Essen. Im Interview spricht Tusem Essens Max Neuhaus über das Heimspiel gegen Coburg an diesem Freitag, über die Auswärtsschwäche und seine Verletzung.

Max Neuhaus ist wieder da und Tusem Essen blickt nach der Rückkehr des 25-Jährigen positiv auf die kommenden Wochen. An diesem Freitagabend empfangen die Zweitliga-Handballer den HSC Coburg (19 Uhr/hier im Live-Ticker).

Zuvor spricht der Rückraumspieler über die Auswärtsmisere und seine Verletzungspause.

Herr Neuhaus, die wichtigste Frage gleich zu Beginn: Von seinen bisher zehn Auswärtsspielen konnte der Tusem kein einziges gewinnen. Warum?

Max Neuhaus: Genau kann ich das auch nicht sagen. Durch meine lange Verletzungspause habe ich leider nicht so viele Auswärtsspiele mitgemacht. Klar war ich auch während dieser Zeit nah dran an der Mannschaft, aber eingreifen konnte ich nicht. Ich hatte immer das Gefühl, dass wir die Köpfe zu schnell hängen lassen, wenn wir einmal eine schlechte Phase in einem Spiel haben. Das ist wohl unser größtes Problem, dass man bei einem Negativlauf denkt, dass es schon wieder nicht klappt.

Es ist also Kopfsache.

Ja, in erster Linie ist es ein Kopfproblem. Wenn wir diesen Knoten endlich mal lösen, wird das auch auswärts wieder regelmäßiger mit Erfolgen klappen. Ich denke, dass wir das auch in den kommenden Wochen hinbekommen werden. In Ferndorf hatten wir vergangenen Samstag auch eine zehnminütige Schwächephase, aber danach haben wir bis zum Ende gekämpft und hatten trotz der ersten Auswärtsniederlage noch ein einigermaßen okayes Gefühl, sofern es so etwas nach einem verlorenen Spiel geben kann. Und ja: Zu Hause klappt es ja auch mit dem Gewinnen.

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Was macht eine solche Negativserie mit einer Mannschaft?

Durch die Erfolge zu Hause trat nie eine negative Grundstimmung auf, auf die Niederlage folgte ja ein Sieg. Aber ja, in den Köpfen ist das schon drin. Eine negative Phase hat man in fast jedem Spiel. Zu Hause überwinden wir die, auswärts haben die Mechanismen noch nicht gegriffen. Aber wir haben es viele Male angesprochen. Und wir wissen, dass wir es besser können.

Tusem Essens Max Neuhaus.
Tusem Essens Max Neuhaus. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Sie selbst waren vergangenen Samstag in Ferndorf nach längerer Verletzungspause wieder dabei. Immerhin ein Lichtblick?

Ja, auf jeden Fall. Ich war ja lange raus. Erst hatte ich mich Anfang Oktober am Knie verletzt, war dann Ende November wieder fit und schnell folgte nach wenigen Spielen eine Daumenverletzung. In der Wintervorbereitung war ich somit raus, ich habe vergangene Woche erstmals wieder richtig mittrainiert. Aber ich merke selbst, dass ich konditionell noch Nachholbedarf habe. Ich war schon ziemlich kaputt während des Ferndorf-Spiels. Die Intensität der Zweikämpfe kann man nicht simulieren, da helfen auch Radfahren und Laufen nicht. Das geht nur im Spiel oder im Training. Aber das wird wieder kommen.

Vergangene Saison waren Sie als Spielmacher eine tragende Säule, waren zweitbester Tusem-Torschütze. Jetzt wochenlang nur zuschauen zu können, muss frustrierend sein.

Ich bin hier in der Halle während des Trainings gelaufen, somit war ich immer bei der Mannschaft. Trotzdem ist es ein blödes Gefühl, den Jungs nur zugucken zu können ohne einzugreifen, ohne eine echte Hilfe zu sein.

Im November hatten Sie Ihren Vertrag in Essen um zwei Jahre verlängert.

Ich fühle mich hier wohl, ich habe eine gute Rolle beim Tusem. Das war zuvor bei den Eulen Ludwigshafen anders. Ich bin hergekommen, um wieder mehr zu spielen. Die Art des Handballs, die unser Trainer Daniel Haase spielen lässt, passt zu mir.  Ich denke, dass in den nächsten Jahren noch mehr gehen kann mit den jungen Spielern die schon hier sind und denen, die künftig noch dazukommen werden. Ich habe einfach Lust, dabei zu sein und eine gute Rolle dabei zu spielen.

Sie sind in Schleswig-Holstein geboren, in Bayern aufgewachsen, besuchten das Handball-Internat des SC Magdeburg und spielten in Ludwigshafen. Wie schneiden Essen und das Ruhrgebiet im Vergleich ab?

Sehr gut. Essen gefällt mir, wir Spieler wohnen ja fast alle auf der Margarethenhöhe und die Stadt hat auch noch sehr viele andere schöne Ecken. Generell fühle ich mich im Ruhrgebiet sehr wohl, Düsseldorf und Köln sind ja auch um die Ecke, man kann viel erleben. In Sachen Fußball bin ich Nürnberg-Fan, aber die haben ja eine Fanfreundschaft mit Schalke. Und überhaupt gibt es so viele coole Vereine hier, Borussia Dortmund, Schalke, RWE… Wenn ich die Chance habe, da zuzusehen, mache ich das schon.

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An diesem Freitag kommt der Tabellensiebte HSC Coburg in die Sporthalle am Hallo, die stolze Heimserie ist allerdings gerissen…

Wir haben ja zuletzt zu Hause trotz der knappen Niederlage ein gutes Spiel gegen den Bergischen HC gemacht. Es war nicht so, dass wir aus diesem Spiel mit dem Gedanken gegangen sind, dass es eine Katastrophe ist, dass die Heimserie nun gerissen ist. Das Selbstvertrauen ist durchaus noch da. Wir wissen, dass wir zu Hause schon viele starke Gegner bezwungen haben, deshalb haben wir auch eine Chance gegen Coburg.

Tusem Essens Max Neuhaus.
Tusem Essens Max Neuhaus. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Was ist noch drin für den Tusem in dieser Saison?

Das Ziel ist auf jeden Fall, in der Tabelle höher zu klettern, das ist unser Anspruch. Das Problem ist nur, dass es punktetechnisch recht eng zugeht und die direkte Konkurrenz auch gewinnt (lacht). Zu Hause wollen wir weiter konstant bleiben, es soll für jeden Gegner weiter eklig bleiben, in Essen zu spielen. Und dann wollen wir auswärts auch endlich punkten!

In Ludwigshafen waren Sie nach den Spielen der Vorsänger vor der Tribüne. Wann werden die Essener endlich Ihr Gesangstalent erleben?

Die Zeit ist vorbei (lacht). In Ludwigshafen habe ich immer die Humba gemacht. Hier wechseln wir uns ja von Spiel zu Spiel ab, ich konnte mich erfolgreich drücken. Mal sehen, wie lange das noch klappt…

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