Essen. Für die SGS Essen wird es immer schwerer, sich in der Bundesliga zu behaupten. Die Rückrunde war symptomatisch für Entwicklung in der Eliteliga.

Der ganz große Nervenkitzel blieb der SGS Essen im Saisonfinale erspart. Obwohl die Restzweifel am Klassenerhalt in der Frauenfußball-Bundesliga erst durch das finale 3:0 über Carl-Zeiss Jena ausgeräumt werden konnten. Es war ein souveräner Auftritt zum Abschluss. Doch so richtig Freude wollte nicht aufkommen. Eher war es Erleichterung, die sportliche Katastrophe abgewendet zu haben. Denn bis dahin lief wenig nach Plan.

Die SGS legte die schwächste Rückrunde der Vereinsgeschichte hin. Sechs Zähler und nur den einen Sieg über Schlusslicht Jena errangen die Essenerinnen. Und auch wenn nach einem erneuten personellen Umbruch klar war, dass sich Schönebeck erst neu finden muss: Letztlich blieb die Elf von Trainer Markus Högner hinter den Erwartungen zurück. Ralf Agolli erreichte in der Saison 2009/10 in der Rückrunde sieben Zähler. Auch damals wurde bis zum Schluss gezittert. Anschließend musste der Aufstiegstrainer seinen Hut nehmen.

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SGS Essen schenkt Trainer Markus Högner das Vertrauen

Högner übernahm damals und führte die SGS ins gesicherte Mittelfeld der Eliteliga. Nach sechs Jahren folgte Daniel Kraus. Mit ihm griff Schönebeck weiter oben an: Die Spielzeit 2018/19 schlossen die Essenerinnen mit nur drei Niederlagen und einem Punkterekord von 41 Zählern als Tabellenvierter ab. Unter anderem vor Frankfurt und Hoffenheim. Damit übergab Kraus wieder an Högner. Doch an den Erfolg seines Vorgängers konnte dieser trotz der Pokalfinal-Teilnahme 2020 nicht mehr anknüpfen.

Leistungsträgerin Elisa Senß hat die SGS Essen in Richtung Bayer Leverkusen verlassen.
Leistungsträgerin Elisa Senß hat die SGS Essen in Richtung Bayer Leverkusen verlassen. © Michael Gohl

Statt 41 Punkten waren es in ersten Jahr nach Högners Rückkehr in der Liga noch 35, eine Saison später 25 und nun nur noch 19. Klar ist: Setzt sich dieser Trend fort, ist der Abstieg aus der Bundesliga nur noch eine Frage der Zeit. Und deshalb werden sie an der Ardelhütte auch nicht einfach zur Tagesordnung übergehen, sondern die aktuelle Situation aufarbeiten. Trainer Högner schenken die Verantwortlichen dabei das Vertrauen. Erst im Winter wurde der Vertrag um drei Jahre verlängert.

Viele Leistungsträgerinnen haben Ardelhütte bereits verlassen

Ohnehin gibt es keine hörbare Kritik an seiner Arbeit. Vielmehr sind es die personellen Bedingungen, die die Ambitionen der SGS gedämpft haben und den Klub nicht ohne Sorgen in die Zukunft blicken lassen. Lea Schüller, Lena Oberdorf, Marina Hegering, Turid Knaak, Jana Feldkamp und Nicole Anyomi haben die SGS in den vergangenen drei Jahren verlassen. Abgeworben von Klubs wie Wolfsburg, Bayern München, Hoffenheim und Eintracht Frankfurt – mit anderen sportlichen und finanziellen Möglichkeiten.

Auch nach dieser Saison wird die Liste länger: Bayer Leverkusen schnappt sich Selina Ostermeier und Elisa Senß. Beides Stammspielerinnen an der Ardelhütte, letztere sogar Herzstück im Mittelfeld der SGS. Die Aufgabe, mit den Klubs zu konkurrieren, die einen starken Lizenzverein mitsamt einem Männer-Bundesligisten im Rücken haben, wird schwieriger. Gezielte Talentförderung scheint ein Ausweg zu sein, doch aktuell setzt Schönebeck wieder mehr auf Erfahrung.

SGS Essen setzt zur kommenden Saison auch auf Erfahrung

Elze Huls kommt aus der niederländischen Eredivisie, wo sie beim SC Heerenveen sogar Kapitänin war, und soll Ostermeier in der Innenverteidigung beerben. Sie ist 26. Annalena Rieke kommt als 23-Jährige aus der zweiten Liga von Gütersloh. Torfrau Alina Allmann (27) wechselt aus Saarbrücken nach Essen. Ein Talent hat die SGS aber auch verpflichtet: Natasha Kowalski (18) aus der zweiten Mannschaft des VfL Wolfsburg. Fakt ist: Das Blickfeld der SGS liegt außerhalb der Bundesliga.

SGS Essen versteigert zwei Sondertrikots

In dieser Woche hat die SGS Essen noch zwei Sondertrikots vom letzten Spieltag der Frauenfußball-Bundesliga in einer Auktion. Diese Trikots sind im Regenbogendesign und wurden im Zuge der „Wochen der Vielfalt“ in limitierter Auflage produziert.

Die Erlöse aus der Versteigerung geht an die Bärenfamilie, eine Kinderpflegestation, die an mehreren Standorten in Deutschland eine Rundumpflege für Kinder leistet. In diesem Fall wird der Betrag aus der Auktion an den Standort in Essen im Girardethaus gehen. Die Auktion läuft noch bis zu diesem Freitag

Der Link zur Auktion lautet:
https://t1p.de/0phyn

Aber vielleicht nur vorläufig. Denn ein wenig Bewegung ist noch zu erwarten im Aufgebot. Zwangsläufig, denn die Verträge von Jill Baijings, Estelle Laurier, Ella Touon, Kirsten Nesse, Julia Debitzki und Katharina Piljic sind mit dem 31. Mai ausgelaufen. Dabei ist nicht zu erwarten, dass alle an der Ardelhütte bleiben werden. Freie Plätze im Kader für die kommende Saison dürfte es noch geben. Aber die Neuen müssen nach Möglichkeit auch sofort weiterhelfen, um den Abwärtstrend der vergangenen Jahre zu stoppen.

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