Essen. Essener Zweitligist kommt gegen Rostock mit blauem Auge davon. Aber mit dem Abschneiden kann der Aufstiegsanwärter nur bedingt zufrieden sein.

Der Jubel bei den Fans war groß, als Jonas Ellwanger wenige Sekunden vor Schluss mit seinem finalen Wurf noch das 31:31-Unentschieden für Tusem Essen gegen den HC Empor Rostock erzielte. Nach einem Sieben-Tore-Rückstand fühlte es sich auf der einen Seite wie ein gewonnener Punkt für die Essener an, auf der anderen Seite ist es wiederum ein Zähler zu wenig, um im Aufstiegsrennen der 2. Handball-Bundesliga vorne mitzuschwimmen.

Auch interessant

„Im Endeffekt ärgere ich mich schon etwas“, gestand Tusem-Trainer Jamal Naji nach der Partie und ergänzte: „Wir hatten einige Torchancen, mit denen wir das Spiel sogar komplett für uns drehen können. Aber letztendlich müssen wir mit dem Punkt zufrieden sein.“ Was man seiner Mannschaft zugutehalten muss: Nach einem katastrophalen Start in die zweite Halbzeit, in der ein Debakel gedroht hatte, kämpften sich die Essener heran und machten es den Gästen von der Ostsee doch noch einmal schwer.

Weitere Themen

Aggressive Abwehrarbeit von Tusem Essen kommt zu spät

Rostock prallte plötzlich auf eine aggressive und leidenschaftliche gegnerische Abwehr, die eigentlich viel zu spät mit ihrer Arbeit begonnen hatte. Letztendlich war es jedoch der verbesserten Defensive sowie einigen Einzelspielern im Angriff zu verdanken, dass der Tusem noch mit einem blauen Auge aus diesem letzten Spiel des Kalenderjahres 2021 herausging.

Auch interessant

Eloy Morante, der in den letzten Wochen als einer der wenigen Essener immer wieder gute Leistungen zeigte, war mit seinen Durchbrüchen nur schwer zu bremsen. Auch Tim Rozman, einer der Gewinner der Hinrunde, übernahm Verantwortung. Dem Rückraumspieler gelang nicht alles, doch war mit seinen teils spektakulären Treffern ein wichtiger Mann in der Schlussphase. Unter anderem traf Rozman gleich zweimal aus großer Distanz das leere Rostocker Tor. Die Fans dankten es ihm mit viel Jubel und Applaus.

Sebastian Bliß im Tor von Tusem Essen hielt einen Siebenmeter kurz vor Schluss und machte das 31:31 überhaupt erst möglich.
Sebastian Bliß im Tor von Tusem Essen hielt einen Siebenmeter kurz vor Schluss und machte das 31:31 überhaupt erst möglich. © Michael Gohl

Rostock vergibt Chance zur Entscheidung und wird bestraft

Und die Stimmung in den Schlussminuten gab dem Tusem so viel Rückenwind, dass es dann nach einem echten Endspurt doch noch zu einem kitschigen Finale kam. Rostocks Robin Breitenfeldt, der überragende Mann des Abends, verwarf den entscheidenden Siebenmeter, weil Tusem-Keeper Sebastian Bliß parierte. Und im Gegenzug traf ausgerechnet Jonas Ellwanger zum Ausgleich, der fast das ganze Jahr wegen eines Kreuzbandrisses ausgefallen war.

Nach einer sehr durchwachsenen Hinrunde, die gefühlt mehr Tiefen als Höhen zu bieten hatte, rechnet Jamal Naji damit, dass dieses Last-Second-Unentschieden durchaus Schwung geben könnte: „Nach diesem Spielverlauf ist der Punktgewinn für die Moral super. Ich glaube, dass die Jungs mit einem guten Gefühl in die Pause gehen können.“ Der Trainer auch? „Vor dem Spiel wäre mir der Punkt nicht genug gewesen. Aber man muss Rostocks unfassbar effektive Leistung erstmal honorieren und wir müssen froh sein, nicht verloren zu haben. Aber die Frage kann ich noch nicht so wirklich beantworten“, sagte Naji mit einem Schmunzeln.

Auch interessant

Eloy Morante hatte sich auch mehr ausgerechnet

Unter dem Strich bleiben gemischte Gefühle. Der Tusem verabschiedet sich nur mit einem Unentschieden gegen einen Aufsteiger in die Winterpause, hat aber noch einmal Moral bewiesen und größeren Schaden abwenden können. Auf der anderen Seite muss es eben der Anspruch eines Aufstiegskandidaten sein, solche Duelle in eigener Halle zu gewinnen.

Das sieht Torjäger Eloy Morante auch so: „Wir hatten uns gegen Rostock eigentlich etwas anderes vorgestellt. Aber wir waren in der zweiten Halbzeit überhaupt nicht da, uns hat die Energie gefehlt. Wir haben uns berappelt und können uns über den Punkt freuen. Aber wir hätten den Sieg schon gebraucht.“

Gut, dass Morante und seine Kollegen jetzt bis zum nächsten Ligaspiel Anfang Februar beim Angstgegner HSG Nordhorn-Lingen reichlich Zeit haben, Energie zu tanken.

Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt’s hier: Essen