Bochum. Seine Karriere schien schon beendet, bevor sie ihren Höhepunkt erreichte. Doch in der 2. Bundesliga wagt der einmal in der Nationalelf eingesetzte Ex-Hoffenheimer Tobias Weis einen Neuanfang. Beim Heimdebüt für den VfL Bochum hätte er fast für Furore gesorgt.
Es waren nur noch wenige Minuten zu spielen, und die Zweitliga-Partie zwischen dem VfL Bochum und Fortuna Düsseldorf stand auf der Kippe. Da hatte Tobias Weis die große Chance zur Entscheidung - doch er vergab. Freistehend brachte Weis den Ball nicht an Torwart Michael Rensing vorbei im Düsseldorfer Tor unter. "Den kann man schon reinmachen", räumte Weis nach seinem Heimdebüt im VfL-Dress am Donnerstag ein. So endete die Partie der Bochumer wie schon die drei vorherigen im eigenen Stadion - mit 1:1.
Auch wenn kein Sieg gelang, ist Weis glücklich darüber, überhaupt noch einmal die Chance bekommen zu haben, ein Fußball-Spiel entscheiden zu können. "Endlich kann ich wieder meinem Traumberuf nachgehen", erklärte der mittlerweile 29-Jährige. Das war in den vergangenen eineinhalb Jahren nicht so. Dem Sprung als Stammspieler in der Fußball-Bundesliga (2008 mit 1899 Hoffenheim) und seinem ersten (und bisher einzigen) Einsatz in der Nationalelf 2009 folgte im Sommer 2013 der tiefe Fall.
Von 1899-Coach Markus Gisdol wurde Weis aussortiert und fand sich plötzlich mit Tim Wiese & Co. in der berühmten Hoffenheimer "Trainingsgruppe 2" wieder. "Beruflich war das die schlimmste Zeit in meinem Leben", sagte der 29-Jährige kürzlich in einem Interview mit Sport1. Über die Gründe, das Wieso und Warum, sagte er nichts. Stattdessen richtet der Mittelfeldspieler, der in Hoffenheim noch einen Vertrag bis 2016 besitzt, seinen Blick lieber nach vorn.
Bei der Eintracht kaum zum Zug gekommen
Nach einem Abstecher in der vergangenen Rückrunde zu Eintracht Frankfurt, wo er jedoch nur seltene und kurze Einsatzzeiten bekam, wagte er in der 2. Liga beim VfL Bochum den Neuanfang. "Ich will so viele Spiele wie möglich machen", erläuterte er sein Ziel. Bislang waren es zwei Einsätze, am Sonntag beim 5:1-Erfolg des VfL beim FSV Frankfurt und nun gegen Düsseldorf - zusammen 64 Spielminuten.
Der Anteil von Weis am Aufschwung der Bochumer, die durch das Remis zwar die Rückkehr an die Tabellenspitze verpassten, aber nach sieben Spielen weiter ungeschlagen sind, ist bislang überschaubar. Doch sein neuer Trainer Peter Neururer führt das "einzig und allein auf die längere Abstinenz vom Leistungsfußball" zurück. Im Klartext: Dem Spieler fehlen noch Spielpraxis und Fitness.
Mit Sonderschichten will Weis das Versäumte schnell aufholen. "Er ist schon jetzt ein positives Element für uns, egal, wie lange er spielt oder ob er nicht spielt und im Training die Jungs anstachelt", meinte Neururer. Der Trainer ist überzeugt, dass "Tobi noch eine gewichtigere Rolle bei uns übernehmen wird". Vielleicht ja als Spieler, der die entscheidenden Tore schießt. (dpa)