Hattingen/Sprockhövel. Nachdem es die ersten Corona-Lockerungen seitens der Landesregierung gab, sorgte der Herpeserreger EHV-1 in der Pferdewelt für Unruhe.
Anfang März gab es den ersten Lichtblick für Reiter, denn die Corona-Schutzverordnung wurde gelockert. Einzelunterricht auf der Außenanlage ist erlaubt, viel mehr hat sich für die Tierhalter und Gutsbesitzer trotzdem nicht geändert. Aber nicht nur das Coronavirus macht ihnen und Pferdehaltern zu schaffen. Seit Mitte Februar kursiert ein weiteres Virus in den Reitställen: Pferdeherpes.
„Maskenpflicht und Zeitbeschränkungen sind geblieben“, erklärt Jürgen zur Nieden vom RV Bredenscheid. Damit bleibt es dabei, dass die Pferdehalter sich nur zwei Stunden täglich am Stall aufhalten dürfen. In der Zeit muss das Pferd gepflegt und bewegt und der Stall ausgemistet werden.
Vorsitzender des ZRFV „Auf der Gethe“ ist von den Verbänden enttäuscht
Der Vorsitzende Georg Dölger vom ZRFV „Auf der Gethe“ ist dabei vor allem enttäuscht von den Verbänden. „Sie setzen sich nicht für uns ein und haben sich sozusagen etwas ausgeruht,“ kritisiert Dölger. Er fühlt sich alleingelassen, denn das Aussetzen des Unterrichts und die geringe Bewegung der Pferde geht auch mit Risiken einher. So kann nicht jeder alleine reiten, manche benötigen dabei Unterstützung.
Auch für die Pferde ist es gefährlich, die Fitness der Tiere leidet, und sie könnten verletzungsanfälliger werden. Der Vorsitzende sagt dazu: „Die Verbände hätten sich mehr durchsetzen müssen, so dass die Pferde unter gerechten Bedingungen gehalten werden können.“
Einige Tiere sind bereits an Pferdeherpes gestorben
Hinzu ist seit Februar auch noch Pferdeherpes gekommen. Der Herpeserreger EHV-1 brach am 12. Februar auf einem internationalen Turnier in Valencia in Spanien aus und wurde von dort aus verbreitet. Laut Weltverband sind bereits einige Pferde an dem Erreger verstorben. Deshalb sind internationale und nationale Turniere in allen betroffenen Ländern, auch in Deutschland, zurzeit verboten.
Bis auf das Aussetzen der Turniere gibt es noch keine weiteren Einschränkungen. „Das Herpesvirus gibt es eigentlich schon immer. Es ist nicht neu“, erklärt Jürgen zur Nieden. Auch für Georg Dölger ist der Pferdeherpes nichts Neues: „Er ist bekannt. Aber ich glaube, den meisten ist nicht bewusst, wie gefährlich er ist.“
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Turnierpferde wurden in der Vergangenheit selten geimpft
Gerade Turnierpferde wurden in den letzten Jahren, laut zur Nieden, selten gegen den Erreger geimpft. Er geht deshalb davon aus, dass es nun wieder verstärkt dazu kommen wird. „Ich denke mal, dass die Fédération Equestre Nationale dazu übergeht, dass auf jeden Fall eine Schutzimpfung nötig ist, um an Turnieren teilnehmen zu können“, schätzt der Trainer des RV Bredenscheid.
Dabei gibt es dennoch Probleme: Die Tierärzte können nicht alle Pferde sofort impfen, da noch nicht genügend Impfstoff zur Verfügung steht. Ein weiteres Problem sieht der ZRFV-Vorsitzende Dölger darin, dass die Impfung nur gegen zwei Herpesvarianten hilft. „Es gibt einfach keine 100-prozentige Sicherheit für die Pferde“, gibt er zu bedenken.
Reiterhöfe versuchen die Ställe für Außenstehende geschlossen zu halten
Deshalb versuchen beide Reiterhöfe, ein geschlossenes System am Stall zu halten. Es darf also aktuell niemand von außerhalb zu den Höfen, damit eine Ansteckung vermieden wird. Denn die Pferde stecken sich sowohl über die Atemwege an als auch über die Kleidung und Hände von Menschen. Für Menschen besteht dagegen keine Gefahr einer Ansteckung, als Überträger sind sie jedoch gefährlich.
Der ZRFV musste aufgrund des Pferdeherpes bereits ein geplantes Turnier absagen. Jetzt setzt der Verein die Hoffnung in sein Fronleichnamsturnier. Dies soll über mehrere Tage verteilt laufen und das Vereinsleben hoffentlich wieder aufleben lassen, so Dölger. Schon vergangenes Jahr fielen zwei Turniere aus. Zumindest mit Blick auf den Herpesvirus sieht es vielversprechend aus, denn ab dem 29. März dürfen in Deutschland wieder nationale Turniere stattfinden. Auch Jürgen zur Nieden geht davon aus, dass das Virus in sechs bis sieben Wochen wieder vorüber ist.
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