Bochum. Nach dem rasanten West-Duell gegen Fortuna Düsseldorf, diesem emotional aufgeladenen 1:1, fand sich der VfL Bochum in einem „Zwiespalt“ der Gefühle wieder: Sollten sie sich freuen? Oder ärgern? „Wie es um die Psyche bestellt ist, wird sich in Heidenheim zeigen“, sagte Trainer Peter Neururer. Am Sonntag, 13:30 Uhr.

Gut zwölf Stunden nach diesem emotionalen „Rauf und Runter“, wie Fortunas Trainer Oliver Reck das rasante Duell zwischen Bochum und Düsseldorf genannt hatte, wusste Peter Neururer noch immer nicht so genau, wie es um seinen Gemütszustand und den der Mannschaft bestellt ist. Der VfL-Trainer spricht offen von einem „Zwiespalt“. Er erzählt von Profis in der Kabine, die sich freuen wollten und ärgern mussten. Vielleicht auch umgekehrt. 1:1. Das ist so dazwischen. Schwer zu fassen.

Freuen, betont der Trainer immer wieder, der bloß keine „Psychose“ machen will aus dem vierten 1:1 im vierten Heimspiel („Jetzt müssen wir den Bock gegen Nürnberg am Freitag umstoßen“), freuen also durfte sich sein Team zum Beispiel über ein „großartiges Zweitliga-Spiel“ bei „Erstliga-Atmosphäre“; über eine „gute Leistung“ gegen einen „vermeintlichen Aufstiegsanwärter“.

Neururer lobt Qualität der VfL-Bank

Über eine starke erste Halbzeit und darüber, dass man am Ende wieder zurückkam. Zwischendurch aber gab es Grund zur Beunruhigung: Eine halbe Stunde hatte Bochum „den Faden verloren“, keinen Zugriff mehr auf die wie verwandelt auftrumpfende Fortuna, leistete sich zu viele Ballverluste auch ohne Not. In dieser Phase hätte Schlimmeres passieren können als der Ausgleich - Michael Esser, der von den Fans gefeierte Torwart, verhinderte es. Am Sonntag in Heidenheim (13.30 Uhr, live bei uns im Ticker) wird er erneut im Tor stehen - am nächsten Freitag aber, wenn Andreas Luthe seinen Härtetest bei der U23 morgen gegen Uerdingen bestehen sollte, auf der Bank Platz nehmen müssen. „Dann spielt Andi Luthe wieder“, sagte Neururer.

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Zurück zum Zwiespalt. Dass der VfL in den letzten 15 Minuten wieder dem Sieg nah war, als beide Teams alles auf Erfolg setzten, durfte ja als positiv notiert werden, auch wenn der Ball nicht mehr über die Linie rutschte. „Das spricht für die Qualität der Mannschaft, für die Bank“, so Neururer, der die Bundesliga-erprobten Tobias Weis, Mikael Forssell und Marco Terrazzino reinschmeißen konnte in den Wirbel der Fortuna. Wohl dem, der diese Alternativen hat.

Neururer hat sie, auch in Heidenheim. Der Kader bleibt gleich, wohl auch die Startelf. Einzig hinter dem Einsatz von Stefano Celozzi steht ein Fragezeichen, da er einen leichten Infekt hat. Für ihn würde Weis als Rechtsverteidiger auflaufen. Onur Bulut und Fabian Holthaus kehren nach Blessuren heute erst ins Teamtraining zurück.

„Adrenalin ist noch genug da“

Celozzi, der schon gegen Düsseldorf Probleme beim Luftholen bekam, hatte wie sein noch etwas stärkeres Pendant auf der linken Seite, Timo Perthel, seine beste Saisonleistung gezeigt. Auch das war ein Mutmacher für den VfL Bochum, der sich in manchen Szenen eben noch nicht reif genug zeigte für den ganz großen Wurf. So ließ Michael Gregoritsch, der gefeierte Torschütze, vor dem 1:1 Julian Schauerte ziehen auf der linken Bahn. Auch Malcolm Cacutalua, der in der ersten Halbzeit exzellent verteidigte, zeigte in ein paar Phasen, dass er eben noch 19 ist. Vor dem Fast-1:2 etwa geriet seine Kopfball-Abwehr viel zu kurz.

So reichte es zum 1:1, nicht schlecht, aber eben nicht grandios. Vielleicht gut so, dass Neururers Team kaum Zeit zum Grübeln hat. „Adrenalin ist noch genug da“, sieht der Trainer körperlich ohnehin keine Probleme. „Wie es um die Psyche bestellt ist, wird sich in Heidenheim zeigen.“

  • SO KÖNNTEN SIE SPIELEN:
    Heidenheim:
    Zimmermann - Strauß, Göhlert, K. Kraus, Heise - Leipertz, Griesbeck, Titsch-Rivero, Schnatterer - Mayer, Niederlechner
    VfL: Esser - Celozzi, Cacutalua, Fabian, Perthel - Tasaka, Latza, Losilla, Gregoritsch - Sestak, Terodde.
    Reserve: Dornebusch, Butscher, Zahirovic, Terrazzino, Weis, Cwielong, Forssell
  • ZWEITLIGA- UND NEURURER-PREMIERE
    Es ist eine Zweitliga-Premiere, das Duell zwischen Aufsteiger FC Heidenheim unddem VfL. Im DFB-Pokal aber hat man sich einmal getroffen. Vor zwei Jahren, im August 2012, gewann der VfL dank zweier Treffer von Zlatko Dedic mit 2:0 beim damaligen Drittligisten. Noch nicht (wieder) auf der VfL-Bank saß Peter Neururer. Und: Der Trainer steht vor seinem 611. Pflichtspiel - noch nie aber war er in Heidenheim. Sein Premieren-Wunsch: „Wir sind stark genug, um unbesiegt zu bleiben“, sagt er. Der VfL hat in acht Pflichtspielen noch nicht verloren.