Essen. Es war ein Eishockey-Fest am Essener Westbahnhof. Die Moskitos schlagen Herne, der Trainer verlängert – und dann entgleist der Geschäftsführer.
- Moskitos Essen feiern vor ausverkauftem Haus den Derbysieg gegen Herne
- Nach dem Spiel wird die Vertragsverlängerung des Trainers bekanntgegeben
- Geschäftsführer Thomas Böttcher sorgt für einen Eklat
Alles war vorbereitet für die große Derbysieg-Party in der Eissporthalle am Westbahnhof: 3850 Zuschauer hatten sich beim Heimspiel der Moskitos Essen gegen den Herner EV auf die Ränge gequetscht, für die größte Kulisse im Essener Eishockey seit fast 15 Jahren gesorgt. Nach dem 4:3 (3:1, 1:1, 0:1)-Derbysieg vor ausverkaufter Halle hatten die „Mücken“ eine weitere euphorisierende Nachricht für die Fans: Die Vertragsverlängerung von Danny Albrecht.
Der Trainer hätte sich die Verkündung allerdings in einem anderen Rahmen gewünscht, eine Aktion trübte die Stimmung nach der Schlusssirene bedeutend. Bevor und nachdem Thomas Böttcher die Trainer-Verlängerung auf dem Eis bekanntgab, stimmte er „Jeder Herner …“ an. Das Wort, das die Fans bei diesem Schmähgesang dann ergänzen, soll an dieser Stelle nicht genannt werden.
Oberliga-Revierderby: HEV-Trainer Dirk Schmitz kritisiert Böttcher-Aktion
Teile der Anhänger auf der noch immer rappelvollen Stehplatztribüne vollendeten die Zeile, sodass der Schmähgesang deutlich hörbar durch die Eissporthalle schallte. Viele Fans – auch einige Moskitos-Anhänger – verurteilten die Aktion des Geschäftsführers in den Kommentarspalten in den sozialen Netzwerken. „Ich möchte mich ganz herzlich bei unseren mitgereisten Fans für die tolle Unterstützung bedanken und dafür entschuldigen, was da zum Schluss passiert ist. Das ist leider ein völliges No-Go“, erklärte HEV-Trainer Dirk Schmitz auf der Pressekonferenz.
„Ich hoffe, das werden andere dann ordentlich aufarbeiten. Sorry.“ Auch Albrecht räumte ein, dass er nicht glücklich darüber sei, was nach Spielende passiert sei. Am Samstagmorgen reagierte Böttcher und entschuldigte sich für die Aktion über die offiziellen Vereinskanäle.
Zumal sich die Moskitos eine Signalwirkung erhoffen von einem rauschhaften Eishockey-Abend, den der Westbahnhof seit über einem Jahrzehnt nicht mehr erlebt hatte. Die Fans auf den Rängen fluchten, bangten, feuerten ihre Vereine an, die Essener unter ihnen durften letztlich aber vor allem eines: Jubeln.
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„Ich gehe davon aus, dass heute auch viele da waren, die zum ersten Mal in der Eishalle waren und hoffentlich einen guten Eindruck gewonnen haben“, erklärte Fabio Frick, der den achten Moskitos-Sieg in den vergangenen neun Spielen durch seinen Doppelpack im Anfangsdrittel einleitete. Nach dem Spiel durfte der Verteidiger vor den Fans auf der Stehplatztribüne die „Humba“ anstimmen. „Vielleicht sieht man sie ja wieder, würde uns auf jeden Fall freuen.“ Die „Mücken“ hätten laut Geschäftsführer Böttcher noch 500 bis 600 Tickets mehr verkaufen können, hatten noch 70 zusätzliche Anfragen für den VIP-Raum – so groß war der Andrang.
Moskitos Essen: Fans wunderten sich über geschlossene Abendkasse
„Es waren auch unheimlich viele Fans da, die sich gewundert haben, dass die Abendkasse nicht geöffnet war“, erklärte Böttcher. Die, die sich in den vergangenen Tagen die letzten Tickets gesichert hatten, sorgten in der Halle für eine tolle Kulisse. Am aufgeheizten war die Stimmung an der Grenze zwischen Gästeblock und Essener Stehplatztribüne, wo sich am Rand offenbar Personen aus der Fanszene von Fußball-Drittligist Rot-Weiss Essen positioniert hatten.
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Wortgefechte und Provokationen flogen durch die Luft, immer wieder mussten die Ordner die HEV-Fans zurückdrängen, passiert ist nach ersten Erkenntnissen aber weder vor noch in der Halle etwas. Zumal das Spiel die Fans trotz der großen Kulisse nur in wenigen Phasen mitriss – zum Beispiel in einem aus Essener Sicht überzeugenden Anfangsdrittel, für das sich die Gastgeber mit einer 3:1-Führung belohnten.
Der Mittelabschnitt hielt für die Zuschauer besonders ein Highlight bereit: Den Faustkampf zwischen Essens Ralf Rinke und HEV-Verteidiger Niklas Heyer, der im vergangenen Jahr noch in Essen unter Vertrag stand. Rinke entschied die Auseinandersetzung nach wenigen Sekunden für sich, heizte die Stimmung weiter an. Im letzten Drittel sei es dann wieder ein bisschen ängstliches Eishockey von seiner Mannschaft gewesen, kritisierte Moskitos-Trainer Danny Albrecht.
Seine Mannschaft habe die Schüsse nicht mehr genommen, die Räume nicht mehr besetzt wie vorher – das beeinflusste auch die Atmosphäre auf den Rängen. Stimmungsvoller wurde es erst wieder, als die Moskitos die Führung souverän ins Ziel gebracht hatten. Bleibt die Frage, ob die Hausherren eine so große Begeisterung entfachen konnten, dass viele Zuschauer tatsächlich wiederkommen? „Schlauer sind wir nächste Woche“, sagte Albrecht.
Moskitos-Trainer Albrecht: „Dann werden wir sehen ...“
In den nächsten beiden Heimspielen geht es gegen direkte Konkurrenten im Kampf um die Playoff-Qualifikation: Am 2. Februar (So., 18.30 Uhr) gegen den Herforder EV, am 7. Februar (Fr., 20 Uhr) gegen die Hannover Indians. „Dann werden wir sehen, ob der eine oder andere nicht nur Event-Fan war, sondern dann vielleicht nochmal kommt.“
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