Essen. Eishockey-Oberligist startet auf Platz zwei in das neue Jahr. Moskitos-Chef Böttcher spricht über den neuen Anspruch – und eine DEL2-Bewerbung.

Das neue Jahr ist inzwischen ein paar Tage alt, am Westbahnhof hätte das vergangene aber wohl gerne noch einige Monate länger laufen dürfen. Vom Kellerkind zum Spitzenteam, von Untergangsstimmung zu Euphorie, vom Abstiegskandidaten zum erweiterten DEL2-Aufstiegsanwärter: Den Wandel, den die Moskitos Essen in den letzten Monaten vollzogen haben, hätte in dieser Form kaum jemand für möglich gehalten. Thomas Böttcher blickt – kein Wunder – insgesamt „sehr positiv“ auf 2023 zurück.

Moskitos-Chef Böttcher: Das waren seine Kernmomente in 2023

„Der zweite Platz liegt deutlich, deutlich über unseren Erwartungen“, sagt der Vereinschef vor dem Oberliga-Auftakt in 2024 am Freitag (20 Uhr, Westbahnhof) gegen Schlusslicht Herforder EV. „Wir waren ja sogar Weihnachtsmeister. Wie geil ist so etwas für die Fans?“ Die Gründe für die Entwicklung liegen auf der Hand und ein laut Böttcher „ganz entscheidender Schritt“ noch einige Tage weiter zurück in 2022: Die Verpflichtung von Trainer Danny Albrecht.

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„Wir können als Vorstand immer unseren Job machen, aber letztendlich brauchst du eben eine gute Mannschaft und einen Trainer, der sie führt. Dass Danny viel Fingerspitzengefühl bei der Kaderzusammenstellung bewiesen hat, macht es gerade aus.“ Dazu sei die Verpflichtung von Johan Merbah als Performance Director „natürlich auch wichtig“ gewesen, sagt Böttcher. Bei der Frage nach den Kernmomenten im vergangenen Jahr muss der Klubboss nicht lange überlegen.

Wie aus einem Guss: Elvijs Biezais und die Moskitos siegten gegen Hannover Scorpions mit 8:1.
Wie aus einem Guss: Elvijs Biezais und die Moskitos siegten gegen Hannover Scorpions mit 8:1. © Essen | Michael Gohl

Da wäre zum einen der Saisonstart, als die „Mücken“ aus den ersten vier, komplizierten Auftaktbegegnungen satte acht Punkte holten. „Diese zwei Wochenenden waren natürlich schon ein bisschen mitentscheidend.“ Und der zweite? „Das 8:1 gegen die Scorpions war ein Spiel aus einem Guss. Du hast eine Mannschaft, die im Vergleich zu uns einen dreifachen Etat hat, über 50 Minuten dominiert.“ Aber auch die einfachen Momente, wenn Böttcher die strahlenden Spielergesichter auf der Bank sieht, fallen ihm ein. „Der Teamspirit, die Lockerheit, diese Freude: Das macht einen hinten raus auch ein bisschen stolz.“

Die Moskitos starten als Verfolger der Hannover Scorpions in das Jahr, haben ein Spiel weniger absolviert und befinden sich trotz zuletzt zwei Niederlagen in Folge und des Fünf-Punkte-Rückstands weiterhin auf Tuchfühlung zur Spitze. Die logische Folge: „Letztendlich verändert sich auch ein bisschen der Anspruch, wenn du so erfolgsorientiert spielst und nach knapp zwei Dritteln der Hauptrunde da oben stehst“, erklärt Böttcher.

Frick fällt aus, Slanina zurück

Die Moskitos müssen am Freitag gegen Schlusslicht Herforder EV und am Sonntag (18.15 Uhr, Sparkassen-Eisdom) bei den Saale Bulls Halle auf Fabio Frick (krank) verzichten. Dafür kehrt Robin Slanina nach drei Wochen wieder in den Kader zurück.

Offensiv-Neuzugang Ryan Del Monte wird sein Debüt gegen. Förderlizenz-Unterstützung erhält der Eishockey-Oberligist am Freitag von Carl Konze, Niclas Focks (beide Krefeld Pinguine), Jannis Hüserich und David Lewandowski (beide Düsseldorfer EG). Am Sonntag zählen nur Konze, Focks und Lewandowski zum Aufgebot.

Moskitos wollen die Zuschauer weiterhin begeistern

Die Erwartungshaltung droht zu steigen, auf der anderen Seite müsse man sich immer wieder vor Augen führen, „wo wir hergekommen sind. Wir kommen aus vier sportlich katastrophalen Jahren“, meint Böttcher. Was nimmt sich der Eishockey-Oberligist jetzt konkret für 2024 vor? „Da weiterzumachen und unseren Platz im vorderen Drittel der Tabelle zu verteidigen“, so Böttcher. „Wir wollen die Zuschauer weiterhin mit unserem Spiel begeistern.“ Ein Thema, das in den nächsten Wochen als Mitglied der Spitzengruppe zwangsläufig aufkommen wird: Die DEL2-Bewerbung. Bis zum 15. Februar können die Vereine einen Antrag auf Lizensierung für die folgende Spielzeit stellen.

Wir können den Leuten nicht verkaufen, dass wir auf Platz zwei stehen und uns dann nicht bewerben. Dann würden wir uns ja hinten raus unglaubwürdig machen.
Moskitos-Chef Thomas Böttcher zu einer möglichen DEL2-Bewerbung

„Da müssen wir uns auch zeitnah mit auseinandersetzen“, sagt Böttcher. „Wir können den Leuten nicht verkaufen, dass wir auf Platz zwei stehen und uns dann nicht bewerben. Dann würden wir uns ja hinten raus unglaubwürdig machen.“ Ein Aufstieg in die Zweite Liga bleibt unrealistisch, der Klub aber muss sich natürlich auf alle möglichen Szenarien vorbereiten. Wenn die nächsten Wochen gut laufen, stünde der Verein auch gegenüber den Fans und Sponsoren in der Pflicht, sich für die DEL2 zu bewerben. Eine Herausforderung, die die Moskitos in diesem Rahmen bewältigen müssen, ist die Sicherheitsgebühr in Höhe von 25.000 Euro, die bei Neulizenzierungen beigefügt werden muss.

Das Zwischenfazit nach dem ersten Saisonviertel: Warum Moskitos-Boss Böttcher weiter bescheiden bleibt.

Bei den Wünschen für das neue Jahr beschränkt sich Böttcher erst einmal auf die laufende Saison: „Natürlich haben wir jetzt den Anspruch, uns unter den Top-Vier zu platzieren, damit wir zu Beginn der Playoffs direkt über ein entsprechendes Heimrecht verfügen. Das sollte jetzt unser Ziel und unser Anspruch sein.“ In den letzten Monaten hatten die Essener in der Öffentlichkeit „nur“ die Playoff-Qualifikation als Ziel genannt .

Moskitos: Spielbetriebs-GmbH soll Ende Februar stehen

Bereits vor mehr als einem Jahr hatte Böttcher angekündigt, den Profi-Bereich in eine Spielbetriebs-GmbH ausgliedern zu wollen, um den Nachwuchs und die Skaterhockey-Abteilung zu schützen. „Die Geschichte müssen wir jetzt tatsächlich umsetzen, weil das eigentlich schon im Herbst passieren sollte.“ Schon vor Weihnachten habe es einen intensiven Austausch gegeben, welche Gesellschaftsform es genau werden soll: GmbH oder GmbH & Co. KG? Mitte Januar finde das nächste Meeting statt, bis spätestens Ende Februar solle die Ausgliederung eigentlich stehen. „Der Weg kann nur darüber gehen“, bekräftigt Thomas Böttcher.

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