte es, weil es vielleicht, so Albrecht damals, für den einen oder anderen Spieler zu schwierig gewesen sei.

Eishockey in Essen
Entwickelte sich nach seinem Wechsel nach Essen zu einem wichtigen Leistungsträger: Moskitos-Routinier Daniel Weiß. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

26. Dezember: Weihnachts-Heimklatsche gegen Tilburg – der Wendepunkt

Bis die Umstellungen in der Defensive Wirkung zeigten, dauerte es drei Wochen. Die 4:9-Heimklatsche gegen die Tilburg Trappers am zweiten Weihnachtstag zeichnete einen weiteren Tiefpunkt in der bis dahin so trüben Saison, die Anhänger auf den Rängen pfiffen die Spieler nach der Schlusssirene gnadenlos aus. „Wie verantwortungslos wir im zweiten Drittel defensiv agiert haben, regt mich einfach auf“, wütete Albrecht. Was er sich von diesen Worten auch erhofft haben dürfte: Die Tilburg-Klatsche war der große Wendepunkt der Saison, nach dem sich die „Mücken“ endlich dauerhaft aus der Krise befreien konnten.

Auch interessant

Hatten sie in den 16 Spielen zuvor noch im Schnitt 4,3 Gegentore pro Spiel kassiert, mussten sie in den verbleibenden 17 Begegnungen bis zum Hauptrundenende nur durchschnittlich 2,8 Gegentreffer hinnehmen – was für eine Entwicklung. Nach der Niederlage wechselte Albrecht außerdem seine Defensiv-Duos und zog Leon Fern und Fabio Frick in Reihe eins – ein wichtiger Schritt. Danach hatte der Trainer seine Formation langsam gefunden, die Reihen konnten sich einspielen – auch, weil die Moskitos im Gegensatz zu den ersten Saisonmonaten von komplizierteren Verletzungen verschont blieben. „Die Reihenzusammenstellung ist das A und O“, meint Albrecht.

17. Januar: Kapitänswechsel! Albrecht setzt Zeichen

Mitte Januar wechselte Trainer Danny Albrecht seinen Kapitän. Die Essener hatten sich gerade wieder ergebnistechnisch stabilisiert, konnten aber spielerisch noch nicht überzeugen. Im Heimspiel gegen die Saale Bulls Halle erhielt der Aufwind einen Dämpfer, die Moskitos holten trotz zwischenzeitlicher 3:1-Führung nur einen Punkt. Albrecht setzte danach ein Zeichen und beorderte den Letten Elvijs Biezais zum Kapitän. Nicolas Cornett blieb gemeinsam mit Leon Fern nur noch die Rolle als Assistent.

Essen: Moskitos Essen - Hannover Indians
Elvijs Biezais (rechts) übernahm Mitte Januar das Kapitänsamt bei den Moskitos Essen. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

„Ich glaube, dass Corny danach ein bisschen seine Form wiedergefunden hat und Elvijs mehr Verantwortung übernehmen musste“, erklärt Albrecht, der die Mannschaft erfolgreich aus der Krise geführt hat. Für ihn war der Wechsel einer der wichtigen Punkte für den Turnaround. Erstmals führte das neue Kapitänstrio die „Mücken“ beim 6:1-Heimsieg gegen die Icefighters Leipzig auf das Eis, der gleichzeitig das erste Spiel der neuformierten zweiten Reihe um Ralf Rinke, Daniel Weiß und Lukas Valasek war, die seitdem überzeugt.

24. Januar: Derbysieg gegen Herne vor ausverkaufter Halle

Am 24. Januar erreichte die euphorische Moskitos-Stimmung ihren vorläufigen Höhepunkt: Beim 4:3-Derbysieg gegen den Herner EV quetschten sich 3850 Zuschauer auf die Ränge am Westbahnhof, erstmals seit fast 15 Jahren meldete der Eishockey-Oberligist ausverkauft. Die Derbysieg-Party erhielt allerdings einen empfindlichen Dämpfer, weil Geschäftsführer Thomas Böttcher verbal entgleiste und einen Schmähgesang in Richtung des HEV anstimmte.

Eine Aktion, die sinnbildlich stand für die vielen Nebenschauplätze, mit denen die Moskitos nach dem Diebstahl-Abbruch des Heimspiels gegen die Hammer Eisbären Ende Dezember 2024 zu kämpfen hatten. Umso beeindruckender: Die Mannschaft ließ sich von den Störgeräuschen neben dem Eis nicht beeinflussen und lieferte auch in den Wochen danach weiterhin ab.

Eishockey-Oberliga
Moskitos Essen - Herner EV Miners
Die Spieler der Moskitos Essen ließen sich nach dem 4:3-Derbysieg gegen den Herner EV vor ausverkaufter Halle am Westbahnhof feiern. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

21. Februar: Auswärtssieg beim Meister unterstreicht Top-Form

Am letzten Spieltag der Hauptrunde unterstrichen die Moskitos ihre sensationelle Verfassung und entführten durch den 5:4-Sieg bei Meister Tilburg Trappers drei Punkte aus den Niederlanden – ein weiteres Ausrufezeichen vor den Playoffs. Die zahlreich mitgereisten Fans feierten die Mannschaft, die „Mücken“ festigten durch die Überraschung ihre Position als formstärkstes Team der Oberliga Nord und starten mit viel Schwung in die Achtelfinal-Serie gegen den Traditionsklub EC Bad Tölz.

Das Heimrecht in der ersten Runde hatten sich die Essener bereits durch den 6:3-Auswärtssieg in Rostock vier Spieltage vor Schluss gesichert. Auch wenn die Moskitos den Sprung auf Platz drei verpassten, weil der Patzer der Icefighters Leipzig ausblieb, war Albrecht stolz auf seine Spieler. „Wir haben alles dafür gegeben, den dritten Platz noch zu erreichen und eine unglaubliche Aufholjagd gestartet.“

Alle Hintergründe zu den Moskitos Essen: