Bottrop. Der RuF Bottrop hat die Vorkehrungen verschärft. Das Turnier nach Ostern fällt aus. In der finanziell angespannten Lage helfen die Mitglieder.
Anfang März gab es die ersten beunruhigenden Nachrichten aus dem spanischen Valencia. Bei einem Reitturnier breitete sich ein Stamm des Equinen Herpesvirus Typ 1 (EHV 1) rasend schnell unter den Pferden aus.
- Adler 07 Bottrop: Nachwuchstriathlet Tyler Smuda fliegt bald nach Mallorca
- Mitgliederentwicklung: Bottrops Sportler bleiben ihren Klubs auch in der Krise treu
- Schwimmen: SVg Bottrop ist bereit, muss aber am Startblock warten
- FLVW: Kein Saisonabbruch - aber ein Angriff auf die Politik
- Sport- und Bäderbetrieb schafft klare Regeln für Bottrop
- Wegen Corona: Hamsat Isaev muss auf Grand Slams verzichten
- SVg Bottrop 24: Schwimmer treten mit Farbe für Vielfalt ein
- TC Waldhof Bottrop: Marc Bierenfeld gestaltet die Zukunft
Die aggressive Form des Erregers sorgte für Schrecken. Nicht nur in Spanien, sondern in ganz Europa. Mehr als 80 Pferde infizierten sich vor Ort, acht Tiere starben an den Folgen der Schäden am Nervensystem.
Pferdeherpes-Mutation sorgt für Unruhe
Sabrina Ibánez, die Generalsekretärin der internationalen Dachorganisation des Pferdesports (Fédération Équestre Internationale, FEI), sprach vom wahrscheinlich schlimmsten Ausbruch „in Europa seit vielen Jahrzehnten“. Die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) empfahl den Stopp von Veranstaltungen und den Verzicht auf weitere Turniere.
Alle internationalen Wettbewerbe in Deutschland und neun weiteren Ländern wurden vorsorglich abgesagt. In der Pferdesport-Szene wird der Ruf nach einer Impflicht immer größer, auch wenn die bisher vorhandenen Impfstoffe keinen hundertprozentigen Schutz gewährleisten würden und es zu Nebenwirkungen kommen kann.
Und obwohl es sich bei dem Turnier um Profis handelte, sind auch die lokalen Sportler alarmiert. Die Gelsenkirchener Trabrennbahn wurde nach zwei Pferdeherpes-Fällen geschlossen, in Witten, in Mülheim, in Hattingen und in Sprockhövel ist die Achtsamkeit groß.
Reitverein Bottrop hat klare Regeln aufgestellt
Und auch in Bottrop hat die Seuche Auswirkungen. „Das Herpesvirus ist leider jedes Jahr ein Thema. Es ist eine Erkrankung, die regelmäßig vorkommt, meistens am Anfang des Jahres“, sagt Uwe Severin, der Vorsitzende des Reitvereins Bottrop.
Der Unterschied sei nun aber die Mutation. „Das Ausmaß in Spanien war extrem. Wir haben deshalb veranlasst, dass wir aktuell keine Reiter von außen aufnehmen. Fremde Pferde kommen nicht auf die Anlage. Außerdem haben wir unseren Reitern ganz klar gesagt, dass sie nicht zu Veranstaltungen gehen sollen“, so Severin, der so die Wahrscheinlichkeit einer Infektion minimieren möchte.
Und auch für den Ausritt gibt es klare Regeln für die Vereinsmitglieder. „Wir haben darum gebeten, stets aufzupassen und zum Beispiel im Wald Abstand zu anderen Pferden zu wahren“, sagt Severin.
Das traditionelle Turnier nach Ostern muss erneut ausfallen
In diesem Punkt sorgt das Coronavirus sogar für einen positiven Nebenaspekt. „Dadurch sind jegliche Veranstaltungen verboten. Insofern besteht aktuell gar nicht die Notwendigkeit, Lehrgänge abzuhalten, Reitturniere zu veranstalten und fremde Reiter zu beherbergen“, so Severin.
Grundsätzlich sorgt die Corona-Pandemie allerdings auch beim Reitverein für große Probleme. Wie schon im vergangenen Jahr muss auch 2021 das traditionelle Reitturnier an der Beisenstraße ausfallen. „Es ist ein Drei-Tages-Turnier mit rund 3500 Zuschauern. Es ist das erste große Turnier, dass in Nordrhein-Westfalen im Jahr stattfindet“, sagt Severin.
Dementsprechend ist es auch ein Teil der Jahreskalkulation für den Reitverein. „Und ohne das Turnier sind zwar die Ausgaben da, aber die Einnahmen fehlen. Wir hätten das Turnier normalerweise wieder nach Ostern ausgetragen. Diesmal haben wir damit aber gar nicht geplant, weil wir schon ahnten, dass es nicht stattfinden kann“, sagt der Vereinsvorsitzende.
Die Mitglieder zahlen - obwohl es keine Leistung gibt
Auch interessant
Die finanzielle Situation des Klubs erleichtert die Absage und die Pandemie nicht – ganz im Gegenteil. Denn die Pferde müssen weiter gepflegt werden. Beim Reitverein übernimmt das nun das Personal. „Das, was die Reiter normalerweise machen, macht nun das Personal, wodurch es da auch erhöhte Kosten gibt.
Deswegen ist Severin den Mitgliedern für die Unterstützung in den vergangenen Monaten auch sehr dankbar.
Severin: „Wir haben bei uns 200 Reitschüler in verschiedenen Altersgruppen. Wir haben vor drei Jahren das Bezahlsystem auf einen Monatsbeitrag umgestellt. In der Coronazeit haben wir nun eine Einigung gefunden, dass die Eltern und Reiter noch die Hälfte des Beitrags zahlen, obwohl aktuell kein Unterricht stattfinden kann und sie keine Leistung dafür bekommen. Dafür sind wir sehr dankbar, denn so haben wir die fehlenden Einnahmen etwas auffangen können und so hält sich der Verein über Wasser.“