Hannover/Bochum. Nach dem 0:2 des VfL Bochum in Hannover fordert Trainer Reis eine Reaktion im Heimspiel gegen Heidenheim. Mindestens zwei Wechsel wird es geben.

Thomas Reis stand am verregneten Dienstagabend um kurz vor neun vor dem abfahrtbereiten Bus. Er schüttelte immer wieder den Kopf, zog die Stirn in Falten, murmelte Wörter wie „Wahnsinn“ vor sich hin. Maßlos enttäuscht war er von seiner Mannschaft des VfL Bochum nach diesem „gebrauchten Tag“, wie er sagte. Nach der Niederlage in Hannover, die mit 0:2 noch vergleichsweise niedlich daher kam.

Auch am Tag danach nahm Reis kein Blatt vor den Mund. „Wir haben gegen einen Gegner verloren, der fußballerisch nicht der Beste war“, sagte er. „Aber wir waren einfach unterirdisch. Die Gier hat gefehlt.“ Und zwar fast allüberall, es war ein Kollektiv-Aussetzer. Lediglich Cristian Gamboa, der eingewechselte Armel Bella-Kotchap und der überragende Torwart Manuel Riemann stemmten sich sichtbar gegen das Unheil.

Robert Zulj sucht keine Ausreden

Auch die Spieler selbst übten sich in Selbstkritik. Robert Zulj zum Beispiel, der in den Vorwochen teils geniale und diesmal völlig abgetauchte Spielmacher. „Wir waren heute von der ersten bis zur letzten Minute nicht richtig auf dem Platz“, sagte Zulj, der siebenmalige Saisontorschütze des VfL. „Die Belastung der Englischen Woche darf da keine Ausrede sein. Wir müssen in der Lage sein, zwei Spiele in vier Tagen zu absolvieren.“

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Manuel Riemann erwartet am Freitag wieder „ein anderes Gesicht“

Natürlich sprach auch Riemann Klartext. Auf dem Feld hatte er nach der Pause, auch noch nach dem 0:2, immer wieder seine Vorderleute angetrieben. „Kommt, ein Tor, weiter!“, rief er etwa. Vergebens. Ungehört. Der 32-Jährige vermisste diesen Ruck, der eben nicht durch die Mannschaft ging.

Aber der Keeper ist lange genug dabei, um im Tagesgeschäft Fußball auch schnell wieder nach vorne zu schauen. „Wir sind auch nur Menschen, keine Maschinen“, fand er bei aller Kritik auch aufbauende Worte. „Wir sind kein Top-Team, wir sind eine von 18 Zweitliga-Mannschaften“, sagte er und meinte damit: Wer ein Stück nachlässt an Konzentration, an Einsatzwillen, der verliert in dieser Liga. Wer so nachlässt wie der VfL in Hannover, verliert chancenlos. Am Freitag gegen den nur einen Punkt schlechter dastehenden FC Heidenheim aber „gibt es wieder drei Punkte zu holen“, sagt Riemann. „Dann müssen wir ein anderes Gesicht zeigen.“

Übte Kritik an sich und seinen Kollegen: Bochums Spielmacher Robert Zulj konnte diesmal nicht ansatzweise an seine starken Leistungen der Vorwochen anknüpfen.
Übte Kritik an sich und seinen Kollegen: Bochums Spielmacher Robert Zulj konnte diesmal nicht ansatzweise an seine starken Leistungen der Vorwochen anknüpfen. © Ralf Ibing /firo Sportphoto | Ralf Ibing

Kapitän Anthony Losilla kehrt in die Startelf zurück

Wer dieses Gesicht zeigen darf, obliegt Trainer Thomas Reis. Eine Videoanalyse vom Hannoverspiel, sagte er vor der für die Startelf-Spieler regenerativen Einheit am Mittwochnachmittag, könne man sich diesmal sparen, „dann müsste ich die kompletten 90 Minuten zeigen.“ Dem Coach missfiel unter anderem die Fahrlässigkeit seiner Spieler, die Hannover immer wieder durch schlampige Pässe, verbaselte Dribblings und ein wildes, ungeordnetes Positionsspiel zu Chancen eingeladen hatte. Doch „jetzt muss der Fokus schon wieder auf Freitag liegen“, sagt Reis. „Es liegt an uns, eine Reaktion zu zeigen. Denn in Hannover war das nicht der VfL, den man in den letzten Wochen gesehen hat.“

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Bella-Kotchap wird am Freitag wieder von Beginn an spielen

Personelle Konsequenzen wird es auch geben. Natürlich wird Anthony Losilla die Kapitänsbinde wieder tragen, vermutlich an Robert Tesches Seite spielen. Raman Chibsah konnte nicht zeigen, dass er der Bessere ist. In der Innenverteidigung wird Armel Bella-Kotchap beginnen. Er kam nach der Pause für Maxim Leitsch, den Aufsteiger des Jahres beim VfL Bochum, der – wie so viele – einen rabenschwarzen Tag erwischt hatte. Dennoch dürfte Leitsch wieder loslegen.

Verletzt: Lampropoulos fällt voraussichtlich am Freitag aus

Vasilios Lampropoulos war kaum besser, und er musste verletzt ausgewechselt werden wegen muskulärer Probleme. Das Ergebnis eines MRT stand noch aus, Trainer Reis rechnet aber nicht damit, dass Lampropoulos am Freitag spielen kann. Zumindest „wird es sicher sehr eng“, sagte er am Mittag. Empfohlen hatte sich der griechische Nationalspieler ohnehin nicht.

Reis wird nicht in Aktionismus verfallen. Gleichwohl ist ein Wechsel auch beim Offensivquartett vorstellbar. Gerrit Holtmann oder Danny Blum könnten auf die Bank rotieren. Simon Zoller müsste dann wieder über den Flügel kommen, ganz vorne könnte Silvere Ganvoula mal wieder eine Chance von Beginn an bekommen.

Vielleicht erhält aber auch das komplette Stammoffensiv-Quartett der letzten Wochen die Chance auf eine Reaktion. In den vergangenen Heimspielen gegen Düsseldorf (5:0) und Paderborn (3:0) haben Simon Zoller, Robert Zulj sowie mit Abstrichen Danny Blum und Gerrit Holtmann ja ein anderes Gesicht gezeigt.

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