Witten. Bei der U 21-EM in Kroatien durfte Jonas Schreiber (SU Annen) nicht antreten - dem deutschen Verband war die Reise zu Coronazeiten zu riskant.
Das wäre eine großartige Möglichkeit gewesen, die Judo-Saison mit einer Top-Veranstaltung abzuschließen. Doch der Deutsche Judo-Bund (DJB) verzichtete darauf, seine besten Nachwuchskämpfer zu den Titelkämpfen der U 21- bzw. U 23-Junioren ins kroatische Porec zu entsenden. „Das war den Verantwortlichen angesichts der Corona-Situation wohl zu unsicher“, so Stefan Oldenburg, Trainer der Sport-Union Annen. Womit Jonas Schreiber, hochveranlagter Schwergewichtler aus den Reihen des Wittener Bundesliga-Vizemeisters, allerdings um die Möglichkeit gebracht wurde, nach einer Medaille auf kontinentaler Ebene zu greifen.
„Das wäre durchaus im Bereich des Möglichen gewesen“, sagt SUA-Coach Oldenburg. Denn schließlich ist es für Schreiber das letzte Jahr in der U 21-Kategorie. „Von der physischen Veranlagung her hätte Jonas da vorne mitmischen können“, mutmaßt sein Clubtrainer. Und Schreiber hätte diese Chance auch zu gerne beim Schopfe gepackt - immerhin hatte er auch schon bei den U 18-Junioren unter Beweis gestellt, dass er sich auf internationalem Parkett sicher zu bewegen weiß. Platz drei holte er sich seinerzeit in Chile bei der Weltmeisterschaft 2017, sammelte reichlich Erfahrungen auf der ganz großen Judobühne.
SUA-Schwergewichtler absolviert Ausbildung bei Bundespolizei
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Mit dem Ungarn Richard Sipocz, der sich jetzt in Kroatien mit dem EM-Titel krönen durfte, hatte er auch schon gemeinsam - beim Europacup-Finale 2019 in dessen Heimatland - auf der Matte gestanden, zog damals knapp den Kürzeren. Schreiber hätte nun zu gerne einen neuen Anlauf unternommen, Edelmetall zu ergattern. „Aber er hat die Absage des DJB durchaus auch verstanden angesichts der momentanen Situation“, so Oldenburg. Darüber hinaus steckt Jonas Schreiber (20) aktuell in den Zwischenprüfungen bei seiner Ausbildung bei der Bundespolizei in Kienbaum - und die erfordert nun mal ebenso seine volle Aufmerksamkeit.
Während die Junioren ihre Titelkämpfe bis zum heutigen Mittwoch abgeschlossen haben werden, geht es für die Senioren erst in der kommenden Woche ans Eingemachte. In der tschechischen Hauptstadt Prag werden vom 19. bis zum 21. November die neuen Europameister gesucht. Dort werden dann auch die deutschen Auswahlkämpfer auf die Matte gehen. Aus den Reihen der Sport-Union Annen versuchen drei Bundesliga-Athleten in der goldenen Stadt ihr Glück: Die beiden Belgier Jorre Verstraeten (-60 kg) und Matthias Cassé (-81 kg) dürften zum Favoritenkreis gehören, dem Niederländer Jesper Smink (-90 kg) ist dort allemal eine Überraschung zuzutrauen.
Belgische Top-Judoka Cassé und Verstraten mit EM-Chancen
In Witten indes ruht derzeit während des zweiten Lockdowns das Judo-Geschehen. Zwar hatte es erst geheißen, die Landesleistungsstützpunkte - dazu zählt auch das Dojo am Kälberweg - dürften weiter geöffnet bleiben. „Dann aber kam eine Anpassung des Landessportbundes, in der es hieß, dass lediglich die Aktiven des Nationalkaders trainieren dürfen“, so Stefan Oldenburg. Demnach wird am Olympiastützpunkt in Köln trainiert, in Annen sind die Türen geschlossen.
Ganz untätig sind die SUA-Judoka allerdings nicht. „Dreimal pro Woche bieten wir via Zoom-Konferenz Online-Trainingseinheiten für unsere Jugendlichen sowie für die älteren Sportler an. Am Montag haben etwa 16 Judoka daran teilgenommen“, ließ der 32-Jährige wissen. Zu Beginn des Lockdowns hatte die Sport-Union ihre Aktiven für diese vierwöchige Zwangspause mit Trainingsmaterialien (u. a. Gewichtsscheiben, Gummibänder) versorgt. „Das ersetzt zwar kein judospezifisches Training, aber so fällt man wenigstens nicht ganz auf Null. Ich hoffe, dass sich die Zahlen bald wieder positiv entwickeln und wir ab Dezember wieder ins Training einsteigen dürfen, eventuell in kleineren Gruppen.“
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