Bottrop. Fortuna spielt eine stake Saison. Trainer Stempel macht dafür eine Eigenschaft verantwortlich, die man nicht auf dem Transfermarkt kaufen kann.

Der letzte Spieltag der Hinrunde in der Saison 2021/2022 hielt für den SV Fortuna mit der Auswärtsbegegnung gegen den ESV Hohenbudberg eine recht unangenehme Aufgabe bereit. Die auf einem Abstiegsrang stehenden Duisburger hatten mit einigen unerwarteten Ergebnissen gegen „die da oben“ aufhorchen lassen. Am Ende stand für die Mannschaft von Sebastian Stempel ein 4:2-Erfolg zu Buche, der achte Saisonsieg, mit dem sie den vierten Rang in der Bezirksligagruppe 8 behauptete.

Mit einem Spiel, das den Trainer schwärmen ließ. „Unser wahnsinnig enger Kader, der miserable Rasenplatz, das miserable Flutlicht - da hat eigentlich gar nichts gepasst, und dann hat die Mannschaft auf den Derbysieg gegen Rhenania noch einen draufgesetzt. Mein Co-Trainer, Niko Andreadakis, und ich sind so stolz. Diese Mannschaft hat einen großartigen Charakter.“ Die Partie gegen Hohenbudberg verdeutlichte, was das Bezirksligateam der Fortuna in dieser Saison auszeichnete.

Trotz der Last-Minute-Abgänge von Kevin Wenderdel und Thilo Grollmann, die zum Ligakonkurrenten und Ortsrivalen SV Rhenania wechselten, trotz zahlreicher und teils langwieriger Verletzungen, die das Team vor allem in der Defensive um wertvolle Alternativen beraubten, lieferten die Kicker von Rheinbaben eine Hinrunde ab, die den Trainer „im Großen und Ganzen zufrieden“ zurückblicken lässt.

„Man schaut sich zu Saisonbeginn den Kader an und überlegt sich, was so möglich ist. Wir hatten schon so geplant, dass wir auf allen Positionen einen gesunden Konkurrenzkampf haben.“ Der existierte in der Innenverteidigung über weite Strecken nicht, sogar „Fachfremde“ tauchten auf diversen Positionen auf.

Nur einmal konnte Fortuna Bottrop nicht mithalten

Gute Laune in der Fortuna-Kabine nach dem Sieg beim ESV Hohenbudberg
Gute Laune in der Fortuna-Kabine nach dem Sieg beim ESV Hohenbudberg © Fortuna

Umso größer Stempels Anerkennung für seine Spieler. „Alle, die in die Bresche gesprungen sind, haben es klasse gemacht. Und wir haben ungeachtet dieser Probleme mit nur 21 Gegentoren eine der besten Defensiven dieser Liga.“

Überhaupt durfte er feststellen, dass sein Anspruch an das Team, gegen jeden Gegner mithalten zu können, fast durchgehend erfüllt wurde. „Mein Ehrgeiz ist es, dass wir alles versuchen, um dagegen zu halten und das Bestmögliche herauszuholen.“ Sich mit einer halbherzigen Leistung zufrieden zu geben und sich dann mit vorgeblichen „Klassenunterschieden“ zu entschuldigen - das sei nicht sein Stil.

Nur ein Spiel hatte für Ernüchterung bei den Bottropern gesorgt: das 1:4 gegen den SC 1920 Oberhausen. „Wir konnten gegen einen sehr guten Gegner nicht unsere beste Leistung abrufen“, stellte Stempel unumwunden auch noch einmal in der Rückschau fest. Ansonsten gibt es wenig Anlass nachzukarten. „Klar gibt es den einen oder anderen Punkt, den wir liegen gelassen haben, aber ich bin sicher, das sagen alle Trainer und das geht allen Mannschaften so.“ Gute Gründe, optimistisch auf den zweiten Teil der Spielzeit zu schauen, sind also vorhanden.

Matthias Beckfeld steht kurz vor seinem Comeback

2019 verließ Nico Große-Beck den SV Fortuna Bottrop als frisch gebackener Kreispokalsieger. Jetzt ist er zurück auf Rheinbaben.
2019 verließ Nico Große-Beck den SV Fortuna Bottrop als frisch gebackener Kreispokalsieger. Jetzt ist er zurück auf Rheinbaben. © Mark Bohla

Zumal sich abzeichnet, dass sich die Reihen im Team in den kommenden Wochen wieder auffüllen werden. Matthias Beckfeld steht nach seinem Kreuzbandriss vor der Rückkehr in das Aufgebot, nachdem er bereits länger das Training hat mitmachen können. Tim Strickerschmidt hat eine ganze Reihe gesundheitlicher Probleme hinter sich gelassen.

Weiterhin fehlen werden Adrian Figielek und Cedric Lohe. „Für Adrian ist die Saison nach dem Kreuzbandriss zu Ende, er ist in der Reha.“ Lohe hatte sich eine Handverletzung zugezogen - für den jungen Keeper bedeutet das eine längere Zwangspause. Zwei Abmeldungen flatterten der Fortuna auf den Tisch: Mike Sklenak hatte sich einer OP am Meniskus unterziehen müssen. Auch Alexander Ntinas verließ den Verein; er versucht sein Glück in der Westfalenliga, beim SV Rot-Weiß Deuten.

„Wir haben zwei Offensive verloren, aber auch zwei dazugewonnen. Und beide werden uns sicher weiterhelfen“, ist Stempel überzeugt, dass der Kader nicht an Stärke verloren hat. Zum einen wechselte Nico Große-Beck zurück nach Rheinbaben.

Ahmet Büyüköztürk bringt viel Erfahrung mit

Außerdem schnürt Ahmet Büyüköztürk künftig seine Fußballschuhe bei den Bottropern. Die letzte Station des 32-Jährigen war die SG Osterfeld. „Er hat unter anderem bei Rot-Weiß Erfurt gespielt und wird uns mit seiner Erfahrung sicher gut tun, sobald er wieder fit ist.“

An seiner Einsatzfähigkeit für die Bezirksliga arbeitet auch Große-Beck. „Bei der Rhenania hat er in dieser Saison noch kein Spiel gemacht. Er ist im Lauftraining und wir müssen sehen, wie schnell er nach seiner Schulterverletzung wieder ohne Angst in Zweikämpfe gehen kann. Es wäre schön, wenn Ahmet und er am 6. März beim Rückrundenbeginn dabei sind, aber wir geben allen, die noch nicht fit sind, die Zeit, die sie brauchen, wir machen keinen Druck.“

Das erste Vorbereitungsspiel ist für den 23. Januar terminiert. „Es sind einige sehr gute Gegner in den Testspielen dabei, vielleicht kommt das eine oder andere Spiel unter der Woche dazu. Zum Programm vor der Meisterschaft gehört auch noch das Kreispokalspiel beim SC 1912 Buschhausen.“

Fortunen machen in der Vorbereitung einen Ausflug zum Kampfsport

Insgesamt wollen Stempel und Andreadakis die Vorbereitungsphase so abwechslungsreich wie möglich gestalten. Beispielsweise mit einem Ausflug in den Kampfsport. „Wir haben einen Dura-Sudo-Kurs bei Sven Lindemann gebucht, da können sich die Jungs mal ganz anders auspowern.“

Ziel ist es, mit optimaler Fitness in die zweite Halbserie zu gehen. Von Aufstieg war auf Rheinbaben nie die Rede, aber nach dem Derbysieg ist Platz drei, aktuell besetzt mit dem SV Rhenania, in machbarer Schlagdistanz. Für Stempel zweifellos reizvoll. „Wer mich kennt, weiß, dass ich immer so viel wie möglich erreichen will.“

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