Kirchhellen. Nach der Kreisliga A erobert der VfB Kirchhellen die Partyinsel. Kapitän Fabian Mohs erklärt, was die „dritte Halbzeit“ mit dem Erfolg zu tun hat

Der VfB Kirchhellen hat dem Abstieg den direkten Wiederaufstieg folgen lassen. Die Mannschaft kassierte in der ganzen Saison nur eine einzige Pflichtspielniederlage. Fabian Mohs freut sich auf neue Herausforderungen. Der Kapitän der Blau-Weißen ist überzeugt davon, dass der VfB auch in der Bezirksliga eine gute Rolle spielen wird.

Sieben Tore in den beiden Relegationsspielen gegen den TSV Fichte Hagen, 34 weitere in den regulären Meisterschaftsspielen. Als Kapitän sind sie vorweg gegangen. Was waren die Schlüssel zu Meisterschaft und Aufstieg?

Natürlich freue ich mich über die vielen Tore. Aber die schieße ich ja nicht alleine, ich brauche die Vorlagengeber, die Leute dahinter und auch Josua Garz und Alexander Groß zwischen den Pfosten. Wenn nach vergebenen Chancen die Gegenangriffe rollten, waren es nicht selten sie, die uns mit ihren Paraden in der Spur gehalten haben. Klar, meine Tore haben zu unserem Erfolg beigetragen, ausschlaggebend war aber unsere mannschaftliche Stärke, unsere Geschlossenheit. Dass die Saison so gut war, lag auch daran, dass wir diesmal nicht so ein großes Verletzungspech hatten. Es gab zwar Ausfälle, aber nicht so geballt wie in der Vorsaison.

Die Mannschaft des VfB Kirchhellen hat sich innerhalb weniger Monate von einem hadernden Absteiger zu einem Champion entwickelt. Welche Rolle hat dabei das neue Trainerduo mit Martin Stroetzel und Tunahan Terzi gespielt?

Wir mussten uns von dem Druck lösen, den wir an jedem Spieltag in der Bezirksliga gespürt haben. Die beiden haben uns dabei geholfen, den Spaß am Fußball und die Leichtigkeit zurückzuholen. Martin und Tunahan hatten von Beginn an eine klare Sprache und einen Draht zur Mannschaft. Sie haben viele Einzelgespräche geführt, das hat der Mannschaft gutgetan und den Spielern Sicherheit gegeben. Die beiden waren sofort da. Wir haben schnell gemerkt, dass wir richtig gut zusammenpassen.

„Wir haben uns nur in einem einzigen Punkt Druck gemacht: Wir haben gesagt, dass wir unsere Zuschauer nicht enttäuschen wollen, dass wir allein deshalb schon alles geben müssen.“

Fabian Mohs
Kapitän des VfB Kirchhellen

Während der Saison hat die Mannschaft gezeigt, dass sie auch die „schwierigen“ Spiele gewinnen kann. Also die, in denen mehr notwendig ist, als spielerische Überlegenheit. Etwa gegen Eintracht Erle oder Preußen Sutum. Woher nahm das Team die notwendige Stärke?

Wir haben taktisch sicher auch dazugelernt und haben uns in den meisten Spielen clever verhalten. Dabei haben uns auch die Erfahrungen der letzten Jahre geholfen. Dass uns nichts aus der Ruhe gebracht hat, lag auch daran, dass wir ein eingespieltes Team sind. Diese Geschlossenheit hatten wir schon beim ersten Aufstieg vor fünf Jahren. In der letzten Saison kam noch hinzu, dass es nicht nur die elf Spieler auf dem Platz gab. Auch die, die mal auf der Bank sitzen mussten, haben ihre Rollen perfekt erfüllt. Sie waren immer da, wenn sie abliefern mussten.

Fabian Mohs erzielte in den beiden Relegationsspiele gegen den TSV Fichte Hagen sieben Treffer.
Fabian Mohs erzielte in den beiden Relegationsspiele gegen den TSV Fichte Hagen sieben Treffer. © WAZ | Felix Hoffmann

Die wenigen Schwächephasen in der Saison konnten die Beobachter an einer Hand abzählen. Dass der VfB davon ausgerechnet eine im Finalspiel gegen die Sportfreunde Bulmke erwischte, überraschte jedoch. Wie haben Sie die erste und einzige Pflichtspielniederlage der Saison erlebt?

Wir konnten an diesem Tag unsere Qualität nicht auf den Platz bringen. Wir waren viel zu passiv. Ich persönlich habe ein wenig die Spielfreude vermisst, die uns bis dahin ausgezeichnet hatte. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass wir es mit einem richtig starken Gegner zu tun hatten. Hinzu kam, dass wir keine einzige unserer richtig guten Torchancen genutzt haben. Das gab dann am Ende den Ausschlag.

Die Antwort in der zweiten Relegationsrunde gegen den TSV Fichte Hagen war beeindruckend. Der VfB strahlte Mut und Zielstrebigkeit aus. Dem 0:1 gegen Bulmke folgte ein Torfestival (6:4, 6:1). Wie hat die Mannschaft so schnell wieder in die Spur gefunden?

Wir haben uns gleich am Tag nach der Niederlage gegen Bulmke zusammengesetzt. In dem Kabinengespräch hat niemand den Kopf hängen lassen. Da war keine Verunsicherung zu spüren. Jeder hat diesen absoluten Siegeswillen ausgestrahlt. Wir haben uns nur in einem einzigen Punkt Druck gemacht: Wir haben gesagt, dass wir unsere Zuschauer nicht enttäuschen wollen, dass wir allein deshalb schon alles geben müssen.

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Der VfB Kirchhellen konnte sich in allen drei Aufstiegsspielen auf seine Anhänger verlassen. In Hassel, in Kirchhellen und in Hagen standen hunderte Dorfbewohner hinter der Mannschaft, feuerten lautstark an. Wie hat die Mannschaft diesen Rückhalt wahrgenommen?

Wir hatten ja schon mit viel gerechnet. Aber dieser Support hat uns schon sehr überrascht. Es war bunt, es war laut. Und es war beeindruckend, wie gut der Support organisiert war. Da wurden Planwagen, Reisebusse und Radtouren nach Hassel organisiert. Das entscheidende Spiel wurde mitten in der Woche im 80 Kilometer entfernten Hagen ausgetragen und trotzdem waren 400 Kirchhellener dabei. Wahnsinn! Das hat uns getragen und uns unheimlich geholfen. Ein großer Dank an alle, die daran beteiligt waren. Ich denke, der VfB kann nicht nur stolz darauf sein, wie wir uns sportlich verkauft haben. Wir haben uns als Verein top verkauft und bewiesen, dass wir beim VfB alle an einem Strang ziehen.

Kirchhellens Fans präsentierten sich in den entscheidenden Spielen als wichtiger Rückhalt für den VfB.
Kirchhellens Fans präsentierten sich in den entscheidenden Spielen als wichtiger Rückhalt für den VfB. © WAZ | Felix Hoffmann

Das Team hat nicht nur auf dem Platz Durchhaltevermögen. Wie lange wurde der Aufstieg gefeiert?

Nach dem Schlusspfiff in Hagen haben wir noch eine Stunde mit den Zuschauern gefeiert. Wir sind dann mit dem Bus nach Kirchhellen gefahren und haben die Feier auf unserer Sportanlage fortgesetzt. Es gab Pizza, viel Bier und laute Musik. Die letzten sind erst gegen 5 Uhr nach Hause gegangen. Am Tag darauf hatten wir unseren Rathausbalkon-Moment im Garten von unserem ehemaligen Präsi Georg Garz. Und am Sonntag sind wir dann im Planwagen durchs Dorf gefahren. Aber die Feierlichkeiten sind noch nicht vorbei. Wir steigen am Freitag in den Flieger nach Mallorca. Neben 22 Spielern sind auch Martin und Tunahan dabei.

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Jetzt geht es in wenigen Wochen in die Vorbereitung auf die kommende Saison. Bis auf nachrückende Jugendspieler gibt es schon seit vielen Jahren traditionell nur wenige Personalveränderungen beim VfB Kirchhellen? Was ist der Mannschaft in der Bezirksliga zuzutrauen, erleben wir wieder eine Zittersaison?

Ich bin fest davon überzeugt, dass wir nichts mit dem Abstiegskampf zu tun haben werden. Ein, zwei Spieler werden in der neuen Saison nicht mehr dabei sein. Aber es kommen auch neue hinzu. Aus der eigenen Jugend, aber auch aus anderen Vereinen. Auf lange Sicht wollen wir eine feste Größe in der Bezirksliga sein.

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