Santo André. Unser WM-Korrespondent Daniel Berg beobachtet eine Veränderung des Geisteszustandes - bei sich selbst. Schließlich ist nun schon eine ganze Weile in Brasilien, und es geht immer nur um Fußball. Sogar dann, wenn er nur auf die Straße schaut. Oder auf den Safe im eigenen Hotelzimmer. Das WM-Tagebuch.
Nach einigen Woche in der Ferne, wenn man mit den immer gleichen Menschen über das immer gleiche Thema spricht, nimmt der Geistes-Zustand bedenklich Züge an. Machen wir es konkret: Nimmt mein Geisteszustand bedenkliche Züge an. Mehr noch als ohnehin schon.
Es geht seit Wochen um Fußball. Immer Fußball.
Ich sehe zum Beispiel nicht nur Straßenhubbel, diese fiesen schwarz-gelben Beton-Beulen, die den Verkehr nicht nur beruhigen, sondern regelmäßig ganze Fahrzeuge ihren Lebenswillen entziehen, weil sie unangekündigt aus dem Boden ragen und mit den erlaubten 60 Kilometern pro Stunde schwer zu nehmen sind. Nein, ich sehe, ein Land, das den Verkehr regelt, wie es Fußball spielt: schonungslos und manchmal schmerzhaft den Rhythmus des anderen ausbremsend.
Ich sehe Verkehrsteilnehmer, die streng nach dem im Fußball von allen Trainern geforderten Prinzip des „Räume eng machen“ verfahren. Auf zwei in Gegenrichtung verlaufenden Spuren passt zum Beispiel immer noch ein drittes Auto für ein Überholmanöver.
Die Räume sind eng - auch im Kleinbus
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Noch enger sind die Räume nur in dem Kleinbus, den ich neulich sah, in dessen Kofferraum-Ladefläche sich etwa fünf Menschen stehend zwängten. Räume eng? Räume eng. Alles gut.
Ich bin ehrlich: Ich bin dann manchmal froh, wenn ich auf mein Zimmer gelange. Meine Ruhe habe. Und nicht an Fußball denken muss. Nur noch kurz an den Safe. Öffnen. „Open“ steht im Display. Wieder schließen. „Close“ leuchtet kurz auf. Neeeeeiiiiiin. Miro, du Sau.