Essen. Vier Schwimmer der SG Essen sind ins olympische Jahr gestartet. Kurzbahn-Saison im Winter spielt sekundäre Rolle. Unnötiger Ausflug nach China.

Die Rückkehr war sogar dem Westdeutschen Rundfunk eine Nachricht wert: Die Startgemeinschaft Essen (SGE) trainiert wieder im Leistungszentrum in Rüttenscheid. Monatelang mussten selbst die nationalen Top-Athleten vom Essener Bundesstützpunkt improvisieren, weil das Bad an der Von-Einem-Straße saniert wurde. Unter anderem zogen am Thurmfeld oder im Grugabad ihre Bahnen.

Seit Ende August läuft die Vorbereitung der Asse, die diesmal nicht in eine Saison mit Europa- oder Weltmeisterschaften gestartet sind, sondern bei ihnen steht am Ende der ultimative sportliche Höhepunkt: die Olympischen Sommerspiele 2020 in Tokio (24. Juli bis 9. August).

Die SG Essen hat Großes vor und sie hat gleich mehrere Eisen im Feuer, die in Tokio dabei sein könnten: Freistil-Spezialist Damian Wierling, der schnellste deutsche Schwimmer, war schon 2016 in Rio am Start. Olympische Novizen wären hingegen die diesjährigen WM-Teilnehmer Poul Zellmann, Freistil-Spezialist über die mittleren Strecken, und Brustschwimmer Max Pilger sowie Lisa Höpink (100 Meter Schmetterling/-Freistil), die die WM in Südkorea zwar hauchdünn verpasst hatte, aber dafür bei der Universiade in Neapel Silber und Bronze sammelte.

Vier Essener Schwimmer bei Olympia, das wäre natürlich klasse. Und Marius Kusch zählt formal ebenfalls noch dazu. Er ist für die SGE startberechtigt, trainiert und studiert allerdings seit Jahren in den USA und macht dort mehr oder minder sein eigenes Ding. Das ebenfalls sehr erfolgreich, was im Sommer der Einzug ins WM-Finale über 100-m-Schmetterling dokumentierte.

Olympischen Spielen wird alles untergeordnet

Poul Zellmann von der SGE schwimmt jetzt zwischenzeitlich auch mal in einer Profi-Liga.
Poul Zellmann von der SGE schwimmt jetzt zwischenzeitlich auch mal in einer Profi-Liga. © Unbekannt | Thomas Stuckert

Den Olympischen Spielen wird alles untergeordnet, gedacht und geplant wird im Vier-Jahres-Zyklus. Die Kurzbahn-Wettbewerbe über die 25-m-Bahn im Winter spielen ohnehin schon eine untergeordnete Rolle, in diesem Jahr wohl mehr denn je. Gleichwohl wird auch das Essener Quartett ab Mitte kommender Woche bei den Deutschen Kurzbahn-Meisterschaften in Berlin starten.

„Lisa und Damian sollen sich dort für die EM qualifizieren“, steckt Nicole Endruschat, Cheftrainerin am Essener Bundesstützpunkt, das Ziel. Die beiden sind bereits einmal unter der Norm für Glasgow (4.-8. Dezember) geblieben. „Aber ich gehe davon aus, dass sie es auch jetzt in Berlin noch einmal schaffen werden.“ Max Pilger sei „kein Kurzbahn-Schwimmer“, so dass er die Titelkämpfe mehr als intensive Trainingseinheit begreift.

Poul Zellmann schwimmt in neu gegründeter Profi-Liga

Poul Zellmann wiederum hat eine Woche nach Berlin ein Meeting in London im Rahmen der International Swimming League (ISL). Diese Profi-Liga für Mannschaften wurde von einem ukrainischen Milliardär gegründet, der das Ganze auch finanziert. Zellmann schwimmt dort für ein italienisches Team, Kusch übrigens für eine New Yorker Mannschaft.

Soweit ist alles geplant für die kommenden Wochen. Was nicht so gut lief war allerdings der Einsatz bei den Military World Games im chinesischen Wuhan. „Dadurch waren wir 14 Tage lang komplett raus aus unserer Vorbereitung“, ärgert sich Trainerin Endruschat, weil es ihrer Meinung nach nicht sein musste. Der DSV hatte es so entschieden und die hiesigen Sportsoldaten delegiert. Doch vor Ort lief einiges schief, vor allem organisatorisch. „Dass wir dort überhaupt trainieren konnten, war nur durch unsere Eigeninitiative möglich.“

Höpink und Wierling fehlen krank bei NRW-Meisterschaften

Zu allem Überfluss kamen die Vier auch noch krank zurück. Höpink und Wierling fehlten deshalb bei den NRW-Titelkämpfen am vergangenen Wochenende in Wuppertal. Pilger brach seinen Versuch zu starten ab. Allein Zellmann hatte es nicht so sehr erwischt. Er gewann fünf Landestitel, vier über die Freistilstrecken und einen über 200-m-Rücken.