Gelsenkirchen. Zwei Eigentore und viele Unzulänglichkeiten: Der VfB Kirchhellen steht nach dem bitteren 1:4 beim SV Hessler 06 wieder auf einem Abstiegsplatz.
Der VfB Kirchhellen steht nach einer an Kuriositäten reichen Partie beim SV Hessler 06 wieder auf einem Abstiegsplatz. Den Blau-Weißen unterliefen am Sonntag beim 1:4 in Gelsenkirchen zwei Eigentore und eine ganze Reihe haarsträubender Fehler.
„Wahnsinn!“ Holger Siska wusste nicht, ob er jubeln oder lachen sollte. Hesslers Trainer entschied sich für den Mittelweg, um sein Erstaunen zum Ausdruck zu bringen. 22 Minuten waren gespielt und Hessler lag mit 3:0 vorne. Ein Spielstand, der aber nur ganz wenig mit den tatsächlichen Kräfteverhältnissen auf dem Platz zu tun hatte.
Der Reihe nach: Hessler verzeichnete in der dritten Minute die erste Torchance. Lukas Tomanek verfehlte aus kurzer Distanz das Tor. In der Szene verletzte sich Kirchhellens Torhüter Alexander Groß und musste wenig später durch den angeschlagenen Josua Garz ersetzt werden. Nach zehn Minuten hatte der VfB seine erste große Chance. Julian Thimm passte auf Lars Josten, der mit seinem Torschuss an Hesslers Keeper Felix Wittka scheiterte.
VfB Kirchhellen kassiert zwei Gegentore innerhalb einer Minute
Das Auslassen dieser Hundertprozentigen sollte sich im direkten Gegenzug rächen. Lukas Siska verwertete den Querpass von Tomanek mit einem platzierten Schuss von der Strafraumgrenze. Kirchhellens Defensivverhalten beim 0:1 war haarsträubend. Aber es wurde noch viel schlimmer: Denn bis zum zweiten Gegentreffer verging nicht mal eine halbe Minute. Josua Garz rutschte vor seinem Kasten aus, rappelte sich aber noch rechtzeitig auf, um den ersten Torschuss von Haris Imsirovic zu parieren. Beim Nachschuss war Garz dann machtlos.
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In der 22. Minute dann der Tiefpunkt der ersten Halbzeit: Silas Fannasch grätschte den Ball seinem herauslaufenden Schlussmann durch die Beine. Ein kurioses Eigentor, das Marco Hoffmann die Haare zu Berge stehen ließ. Kirchhellens Coach fühlte sich in vielen Szenen an das Spiel der vergangenen Saison erinnert, auch damals hatte der VfB dem Gegner die Treffer regelrecht auf den Fuß gelegt.
Auf der anderen Seite war das Tor wie vernagelt. In der 41. Minute hatte Lars Josten innerhalb weniger Sekunden zwei weitere gute Möglichkeiten zum Anschlusstreffer. Zunächst zwang er mit einem Kopfball Hesslers Keeper zu einer Glanzparade. Beim anschließenden Eckball verfehlte sein zweiter Kopfballversuch nur um wenige Zentimeter das Ziel. Kirchhellen lag zwar 0:3 zurück, machte aber trotz aller Unzulänglichkeiten nicht den Eindruck, dieses Spiel schon abgeschrieben zu haben.
Direkt nach dem Seitenwechsel ergab sich die nächste gute Möglichkeit. Julian Thimm lief unbedrängt auf das Gelsenkirchener Tor zu, entschied sich aber für die falsche Ecke. Wittka klärte auf Kosten eines Eckballs. Apropos Eckball: Der VfB holte davon in der zweiten Halbzeit eine ganze Reihe heraus. Und immer wurde es für Hessler gefährlich.
Wittka war aber auch bei den Standards immer auf der Höhe. In der 48. Minute entschärfte er einen Kopfball von Max Bertlich. Zwei Minuten später traf Kirchhellens Abwehrspieler, allerdings auf der falschen Seite. Kurioserweise durfte sich Hessler aber auch nach dem zweiten Kirchhellener Eigentor nicht sicher fühlen.
Die Gelsenkirchener führten zwar mit 4:0, doch auf dem Feld spielte nur noch der VfB. Die Kirchhellener kamen im Minutentakt zu Chancen, der längst fällige Anschlusstreffer ließ jedoch bis zur 71. Minute auf sich warten. Timon Kleine-Wieskamp war im Anschluss an einen Eckball erfolgreich.
VfB Kirchhellen lässt zu viele Chancen aus
In den 20 Minuten bis zum Schlusspfiff hätten Kirchhellens Torchancen locker ausgereicht, um den Spielstand auf 4:4 zu stellen. Hessler wirkte trotz der klaren Führung schwer verunsichert. Die Szene in der 89. Minute, in der sich Hesslers Kapitän Nedim Djulimann eine Gelbe Karte wegen Zeitspiels einhandelte, hatte schon etwas Komisches.
Zum Lachen war Marco Hoffmann jedoch nicht zumute. Kirchhellens Trainer kommentierte: „Bezeichnend ist, dass der Gegner heute überhaupt keine Qualität entwickeln musste, um uns zu schlagen. Wir haben die ersten guten Aktionen im Spiel, verhalten uns dann aber wirklich dumm.“
Auf der anderen Seite erkannte Hoffmann jedoch auch an: „Beim zweiten und dritten Gegentor tun mir die Jungs einfach nur leid, da war viel Pech im Spiel. Es war schon brutal, so deutlich zurückzuliegen. Aber die Mannschaft hat sich nicht fallen lassen. Und hat bis zum Schluss alles gegeben.“
Sinnbildlich für den unglücklichen Kirchhellener Auftritt am Sonntag war die letzte Szene des Spiels. Nach Vorarbeit von Dominik Selm hatte Lars Josten zum dritten Mal nur noch den Keeper vor sich. Doch er verlor auch das letzte Duell mit Felix Wittka und erklärte nach dem Abpfiff enttäuscht: „Ich könnte heute noch ewig weiterspielen spielen, mir würde kein Tor gelingen.“
Bitter für den VfB Kirchhellen war am Sonntag aber nicht nur die vermeidbare Niederlage. Weil der SC Hassel seine Hausaufgaben machte und sich mit 3:0 beim Tabellenvorletzten BV Hiltrop durchsetzte, stehen die Blau-Weißen wieder auf einem Abstiegsplatz.
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