Essen. Der Daumen des Brasilianers ist wie ein Heiligtum. Immer heiß es: Daumen hoch. Trotzdem kann es zu Missverständnissen kommen. Zum Beispiel bei einer einfachen Getränkebestellung. Deswegen muss unser WM-Reporter Daniel Berg ein bisschen üben.

Vom Daumen hatte ich schon berichtet, nicht wahr? Vom „Alles gut“-Daumen des Brasilianers. Er reckt ihn ständig in die Höhe. Immer. Zur Begrüßung. Zur Verabschiedung. Um zu signalisieren, dass das Wetter gut ist. Oder schlecht. Egal. Immer: Daumen hoch.

Es ist eine wunderbare Zeichensprache, weil Missverständnisse praktisch unmöglich sind. Dachte ich. Stimmt aber nicht.

Denn die brasilianische Kommunikation mit Gesten kann doch deutlich komplexer sein. Wer zum Beispiel in einem Lokal sitzt und mit gewohnt lässiger Geste – mit ausgestrecktem Daumen, Zeige- und Mittelfinger - drei Kaltgetränke bestellt, der bekommt genau zwei Kaltgetränke geliefert. Nach einer Weile des Gesten-Chaos’ wird klar: Der Daumen ist zwar das Universal-Kommunikations-Mittel, möglicherweise aber lässt er sich genau aus diesem Grund nicht dazu herab, zu einer banalen Durchnummerierung von ein paar banalen Kaltgetränken missbraucht zu werden.

Der Daumen des Brasilianers ist gewissermaßen ein Heiligtum, weil er stets und immer dokumentiert, dass alles fein ist - oder zumindest doch deutlich schlechter sein könnte.

Wer trotzdem nicht auf die richtige Anzahl seiner Kaltgetränke oder Pizzen oder weiterer einzukaufender Waren verzichten möchte, wählt daher zur Veranschaulichung der Zahl drei den ausgestreckten Zeige-, Mittel- und Ringfinger.

Das erfordert ein bisschen Übung. Aber am Ende sind sich dann wenigstens alle einig. Daumen hoch!