Wattenscheid. Die SG Wattenscheid kann für ein weiteres Oberliga-Jahr planen - es gibt einige Abgänge, aber auch zwei wichtige Zusagen. Die wichtigste Personalie ist auch klar.

  • Sportchef Hartmut Fahnenstich und Trainer Engin Yavuzaslan haben ihren Rücktritt bei Wattenscheid 09 vor gut einer Woche angekündigt
  • Mit dem bisherigen Co Christopher Pache hat die SG Wattenscheid sich nun für einen neuen Trainer entschieden
  • Jetzt geht es um die Kaderplanung - einige Abschiede stehen bereits fest, Firat und Loheider bleiben

Im entscheidenden Moment konnte Hartmut Fahnenstich nicht hingucken: Als Maurice Haar in der 95. Minute den Elfmeter verwandelte, der den Klassenerhalt für Wattenscheid 09 bedeutete, schaute Fahnenstich weg, Richtung Tribüne - „ich habe dann gesehen, wie sich alles entladen hat.“ Der Druck einer ganzen Saison - erledigt. Wattenscheid 09 bleibt Oberligist. Mission erfüllt - „wenn die Mission war, in der Oberliga zu bleiben“, wie Fahnenstich kurz drauf anmerkte.

Er und Trainer Engin Yavuzaslan hatten einige Tage vor dem entscheidenden 1:0 gegen Rheine ihren Rücktritt angekündigt - Unstimmigkeiten und Kommunikationsprobleme innerhalb der Vereinsführung waren die Haupt-Ursache. Der Zeitpunkt war schwierig, aber anders ging es nicht, betonte Fahnenstich: „Ich konnte den Spielern bei den Fragen nach der Zukunft nicht mehr in die Augen gucken.“

Die Zukunftsentscheidungen, die müssen jetzt andere treffen - und hier hat die SGW eine der wichtigsten Positionen besetzt: Am Freitag hat die SGW Christopher Pache als neuen Cheftrainer präsentiert. Eine schnelle und naheliegende Lösung in der schwierigen Situation, so wissen die Spieler, woran sie sind.

Keinen Posten dagegen bekommt Jörg Behnert. Der 52-Jährige arbeitet als Jugendtrainer auf Schalke, hat eine SGW-Vergangenheit und weiter gute Verbindungen zum Verein, er bleibt aber in der Knappenschmiede. Behnert war sowohl als Trainer als auch als neuer Sportvorstand im Gespräch - hier ist Wattenscheid weiter auf der Suche.

Wattenscheid 09: Viele Stammspieler sind auch bei anderen Klubs begehrt

Die bisherigen Aufgaben Fahnenstichs übernehmen daher vorerst der Restvorstand und Neu-Coach Pache - Fahnenstich hat eine gute Übergabe versprochen: „Einige Spieler haben noch Vertrag bis 2025, wir haben darüberhinaus viele Gespräche geführt und waren uns grundsätzlich einig“, erklärt Fahnenstich. „Es gibt einen Stamm.“

Einen Umbruch könnte es trotzdem geben. Denn auch wenn alle Winter-Zugänge Verträge bis 2025 haben, können sie aus ihren Verträgen mit Wattenscheid 09 aussteigen. Niklas Lübcke steht wie berichtet vor einem Wechsel zur U23 des VfL Bochum. Nico Thier will sich aus sportlich nachvollziehbaren Gründen Bald-Regionalligist SF Lotte anschließen.

Die gleiche Möglichkeit haben auch Umut Yildiz oder Maurice Haar, insbesondere Letzterer kann sich den Verein nach einer überragenden Rückrunde wohl praktisch aussuchen. Berkan Firat und David Loheider bleiben dagegen trotz Ausstiegsklausel sicher bei der SGW. Loheider hat seinen Vertrag am Freitag sogar um ein weiteres Jahr verlängert.

Auch viele Stammspieler wie unter anderem Fabrizio Fili, Eduard Renke oder auch Tim Kaminski haben Konkurrenz-Anfragen. Mit der Nachricht, dass Pache Chefcoach wird, haben sie aber wieder eine klare Perspektive.

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Nils da Costa geht nach Erkenschwick

Bereits offiziell waren bereits seit einigen Tagen die Abgänge von Felix Casalino und Daniel Dudek. Mindestens drei weitere stehen bereits fest: Nils da Costa, Abid Yanik und Frederik Wiebel. Da Costa wird den Klub nach einem Jahr verlassen, Liga-Konkurrent Spvgg. Erkenschwick hat den Linksverteidiger am Donnerstag als Neuzugang präsentiert, bevor die SGW ihn verabschieden konnte.

Nils Da Costa Pereira im Spiel gegen den SV Schermbeck - der Linksverteidiger verstärkte die SG Wattenscheid 09 im vergangenen September, wird nun den Klub verlassen.
Nils Da Costa Pereira im Spiel gegen den SV Schermbeck - der Linksverteidiger verstärkte die SG Wattenscheid 09 im vergangenen September, wird nun den Klub verlassen. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener
Abid Yanik am 13. August 2022 beim 3:0-Heimsieg gegen Fortuna Köln - das Talent machte damals ein Riesenspiel, schaffte aber nie dauerhaft den Durchbruch in die erste Elf bei Wattenscheid 09.
Abid Yanik am 13. August 2022 beim 3:0-Heimsieg gegen Fortuna Köln - das Talent machte damals ein Riesenspiel, schaffte aber nie dauerhaft den Durchbruch in die erste Elf bei Wattenscheid 09. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Eigengewächs Abid Yanik (20) machte in der Regionalliga-Vorbereitung im Sommer 2022 mit seinen Dribblings auf sich aufmerksam, schoss auch ein tolles Tor beim Heimsieg über Fortuna Köln. Einen festen Platz im Team bekam er aber nie, zuletzt reichte es wenn überhaupt nur für Kurzeinsätze. Yanik gehe auf eigenen Wunsch, bestätigte Fahnenstich.

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Frederik Wiebel bekam keine zweite Regionalliga-Chance

Und auch Frederik Wiebels (25) Zeit bei 09 geht nach vier Jahren wohl zu Ende. Wiebel war einer der Transfer-Volltreffer von Stefan Beermann, Christian Pozo und Christian Britscho beim Neuaufbau nach der Insolvenz. Er kam vom Bezirksligisten CSV SF Linden, war einer der ersten Spieler, die unterschrieben und gehörte unter Britscho stets zum Stammpersonal. Das Jahr 2022 verpasste er aufgrund einer schweren Knieverletzung fast komplett - 2023 gehörte er in der Regionalliga dann trotz Abstiegs zu den besten Wattenscheidern.

Eine weitere Regionalliga-Chance hätte er sich verdient gehabt, bekam sie aber nie, unter Yavuzaslan blieb ihm zuletzt die Rolle als Einwechselspieler. Wiebel hat seine Ausbildung zum Arzt abgeschlossen und will sportlich kürzer treten.

Frederik Wiebel jubelt im Westfalenpokalspiel gegen den ASC 09 Dortmund.
Frederik Wiebel jubelt im Westfalenpokalspiel gegen den ASC 09 Dortmund. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Bei diesen sieben Abgängen wird es sicher nicht bleiben - vor dem Abschied stehen aber noch zwei Spiele in der Oberliga an: Vor dem Heimfinale gegen Gievenbeck in einer Woche steht bereits am Sonntag (15 Uhr, vorgezogen von Montag) das Auswärtsspiel bei Türkspor Dortmund an. Die Dortmunder können mit einem Sieg den Aufstieg aus eigener Kraft perfekt machen. Die Wattenscheider haben dem Favoriten vor gut drei Monaten im Lohrheide-Matsch das Leben schwer gemacht, Türkspor war mit dem 0:0 am Ende sogar gut bedient.

Auf Kunstrasen wird es ein anderes Spiel, locker lassen wollen die Wattenscheider trotzdem nicht - es geht schließlich für sehr viele der Beteiligten um einen versöhnlichen Abschied. Oder auch darum, dem neuen Trainer etwas zu beweisen.

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