Essen. Fußballlehrer heuerte erstmals 2010 beim Essener Bundesligisten an. Nun hat der 54-Jährige Vertrag an der Ardelhütte langfristig verlängert.
Für gewöhnlich hat Florian Zeutschler zu dieser Jahreszeit alle Hände voll zu tun. Die Kaderplanung für die kommende Saison ist für den Manager des Frauenfußball-Bundesligisten SGS Essen häufig ein langwieriger Kraftakt. Doch bei einer richtungsweisenden Entscheidung kann er bereits Vollzug melden: Trainer Markus Högner bleibt für weitere drei Jahre an der Ardelhütte. Mit ihm verlängerte der gesamte Stab seine Verträge: Kirsten Schlosser als Co-Trainerin, Jörg Vesper als Torwarttrainer sowie Petja Kaslack als Individualcoach.
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„Markus kennt den Verein wie kaum ein zweiter. Mit ihm ist die SGS nicht nur als Verein erfolgreich“, erklärt Zeutschler mit Blick auf die beiden DFB-Pokalfinals 2014 und 2020. „Auch die Spielerinnen konnten sich unter seiner Regie und in seinem Team äußerst positiv entwickeln: Mit seinem Stab formte er acht deutsche und drei ausländische Nationalspielerinnen.“ Wenn der Vertrag im Sommer 2025 ausläuft, könnte Högner auf eine stolze Amtszeit von zwölf Jahren zurückblicken.
Trainer Högner etablierte SGS Essen in der 1. Bundesliga
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2010 löste er Ralf Agolli an der Seitenlinie ab und übernahm die SGS in akuter Abstiegsgefahr. In sechs Jahren entwickelte der Familienvater ein Team, das im gesicherten Tabellenmittelfeld seinen festen Platz in der Eliteliga fand.
Högner nahm 2016 ein Angebot des DFB an und wurde Asisstent von der deutschen Bundestrainerin Steffi Jones. Nur ein Jahr später ging er auf gleicher Position zum VfL Wolfsburg, ehe er 2019 die zweite Amtszeit in Schönebeck antrat und dort seinen Nachfolger Daniel Kraus wieder ablöste.
„Mit dem Herzen war ich immer in Essen“
„Mit dem Herzen war ich immer in Essen“, sagt Hölgner Denn hier scheint der 54-Jährige seine sportliche Heimat gefunden zu haben. Dabei bezeichnete er selbst seinen Wechsel in den Frauenfußball einst als „Abenteuer“. Und davon hat er einige in seiner Biografie: Als Spieler schaffte er es bei Alemannia Aachen bis in die Zweite Liga, kickte dann aber auch zwei Jahre in Costa Rica, wo er 1994 und 1995 Vize-Meister wurde. Als Spielertrainer übernahm er später die Beachsoccer-Nationalmannschaft, ehe er über die U16 und U19 von Aachen sowie die U23 von Schalke 04 nach Essen zur Ardelhütte kam.
Trainerstab unverändert
Mit zum Trainerstab bei der SGS Essen gehört auch weiterhin Urgestein Kirsten Schlosser, die seit 35 Jahren im Verein ist. 2004 beendete sie ihre aktive Karriere und ist seitdem Co-Trainerin.
Vergleichsweise neu dabei ist Jörg Vesper, der seit 2020 für die Torhüterinnen zuständig ist.
Individualtraining und Videoanalysen sind Aufgabe von Petja Kaslack, der den Trainerstab komplettiert. Alle drei blieben dabei, über so viel Kontinuität kann sich die SGS Essen natürlich nur freuen.
„Der Verein hat mir sofort zugesagt“, erinnert sich Högner. „Das Familiäre und die Gelassenheit, mit der hier Entscheidungen getroffen werden, gefiel mir auf Anhieb. Manchmal passt es eben einfach im Leben.“ Und natürlich hat es ihn gereizt, langfristig etwas aufbauen zu können. Denn dass die SGS mittlerweile im 18. Jahr in der Eliteliga ist und sich weiter gegen finanzstärkere Konkurrenten behaupten kann, war sicher nicht zu erwarten. „Die Liga zu halten, hat auch weiter oberste Priorität. Denn es wird sicher nicht einfacher. Wir müssen schlau sein.“
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Männer-Lizenzvereine entdecken Frauenfußball für sich
Zumal die Zukunft für Högner und die SGS vorhersehbar ist: Immer mehr Männer-Lizenzvereine entdecken den Frauenfußball für sich und machen sich auf den Weg in die Eliteliga. Für Borussia Dortmund und Schalke 04 ist dieser noch lang. RB Leipzig könnte schon in der nächsten Saison ankommen. „Schlau zu sein“, das bedeutet dann, trotz finanzieller Nachteile sportlich konkurrenzfähig zu sein. „Und dafür müssen wir weiter eine Top-Adresse als Talentschmiede sein“, weiß Högner.
Dazu gehört nicht nur die Ausbildung, sondern auch die Sichtung von Talenten. Und da hat das Scouting zuletzt mehrfach gut funktioniert. Lena Oberdorf hatte noch nie bei den Frauen gespielt, als sie nach Schönebeck kam. Überzeugte aber auf Anhieb und spielt mittlerweile für den Champions-League-Klub VfL Wolfsburg. „Wir haben hier ein sehr gutes Trainerteam und auch immer professionellere Trainingsbedingungen, wenn ich nur an den Umbau an der Raumerstraße denke“, erklärt Högner. Und so hofft die SGS auch langfristig ihre Nische in der Eliteliga gefunden zu haben.
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