Wattenscheid. Oberligist Wattenscheid 09 empfängt Donnerstag Victoria Clarholz. Für Trainer Yavuzsalan ist „klar, dass wir der Favorit sind“: sein Matchplan.
Die Erinnerungen an den nasskalten Dezember-Abend 2021 sind noch nicht verblasst, damals ging es ja ordentlich zur Sache. Wattenscheid hatte Vreden zu Gast - kein Spiel, bei dem man den Umstand, dass das Flutlicht angeht, automatisch mit fußballerischem Glanz gleichsetzen muss.
Es war ein Kampfspiel, ein schmutziges 1:1, das über 90 Minuten dahinplätscherte und in einer - in der Gesamtheit dramatischen - Nachspielzeit mündete. Umut Yildiz (90.+1) traf ins eigene, Basti Kleine ins gegnerische Tor (90.+5). Augenzeuge des ganzen Spektakels damals: Engin Yavuzaslan, damals Vreden-, heute Wattenscheid-Trainer. Die Eindrücke von dem Spiel, seinem bisher letzten unter Lohrheide-Flutlicht, sind bis heute präsent.
Die WAZ zeigt das Spiel Wattenscheid 09 gegen Victoria Clarholz am Donnerstagabend live. Hier geht es zum Livestream.
„Genial“, sagt der 42-Jährige vor seinem ersten Abendspiel in der Lohrheide als Coach des Heim-Teams (Donnerstag, 20 Uhr) rückblickend. Der Gegner im Oberliga-Nachholspiel an diesem Donnerstag: Victoria Clarholz, einen Platz und einen Punkt besser als der ehemalige Bundesligist, der zuletzt zwei Heimspiele nacheinander gewann und das dritte gern folgen lassen würde. „Diesmal“, denkt Yavuzaslan an 2021 zurück, „würden wir das Spiel lieber frühzeitig entscheiden. Aber dabei muss Clarholz mitspielen.“
Auch Wattenscheids Gegner Clarholz war zuletzt in guter Form
Bisher läuft der zum Schicksalsmonat erklärte März gut: Sechs Punkte, 6:0 Tore, ein Viertel aller bisherigen Saisontreffer sind in nur zwei Partien gefallen. Noch dazu steht die Defensive gut. Wattenscheid 09, das ist seit Ende der Winterpause klar, hat sich berappelt. Deshalb sind die Töne vor dem Clarholz-Spiel auch selbstbewusster: „Auch wenn wir einen Platz hinter denen stehen, ist klar, dass wir der Favorit sind“, sagt Yavuzaslan.
Gewarnt ist er trotzdem, denn auch die Ostwestfalen haben ihre beiden letzten Partien gewonnen, dabei ebenfalls sechs Tore geschossen. „Das ist schon ein anderes Kaliber“, weiß Yavuzaslan und fordert: „Wir müssen konzentriert sein. Wir werden viel Ballbesitz haben, müssen aber auch gut gegen den Ball arbeiten.“ Insbesondere die Clarholzer Defensive könnte seiner Elf Probleme bereiten - erst recht in Kombination mit der Kontergefahr, die Nick Flock und Marlon Herzog ausstrahlen.
Bei einem Sieg winkt der SG Wattenscheid 09 Platz 14
Als Heimmannschaft müsse die SGW aber Tempo und Marschrichtung bestimmen, außerdem winkt bei einem Sieg Rang 14 und der Anschluss an den TuS Bövinghausen, der momentan noch fünf Zähler Vorsprung hat. Auf die beiden Siege gegen Brünninghausen und Bövinghausen will sich Yavuzaslan deshalb nichts einbilden: „Ich weiß doch, wie es im Fußball ist. Heute feiern sie dich auf der Tribüne mit Sprechchören, am nächsten Tag bewerfen sie dich mit Gegenständen, weil sie wütend sind.“ Die Schnelllebigkeit ist ihm wohl bekannt. Aber auch, dass manche Dinge etwas länger dauern.
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Nach dem Spiel mit Vreden in Wattenscheid sei er zu Pechvogel Umut Yildiz gelaufen, statt zu seiner eigenen Mannschaft. Enttäuscht waren beide: Yildiz lag nach seinem peinlichen Ereignis ernüchtert auf dem nassen Wattenscheider Rasen, die Vredener haderten mit dem späten Ausgleich. Yavuzaslan aber habe dem unfreiwilligen Torschützen etwas mitgeben wollen: „Ich habe Umut gesagt, dass er ein genialer Fußballer ist und dass sich jeder Trainer glücklich schätzen kann, ihn im Team zu haben.“
Etwas mehr als zwei Jahre später ist Yavuzaslans Wunsch - was Yildiz betrifft - in Erfüllung gegangen. Jetzt fehlt noch ein perfektes Erlebnis unter Lohrheide-Flutlicht.