Essen. Corona wirbelt auch Spielbetrieb in der Eishockey-Oberliga durcheinander und sorgt für Spielausfälle. Vereine organisieren sich selbst.

Hoffnungsvoll und zuversichtlich blickten die Wohnbau Moskitos nach dem 5:2-Sensationssieg gegen den Tabellenzweiten Hannover Scorpions auf die kommenden Wochen. Doch die Situation am Essener Westbahnhof hat sich um 180 Grad gedreht. In der vergangenen Woche tauchten drei Corona-Infektionen im Kader des Essener Eishockey-Oberligisten auf. In Erfurt (4:9) und gegen Krefeld (1:3) folgten daraufhin zwei verdiente Niederlagen gegen Mitkonkurrenten um die Pre-Playoff-Plätze.

Auch wenn keine weiteren positive Fälle bei den Essenern bekannt sind, hält das Virus die Moskitos und die 13 anderen Vereine der Oberliga Nord in Atem. Der ESC ist bei weitem nicht der einzige Klub, der Infektionen zu beklagen hat. Verschärft wird die Situation durch die Omikron-Variante.

Wohnbau Moskitos spüren auch größere finanzielle Belastung

Bei anderen Teams haben sich bereits zahlreiche Spieler angesteckt, teilweise waren zuletzt ganze Mannschaften in Quarantäne. Nun stellt sich die Frage, wie es in den kommenden Wochen weitergehen soll, wenn die Infektionszahlen – wie prognostiziert – rasant in die Höhe schnellen.

„Alle Vereine wollen bis zum letzten Spieltag so viele Partien absolvieren wie möglich“, sagt der Moskitos-Vorsitzende Thomas Böttcher, fügt aber hinzu, dass „die Gesundheit natürlich an oberster Stelle steht“. Bis zum ersten März-Wochenende müssten alle Partien absolviert werden, verlängern könne man die Saison jedenfalls nicht, so Böttcher.

Einen schweren Stand hat auch Torhüter Fabian Hegmann von den Wohnbau Moskitos.
Einen schweren Stand hat auch Torhüter Fabian Hegmann von den Wohnbau Moskitos. © Michael Gohl

Wie das genaue Vorgehen sein würde, wenn die Oberligisten ihre aufgrund von Corona abgesagten Spiele nicht mehr nachholen können, ist noch unklar. „Das können wir in unserer Gruppe mit den 14 Nord-Vereinen gemeinsam erarbeiten und dann die Vorschläge dem Deutschen Eishockey-Bund (DEB) unterbreiten“, erklärt der Moskitos-Chef. Dem Verband fehle es mitunter an einem gewissen Feingefühl und der nötigen Abstimmung mit den Vereinen, meint Böttcher, der auch sagt: „Jeder Tag unter Corona ist für uns als Vereinsvorstand eine Herausforderung.“

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Einen Notfall-Plan für die Saison gibt es nicht

Der DEB lässt bislang eine genaue Herangehensweise bei Auftreten von Infektionen vermissen. Einen Plan, wie die Saison fortgeführt werden soll, im Falle von weiteren Spielabsagen, gebe es derzeit ebenfalls nicht. „Sie fällen keine klaren Entscheidungen! Sechs Wochen vor Ende der Hauptrunde ist noch immer unklar, ob es einen sportlichen Absteiger geben wird“, kritisiert Böttcher. Durch wöchentlich stattfindende Videokonferenzen versuchen sich die Klubs , selbst zu organisieren.

Neben der fehlenden Perspektive trifft die Moskitos die Situation natürlich auch finanziell. Durch regelmäßige PCR-Testungen der Mannschaft sollen Spieler und alle Beteiligten so gut wie möglich geschützt werden. Die Testreihen kosten den Verein aber jedes Mal eine vierstellige Summe, die die Vereinskasse zusätzlich belastet.

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Essener würden gerne noch einen Verteidiger verpflichten

Hinzu kommen fehlende Einnahmen, da zu den Heimspielen momentan nur 150 bis 200 zahlende Zuschauer den Weg in die Eissporthalle finden. Der Rest sind Dauerkartenbesitzer. „Wir verfügen über weniger Einnahmen, als wir geplant haben“, sagt Böttcher, der mit Schatzmeisterin Simone Wettstein die Saison „sehr vorsichtig“ durchkalkuliert habe.

Dabei würden die Moskitos gerne noch einen weiteren Verteidiger verpflichten, was jedoch eines „finanziellen Kraftaktes“ bedürfte, der momentan nur schwer umsetzbar ist. Die Essener plagen seit Saisonbeginn große Verletzungsprobleme in der Hintermannschaft. Nun kommen auch noch die mit Corona infizierten Spieler hinzu.

„Damit müssen alle Vereine kämpfen. Das darf keine Ausrede sein“, meint wiederum Verteidiger Florian Spelleken. Am kommenden Doppelspieltag gilt es für die Moskitos einmal mehr, den widrigen Umständen zu trotzen. Gleich zweimal treffen sie auf den Tabellennachbarn Rostock Piranhas. Am Freitag empfangen sie die Rostocker vor heimischem Publikum (20 Uhr, Westbahnhof), am Sonntag sind die Essener zu Gast an der Ostsee (19 Uhr).

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