Essen. Er war viele Jahre Publikumsliebling bei Tusem Essen, nun kommt er als Gegner mit Zweitliga-Tabellenführer Bergischer HC: Handballer Noah Beyer.

In den vergangenen Monaten war Noah Beyer häufiger in der Sporthalle am Hallo, wenn Tusem Essen in der 2. Handball-Bundesliga spielte. Allerdings ohne Sportsachen, den Ball berührte er nicht. Noah Beyer, in der Jugendabteilung des Tusem aufgewachsen und auf der Margarethenhöhe zum Profi gereift, war nur Zuschauer. Nun wird der 27-Jährige am Sonntag nach knapp zweieinhalb Jahren wieder als Spieler am Hallo auflaufen. Jedoch als Gegner. Zum Rückrundenauftakt empfangen die Essener Handballer den Tabellenführer Bergischer HC (17 Uhr/im WAZ-Liveticker). Mit dem pfeilschnellen Linksaußen Noah Beyer.

Vor über zwei Jahren wechselte er nach Solingen, „und seitdem habe ich tatsächlich nicht mehr am Hallo gespielt“, sagt Beyer. „Ich freue mich sehr darauf. Zumal ich die Halle schon lange nicht mehr richtig voll gesehen habe.“ Wie wahr. Als Beyer und der Tusem in den letzten Abschnitt der Aufstiegssaison 2020 gingen, als sie danach ein Jahr in der Bundesliga gegen die Branchengrößen THW Kiel und SG Flensburg-Handewitt spielten und der Publikumsliebling wieder einmal zu seinen langen Flügen durch den Kreis abhob, waren die Ränge leer. Corona! Die jungen Tusem-Spieler lebten sportliche Träume in einer alptraumhaften Zeit. Im Sommer 2022 wechselte Beyer zu den Löwen ins Bergische Land. Zwei Jahre Bundesliga, nun nach dem Abstieg wieder 2. Liga, die jedoch nur eine Durchgangsstation ein soll. „Wir wollen wieder hoch, das ist unser klares Ziel. Dazu müssen wir auch schwere Aufgaben lösen - wie gegen heimstarke Essener.“

Tusem Essen zu Hause eine Macht

2022: Noah Beyer mit Tusem Essen gegen den VfL Gummersbach um den jetzigen Nationalspieler Julian Köster.
2022: Noah Beyer mit Tusem Essen gegen den VfL Gummersbach um den jetzigen Nationalspieler Julian Köster. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Der Tusem ist in seinen Heimauftritten bisher ungeschlagen geblieben. Acht Spiele, acht Siege. Stark! Demgegenüber steht allerdings die eklatante Auswärtsschwäche: Neunmal kehrten die Essener geschlagen zur Margarethenhöhe zurück. Der Tusem erzielt die wenigsten Tore in der Liga, verzeichnet die wenigsten Würfe aufs Tor und produziert selbst die meisten technischen Fehler. Dennoch: „Tusem hat ein junges Team mit vielversprechenden Spielern und ist nicht grundlos zu Hause noch unbesiegt“, sagt Beyer.

Selbst musste der Torjäger in den vergangenen Wochen kürzer treten. Das rechte Knie machte seit Oktober Probleme, jüngst wurde der Außenspieler im Test gegen den Ligakonkurrenten ASV Hamm-Westfalen (35:30) noch geschont. Nun ist er „guter Dinge“, dass er am Sonntag gegen den Ex-Verein auflaufen wird. Dann spielt es keine Rolle, dass ihm in Tusem-Kapitän Dennis Szczesny einer seiner besten Freunde gegenübersteht („Er kennt mich seit meiner Geburt“). Dann wird die Sympathie für den Klub, für den er seit Teenager-Zeiten viele Jahre spielte, für 60 gespielte Minuten ruhen. Wie auch für weitere Ex-Tusem-Profis wie Spielmacher Eloy Morante Maldonado und Torhüter Lukas Diedrich, die nun das Löwen-Trikot tragen. „Sobald die Partie angepfiffen wird, sehe ich nur das gegnerische Tor“, sagt Beyer und lacht.

Bei Tusem Essen strauchelten schon andere Größen

Denn klar, es soll zurückgehen in die großen Hallen der Republik, nach Kiel, nach Flensburg, nach Magdeburg und nach Hannover. Gegen Teams, für die nicht nur deutsche Nationalspieler auflaufen, sondern auch dänische Weltmeister und weitere Weltklassespieler. Eine Saison, an deren Ende nicht der Erstliga-Aufstieg steht, wäre eine riesige Enttäuschung. „Der Unterschied zwischen erster und zweiter Liga ist schon groß“, sagt Beyer. „Aber die zweite Liga ist in den vergangenen Jahren deutlich stärker geworden. Das sieht man ja an der Tabelle, in der die Topteams noch sehr eng beieinander liegen. Ausrutscher darf sich keiner erlauben.“ Passieren können diese jedoch immer wieder, wie es auch schon der Ligadritte HBW Balingen-Weilstetten Anfang Dezember erfahren musste. Beim Tusem am Hallo, wo es eine 28:31-Pleite gab. Doch da sagt Beyer selbstbewusst vor der Rückkehr ins einstige Wohnzimmer: „Wir sind vorbereitet auf einen heimstarken Tusem.“

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