Herne. Die SGW kommt zwar auch gegen Westfalia Herne nur schwer in die Gänge, entscheidet das Derby am Ende aber doch ungefährdet für sich mit 3:1.
Das Stadion am Schloß Strünkede kann eine beachtliche Akustik entwickeln. Etwa, wenn das Publikum auf der Haupttribüne ausrastet - ob bei einem Tor oder einem gegnerischen Foul. Zum Leidwesen der Fans des heimischen Fußball-Oberligisten Westfalia Herne aber auch dann, wenn der in beeindruckender Anzahl mitgereiste Gäste-Anhang den neuen Spitzenreiter feiert. Der heißt seit dem 3:1 (1:1)-Sieg im Flutlichtspiel am Freitagabend - zumindest bis Sonntag - SG Wattenscheid 09.
Nach dem 3:2-Heimsieg gegen den RSV Meinerzhagen sowie dem Auswärtssieg im Derby stellt sich allerdings die Frage, wie eine Mannschaft perfekt in die Saison starten, aber dabei offenbar ein Problem mit Auftaktphasen der jeweiligen Partien hat.
SGW benötigt Weckruf
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Denn wie bereits im Auftaktspiel gegen Meinerzhagen benötigte die SGW einen Weckruf der besonderen Weise. Zunächst landete ein langer Ball vom Ramazan Karatas auf dem Tornetz (8.), dann traf Lokman Erdogan per Kopf zum 1:0 für die Gäste (18.).
War es der abermalige Rückstand oder der Umstand, dass die Herner Mannschaft kollektiv vor der Wattenscheider Bank jubelte? So oder so - die Schwarz-Weißen reagierten. Felix Casalino egalisierte den Herner Treffer mit seinem Tor zum 1:1-Ausgleich (22.).
Erneut wirkte und reagierte die Britscho-Elf erstaunlich cool. Auch wenn Herne gefährlich blieb und die bessere Chancen hatte. So hatte die SGW Glück, als die Flanke von Jan-Niklas Kaiser auf dem Netz landete (44.) und kurz danach ein Erdogan-Freistoß kurz vor der Pause an den Pfosten klatschte (45.).
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Nach dem Wechsel aber war Wattenscheid deutlich besser im Spiel und verstand es, die bereits im ersten Durchgang offensichtlichen Schwächen der Herne Defensive auszunutzen.
Nur fünf Minuten dauerte es, ehe Nils Hönicke aus kurzer Distanz das 2:1 aus Gäste-Sicht erzielen konnte (51.). Und lautstarker Jubel von den Rängen folgte. „Wir wussten, dass das Herner Stadion ein Hexenkessel ist“, sagte der Torschütze nach der Partie, der kurz nach der Führung weniger Glück hatte, als er nach einer starken Casalino-Vorarbeit am Tor vorbeischoss (62.)
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Ersatzkeeper jubelt vor Fanblock und sieht Gelb
Kurios: weil SGW-Ersatzkeeper Tolunay Isik zum Jubeln quer über den Platz und zum Wattenscheider Fanblock gerannt war, sah er er die Gelbe Karte. Protagonist aber war zu diesem Zeitpunkt ein ganz anderer: Felix Casalino, im ersten Durchgang noch unauffällig, riss das Spiel nun an sich und drückte auf den dritten Wattenscheider Treffer. Der fiel - und war zu diesem Zeitpunkt längst überfällig.
Größeres Polizeiaufgebot am Stadion
Mit einem größeren Aufgebot als üblich war die Herner Polizei zum Stadion am Schloß gekommen. Das lag zum einen an der Brisanz, die dem Oberliga-Derby ohnehin innewohnte. Zum anderen machten Gerüchte über eine reisefreudige Gruppe von Fans des Drittligisten Würzburger Kickers die Runde. Nach Informationen dieser Zeitung soll ein Mob von etwa 60 Personen als Unterstützung für die befreundeten Fans der SG Wattenscheid 09 einen Trip ins Ruhrgebiet geplant haben.
Weil die Partie aber auf den späten Freitagabend verlegt worden war, habe sich dieses Vorhaben erledigt. Vor dem Spiel blieb es somit ruhig.
Der ebenfalls eifrige und erneut kämpferisch starke Umut Yildiz musste den Ball nach dem Querpass des Stürmers nur noch über die Linie drücken (71.).
Herne war geschlagen, kämpfte aber tapfer bis zum Schluss. Und so hatte Gäste-Keeper Bruno Staudt doch noch etwas zu tun, als er einen Kopfball von Timo Conde artistisch aus dem Winkel fischen musste (90.). Das war’s.
„Das war kein schönes Spiel, aber ein geiler Abend“, resümierte SGW-Coach Christian Britscho, dem die „Derby-Sieger“-Rufe der Fans nach dem Sieg besser gefallen haben, als die „Spitzenreiter“-Rufe, „weil das ein Fakt ist“, sagte er.
Westfalia Herne - SGW 09 1:3 (1:1)
SG Wattenscheid 09: Staudt - Arifi, Wiebel, Schurig, P. Britscho (80. Yerli) - Lucas, Hönicke (72. Esser) - Lewicki, Canbulut (82. Kleine), Yildiz - Casalino .
Schiedsrichter: Lasse Lütke-Kappenberg (Münster).
Tore: 1:0 Erdogan (18.), 1:1 Casalino (22.), 1:2 Hönicke (51.), 1:3 Yildiz (71.).
Zuschauer: 1000