Witten. Der Preis „ENgagiert“ ging an drei Sportpersönlichkeiten aus Witten. Wir stellen sie vor. Teil 2: Stefan Oldenburg von der SU Annen.

Fast ein wenig unangenehm ist es für Stefan Oldenburg, als er die Lobeshymne von Matthias Kiehm bei seiner virtuellen Ehrung entgegennimmt. „Gegen Kritik kann man sich ja wehren und argumentieren. Bei Lob bleibt nur das Nicken“, sagt der 32-Jährige bescheiden.

Dabei hat sich Oldenburg die Auszeichnung mit dem Sportjugendpreis „ENgagiert“ für seinen ehrenamtlichen, sportlichen Einsatz im Ennepe-Ruhr-Kreis mehr als nur verdient.

Denn die Worte auf der Urkunde, dass Oldenburg als Trainer die weibliche und männliche U20 der SU Annen betreut, seit einigen Jahren zusätzlich im Vorstand für den Bereich Sport verantwortlich ist und es als Motivator und Ansprechpartner im Klub schafft, immer wieder junge Engagierte für die Arbeit im Verein zu gewinnen, reichen bei weitem nicht dafür aus, was Oldenburg in den vergangenen Jahren beim Judoverein bewegt hat.

Stefan Oldenburg startete seine Trainerkarriere bei der SU Annen schon früh

„Sein Engagement begann ja schon, als er nicht mal volljährig war. Nun ist er Anfang 30 und hat eine für sein Alter schon lange Trainerkarriere hinter sich. Vor dem, was er alles leistet, ist 100 Mal der Hut zu ziehen. Das ist außergewöhnlich. Er hat den Preis mit Fug und Recht bekommen“, so Matthias Kiehm als Vertreter der SU Annen und Vorstandsmitglied des Kreissportbundes Ennepe-Ruhr.

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18 Personen wurden von den Vereinen des Kreises in den Kategorien über und unter 27 vorgeschlagen, fünf – neben Oldenburg auch Bea Kuhnen vom TuS Stockum und Jennifer Lesch von der DJK BW Annen ‑ wurden von einer Jury ausgewählt, drei aus Witten, eine aus Sprockhövel und eine aus Hattingen.

Sie dürfen sich nun über 250 Euro für die Jugendabteilung des eigenen Klubs und 250 Euro für sich selbst freuen.

Stefan Oldenburg begann mit sechs mit dem Judo

Stefan Oldenburg machte mit sechs Jahren seine ersten Judorollen auf den Matten der SU Annen. Seitdem er 15 ist, arbeitet er als Trainer für seinen Herzensverein, übernahm nach und nach immer mehr Aufgaben und bekam mehr Verantwortung übertragen. „Ich habe in Annen angefangen und werde auch immer hier bleiben“, sagt der Preisträger.

Ab und an sei er schon einmal angeeckt mit seinen Ideen als junger, hungriger Mensch. Doch kleingehalten, nein, das wurde er nicht, versichert er. „Es gab konstruktive Kritik, aber das war auch gut. Ich hatte immer ein gutes Standing im Klub“, so Oldenburg.

Pädagogik gehört zur Trainerberufung dazu

Ein ganz wichtiger Aspekt seiner Arbeit bei der Sportunion ist neben dem Sportlichen auch der pädagogische. Von Kiehm wird Oldenburg als eine Art „Kummerkasten“ bezeichnet. Ein Ausdruck, den der 32-Jährige Sportlehrer so zwar nicht in den Mund nimmt, gegen den er sich aber auch überhaupt nicht wehrt.

Der pädagogische Teil sei „total wichtig“, wie Oldenburg sagt. „Mir wurde das früher auch so vorgelebt. Ich hatte immer Trainer, die für mich auch Vertrauenspersonen waren. Und wenn jetzt die Jungs und Mädels Probleme haben, können sie zu mir kommen und ich versuche, es zu lösen. Das zieht sich bis heute durch und dieser Vertrauensbeweis ist für mich natürlich auch schön. Sportlicher Erfolg ist das eine. Genauso freue ich mich aber, wenn sich die Sportler persönlich weiterentwickeln“, so Oldenburg.

Eigengewächse nicht nur auf der Matte ausbilden

Durch diese Herangehensweise motiviert der Wittener auch immer wieder andere junge Vereinsmitglieder, Verantwortung im Klub zu übernehmen, sich einzubringen, und dem Klub so auch etwas zurückzugeben.

„Der Verein hat dadurch einen riesigen Pool an jungen Engagierten mit guter Qualifikation, die die verschiedensten Aufgaben eigenverantwortlich in Angriff nehmen“, würdigt Kiehm diese Arbeit.

Und Oldenburg selbst sagt: „Ich versuche immer die eigenen Athleten aus Witten zu motivieren und mitzuarbeiten und wenn es auch erst einmal nur als Hilfsperson ist, um zu gucken, ob es etwas für Sie ist. Nicht jeder bei uns wird Weltmeister, und da ist es super, wenn sie mitmachen.“

Die SU Annen ist auf einem guten Weg

An seinem eigenen Stuhl sägt er damit freilich nicht. „Und selbst wenn, dann gerne. Ich würde mich freuen, wenn jemand viel machen möchte“, so Oldenburg, der im Klub mittlerweile Vorstand Sport ist und somit circa 25 Trainer, viele Trainingsstunden, Wettkämpfe und Lehrgänge verantwortet und zudem auch das Bundesligateam der SU Witten betreut.

Mit dem wünscht er sich vor allem ein Halten des Status quo. „Ich würde sagen, dass wir aktuell sehr erfolgreich arbeiten und ich hoffe, dass dies bestehen bleibt. Man sieht ja bei vielen Vereinen, dass die Mitgliederzahlen rückläufig sind. Ich möchte, dass wir den Stand halten. Ich muss kein Deutscher Meister werden, das ist mir egal. Aber es geht darum, dass weiterhin viele Judo machen“, so Oldenburg.

Teamplayer, der die Generationen zusammenbringt

Der Preis ist dabei eine Motivation und eine Bestätigung für ihn, zeigt er doch die auch außerhalb des Klubs wahrgenommene Wertschätzung. Er selbst hat einen Teil des Geldes schon für Weihnachtsgeschenke ausgegeben. Der Verein möchte es für Trainingsmaterialien einsetzen, möglicherweise für das relativ frisch installierte Zirkeltraining für alle Altersklassen.

„Das wird, wenn kein Corona ist, einmal die Woche angeboten und wir hoffen, es noch weiter ausbauen zu können. Da sind 50 Leute auf der Matte, es kommen Senioren und Rentner dazu und trainieren mit den Jungen. Das ist überragend“, freut sich Oldenburg, dem ein Punkt aber auch dabei noch ganz wichtig ist: „Ich mache hier nichts allein. Das würde ich nicht schaffen. Wir sind ein großes Team und es gibt andere engagierte Leute im Verein, ohne die es nicht gehen würde.“

Da ist er wieder, der bescheidene Preisträger.​

Hier geht es zu Teil 1 der Serie: BW Annens Jennifer Lesch

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