Essen. Kurzbahn-Europameister hatte 2020 die Norm unterboten und ist damit für Tokio qualifiziert. Fünf Asse der SGE sind im April gefordert.

Der Lockdown lähmt das öffentliche Leben und kein Ende ist in Sicht. Am Bundesstützpunkt in Rüttenscheid geht die Arbeit allerdings unbesehen weiter. Aber nur für die Besten der Startgemeinschaft Essen (SGE), die als Kader-Athleten zu den Auserwählten zählen und ein großes Ziel vor Augen haben. Es geht um nicht weniger als um die Teilnahme an den Olympischen Sommerspielen, die im Vorjahr aufgrund der Corona-Pandemie auf 2021 verlegt worden sind.

Im Hause Kusch ist man bereits entspannt

Im Hause Kusch sind sie inzwischen ganz entspannt, denn Sohn Marius wird in Tokio definitiv dabei sein. Der 27-jährige Kurzbahn-Europameister von 2019 über 100-m-Schmetterling und mit Abstand beste Deutsche auf dieser Lage ist für die SGE startberechtigt, lebt aber seit fünf Jahren in den USA und trainiert dort in San Diego mit einem Elite-Team.

Anfang März 2020 unterbot Kusch dort bei einem Pro Meeting in Des Moines/Iowa mit starken 51,54 Sekunden die forderte Qualifikationszeit um 2,6 Zehntel. Bis vor gut einer Woche durfte er sich trotzdem nicht sicher fühlen, denn zwei schnellere Schwimmer hätten ihn ja noch abgefangen können.

Nach den aktualisierten Nominierungskriterien hat Kusch Klarheit. Allerdings ist ohnehin niemand im Aufgebot des Deutschen Schwimmverbandes (DSV) in Sicht, der dessen Zeit toppen könnte.

Planungssicherheit und Fokus auf die Vorbereitung

"Besser konnte das Jahr 2021, zumindest in sportlicher Hinsicht, nicht beginnen", lässt Kusch wissen. Er freue sich sehr, "denn nun habe ich bis zu den Spielen Planungssicherheit und kann mich voll und ganz auf meine Vorbereitung konzentrieren".

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Und der ehrgeizige Schwimmer peilt ein weiteres Ziel an. "Ich werde auf jeden Fall auch noch einen Versuch über die 100-m-Freistil starten."

Asse der SG Essen haben Olympia im Blick

Dort könnte er seinem Teamkollegen Damian Wierling in die Quere kommen. Nach einer kurzen Weihnachtspause hat dieser das Training in Rüttenscheid wieder aufgenommen. Lisa Höpink, Kathrin Demler, Max Pilger und Poul Zellmann machen sich dort ebenfalls Hoffnungen auf Tokio und sei es "nur" als Mitglied von einer der sieben deutschen Staffeln.

So groß die Ambitionen auch sind, so dürftig waren in den vergangenen Monaten die Möglichkeiten, sich im Wettkampf zu messen. Alle Titelkämpfe und Schwimm-Meetings fielen Corona zum Opfer. Im Dezember war ein Test in Warendorf angedacht. Auch der wurde abgesagt. „Das ist für mich nicht ganz so schlimm, denn es wäre sowieso relativ früh gewesen in der Saison", meint Wierling. „Ich brauche noch Zeit."

Abwechslung durch internationalen Auftritt

Immerhin konnte er im November - genauso wie Kusch (London) und Demler - auf der Kurzbahn in der International Swimming League (ISL) in Budapest antreten. Kusch belegte dort mit seinem Londoner Team einen beachtlichen dritten Platz. Zuvor hatte er sich im Halbfinale gegen die New Yorker Mannschaft von Kumpel Damian durchgesetzt.

Für die deutschen Olympia-Kandidaten, die sich noch beweisen müssen, ist das Qualifikationsfenster nun vom 1. bis 18. April geöffnet. "Das passt soweit alles. Es ist aber fraglich, wie viele Wettkämpfe in diesem Zeitraum überhaupt stattfinden können", sagt Wierling. Der DSV spricht von drei, gemunkelt wird von zwei Meetings in Deutschland und einem in Stockholm.

Qualifikationszeiten sind unverändert

Bei der Quali gelten unverändert die Zeiten vom Vorjahr. „Die Norm ist schon knackig", findet Wierling und räumt ein: „Es wäre natürlich ganz gut gewesen, zumindest schon eine Zeit für eine Staffel stehen zu haben." Die Wettkampf-Flaute hält jedoch an, während die Konkurrenz in Europa hier und da bereits Top-Zeiten vorgelegt hat.

Die Swim & Fun Days der SGE waren bundesweit einer der letzten Wettkämpfe vor dem ersten Lockdown. Damals hatte Organisationschef Bernhard Gemlau das Event sogar vor dem letzten Durchgang abgebrochen.

Keine Wettkämpfe, keine Rückmeldung für die Athleten

Danach waren die Türen selbst im Leistungszentrum zunächst verschlossen, die Top-Leute durften jedoch wenig später wieder hinein, weil zu jenem Zeitpunkt noch nicht klar war, dass die Spiele verlegt werden würden.

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Also trainierte das Team der SGE und trainierte, aber keine Rennen, in denen man hätte die Form messen können. Dabei ist diese Rückmeldung doch gleichermaßen wichtig für Athleten und Trainer. Wegen der Motivation und vor allem, weil man ja wissen will, ob es der richtige Weg ist.

Die für Frühjahr 2020 terminierten Deutschen Meisterschaften wurden zunächst auf Ende Oktober verschoben, schließlich ersatzlos gestrichen. Eine historische Entscheidung, denn erstmals seit 1947 fand keine DM im Schwimmen statt. Der Termin für die Deutschen ist nun am 3. bis 6. Juni.

Zeit ist trotzdem wie im Flug vergangen

Trotz einer gewissen Eintönigkeit sei die Zeit wie im Flug vergangen, sagt Nicole Endruschat, Cheftrainerin am Bundesstützpunkt. "Und das Gute war, dass bei uns aufgrund der Corona-Schutzmaßnamen und der Hygienekonzepte kaum Infekte auftraten."

Norm geschafft: Marius Kusch von der SG Essen.
Norm geschafft: Marius Kusch von der SG Essen. © Unbekannt | Dsv

Nach dem olympischen Aufschub und der Enttäuschung im Sommer sei ihre Truppe aber unglaublich motiviert gewesen, erinnert sich die Trainerin. Mit der Zeit wurde es dann zuweilen zäh. Also wurden am Essener Stützpunkt Wettkämpfe simuliert, interne Rennen ausgetragen, manchmal kamen Gäste aus Gladbeck hinzu, oder es gab Soli gegen die Uhr.

Höchste  Anspannung und Konzentration bekommt man aber kaum hin. "Ich glaube trotzdem", sagt Nicole Endruschat, "dass es alles in allem ganz gut geklappt hat." Im  April wird es sich zeigen.

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