Herne. Kapitän Marvin Schurig feiert mit der SG Wattenscheid 09 und den rund 300 mitgereisten Fans den emotionalen Derbysieg gegen Westfalia Herne.
Die Haupttribüne im Herner Stadion bot ein trauriges Bild. Alle Zuschauer hatten ihre Plätze verlassen, der wegen seiner Größe zwar beeindruckend, aufgrund der gähnenden Leere aber trist wirkende Bau wirkte etwas verloren. Zumal sich auf der Gegenseite Emotionales abspielte.
Dort stand Marvin Schurig auf dem Zaun, heizte den rund 300 mitgereisten Fans der SG Wattenscheid 09 ein und stimmte gemeinsam mit Mannschaft und Anhang eine „Humba“ an. Nach dem 3:1 (1:1)-Sieg bei Westfalia Herne herrschte kollektive Glückseligkeit, und auch der etwas abseits stehende Trainer Christian Britscho ließ sich aus der Reserve locken, als das Team immer wieder „Derbysieger, Derbysieger“ schrie.
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Kapitän Schurig, gemeinsam mit dem Coach im vergangenen Sommer von Rot Weiss Ahlen zur SGW gekommen, stand eine Viertelstunde später Rede und Antwort, sprach dabei aber lieber über das Sportliche als über die Eindrücke auf dem Zaun.
„Ich bin eigentlich ein stiller Genießer“
Oberliga Westfalen
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„Ich bin eigentlich ein stiller Genießer“, betonte er. „Aber nach so einem Flutlichtspiel am Freitagabend gehen die Emotionen auch mit mir durch.“ Eine Stunde zuvor wiederum hatte sich bereits Mannschaftskollege Tolunay Isik zu einem ausgiebigen Jubel hinreißen lassen.
Nach Nils Hönickes Treffer zum zwischenzeitlichen 2:1 war der Wattenscheider Ersatztorhüter quer über den Platz gerannt, um mit den Fans zu jubeln. Als Konsequenz gab es die Gelbe Karte. Und vermutlich folgt noch eine weitere Strafe. „Tolu ist Kassenwart“, sagte Schurig und musste schmunzeln: „Ich denke, er wird einen ordentlichen Betrag in die Kasse packen.“
Wunsch mit den Fans zu feiern
Neun Gegentreffer
Hernes Trainer Christian Knappmann war sich trotz der zweiten Niederlage im zweiten Saisonspiel sicher: „Unser Fußball wird zu Punkten führen.“ Der 40-Jährige hatte seine Mannschaft nach der 0:6-Auftaktniederlage gegen den SV Schermbeck offenbar richtig auf das Derby eingestimmt. Denn zu Beginn des Spiels war der Tabellenletzte die deutlich bessere Mannschaft.
Weniger optimistisch als „Knappis“ Aussage sieht jedoch das Torverhältnis der Westfalia aus: Nach zwei Spielen stehen bereits neun Gegentreffer zu Buche.
Die aufschäumenden Emotionen aber wertete der SGW-Kapitän als positives Signal. „Das spricht für ihn. Es gibt nicht viele, die dann zur Eckfahne rennen.“ Der unbedingte Wunsch, mit dem Anhang zu jubeln, war jedoch nachvollziehbar. Wattenscheids Fans hatten über das gesamte Spiel eine ausdauernde Vorstellung abgegeben und dem Team so nach dem 0:1-Rückstand geholfen, das Spiel zu drehen. Anhänger und Spieler waren eine Einheit. Ein eindeutiges Zeichen in beide Richtungen. „Wenn ich neue Spieler durch das Lohrheidestadion geführt habe, dann habe ich denen gesagt, was möglich ist, wenn es läuft. Und das war so ein Moment“, sagte Björn Biberich, Fan und Pressesprecher des Vereins, nach der Abschlussparty in Herne.
Zur Genese des 3:1-Derbysieges gehört aber auch, dass die Wattenscheider Probleme hatten, ins Spiel zu finden. „Viele spielen ja nicht das erste Mal hier. Das ist ein Hexenkessel. Und das haben das in der ersten Halbzeit zu spüren bekommen. Da haben wir uns aus dem Konzept bringen lassen“, kritisierte Schurig.
Mannschaft bleibt cool
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Zur größten Stärke der Mannschaft von Trainer Christian Britscho aber gehörte, dass sie dennoch cool blieb. Trotz des Rückstands, trotz des Umstands, dass Westfalia Herne kollektiv und ohne Not vor der Wattenscheider Bank das Tor feierte.
„Ich hab da gar nicht drauf geguckt, wo die gejubelt haben. Sowas ignorieren wir. Im Kopf waren eher die Gedanken, wie wir das Spiel drehen“, berichtete Kapitän Schurig. Am Ende ging die Rechnung auf, weil Felix Casalino selbst traf und zwei Tore auflegte. So gab es einen verdienten Sieg, vor allem aber erneut das Resultat einer starken kämpferischen Leistung. Schurig: „Wir kommen einfach immer wieder. Das ist eine Stärke. Wir wussten, dass wir das zweite und dritte Tor machen können.“