Essen. Kathrin Demler ist zurück am Stützpunkt in Essen. Bei der ISL hat sie Wettkampfluft geschnuppert, nun richtet sie den Blick auf Olympia.
Die vergangenen Jahre verbrachte Schwimmerin Kathrin Demler in den USA. An der Ohio State University studierte sie Psychologie und Kommunikation, schwamm erfolgreich für das dortige Collegeteam.
Im vergangenen März kehrte sie zurück nach Deutschland – und dort bleibt sie nun auch. Demler, die auch in den vergangenen Jahren bei Wettkämpfen in Deutschland für die SG Essen startete, ist zurück am Essener Stützpunkt, hat sich ganz in der Nähe eine Wohnung gesucht und möchte sich dort den Traum von den Olympischen Spielen erfüllen. Zuletzt durfte sie im vergangenen in Budapest bei der International Swimming League (ISL) starten.
Olympianorm ist für Kathrin Demler nicht unerreichbar
Kathrin Demler sitzt auf dem Startblock im Rüttenscheider Stützpunkt. Hinter hier werden auf einer LED-Tafel die Tage bis zum Beginn der Olympischen Spiele 2021 in Tokio heruntergezählt.
„Ich bin derzeit die schnellste deutsche Schwimmerin über 400 Meter Lagen, die zweitschnellste über 200 Meter Schmetterling. Auch wenn es noch ein kleiner Sprung bis zur Olympianorm ist, die Chance ist da“, sagt Demler, die ihre Karriere in Bottrop begann und zuletzt in Gladbeck lebte.
Dort trainierte sie im Sommer mehrmals mit Jessica Steiger, die sich ebenfalls Hoffnungen auf das Tokio-Ticket macht. Aktuell wird vornehmlich am Stützpunkt in Essen geschuftet. Nachdem der erste Quali-Wettkampf, der im Dezember angesetzt war, wegen der Corona-Pandemie ausgefallen ist, wird es wohl im April um die begehrten Olympiatickets gehen. Ein paar hat der Deutsche Schwimmverband sogar schon vergeben.
International Swimming League für das Wettkampfgefühl
Bis dahin droht es ein langer Winter zwischen Kraftraum und Trainingsbecken zu werden. Kathrin Demler ist froh, dass sie im Herbst 2020 zumindest noch einmal Wettkampfluft schnuppern durfte. Im Rahmen der International Swimming League (ISL) in Budapest sprang sie für das Team D.C. Tridents ins Wasser.
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Zum zweiten Mal fand das Teamevent, das normalerweise an mehreren Standorten ausgetragen wird, statt. Corona sorgte dafür, dass die Sportler in Budapest in einer Blase lebten. Alle fünf Tage stand ein Coronatest an, nur für 90 Minuten am Tag durften die Athleten das Hotel verlassen. Für Demler war der Wettbewerb trotz der außergewöhnlichen Maßnahmen ein einzigartiges Erlebnis. „600 Leute waren mit dabei. In fünf oder zehn Jahren werde ich mich daran noch erinnern“, sagt sie.
Entscheidung für D.C. Trident war eine Gefühlsentscheidung
Gerade der Teamgedanke, der bei diesem Event im Fokus stand, ist für die 24-Jährige wichtig. Schon am College lernte sie das zu schätzen, nun fühlte sie sich auch bei ihrem Team, D.C. Trident, wohl. Dabei hatte sie im Vorfeld sogar ein Angebot des Teams Cali Condors, das letztlich den Titel gewann. „Bei D.C. Trident war aber klar, dass ich mehr Einsätze bekommen würde“, entschied sich Demler bewusst für dieses Team.
Und auch wenn es am Ende nur zum neunten Platz unter zehn Teams reichte, bereut Demler ihre Entscheidung im Nachhinein nicht. „Für mich ist das Menschliche enorm wichtig. Ich habe mich sofort als Teil der Mannschaft gefühlt“, so Demler.
Mit einem Olympiasieger im Fahrstuhl
Aber überhaupt sei es während der sechs Wochen in Ungarns Hauptstadt sehr freundschaftlich zugegangen. „Als ich mit Olympiasieger Chad le Clos im Aufzug war, haben wir uns ganz normal unterhalten“, berichtet Demler. Und auch das Treffen mit dem Teamchef der Cali Condors, dem Demler zuvor abgesagt hatte, verlief positiv: „Ich war etwas unsicher, ob er mich erkennen würde. Aber dann hat er mich einfach angesprochen und gesagt, dass er mich im Team haben wollte und natürlich erkennt.“
Im Wasser hätte dann aber jeder sein eigenes Ding gemacht. Kathrin Demler hatte bis zu fünf Einsätze pro Wettkampftag. „Ich bin nur einmal auf meiner Hauptstrecke, den 200 Meter Schmetterling geschwommen. Aber dafür auf vielen anderen Lagen. Und ich bin Bestzeiten geschwommen“, war Demler auch sportlich zufrieden. Höhepunkte der Tage von Budapest waren sicherlich die zwei Weltrekorde des US-Amerikaners Caeleb Dressel über 50 Meter Freistil und 100 Meter Schmetterling.
Freundschaften für das Leben - und Hoffnung auf ein Wiedersehen in Tokio
Kathrin Demler hat die Zeit aber vor allem auf zwischenmenschlicher Ebene genossen. „Dort sind Freundschaften für das Leben entstanden. Ich bin sogar zu einer Hochzeit eingeladen und am Ende ist uns der Abschied schwer gefallen. Wir wissen ja nicht, ob wir uns in dieser Konstellation noch einmal wieder sehen“, sagt sie.
Ein möglicher Ort für ein Wiedersehen wäre Tokio im kommenden Sommer. Davon träumt auch Kathrin Demler, die das Ziel mehr denn je vor Augen hat. Die ISL hat ihr einmal mehr gezeigt, warum es sich lohnt, sich zu quälen.
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