Bochum. Spaßig soll es sein, das jährliche Scudetto-Saisonfinale in der Christuskirche. Am Dienstagabend war Schluss mit lustig. Frank Goosen dachte laut und unmissverständlich über seinen Rückzug aus dem Aufsichtsrat des VfL Bochum nach.
Spaßig soll es sein, das jährliche Scudetto-Saisonfinale in der Christuskirche. Am Dienstagabend war Schluss mit lustig. Frank Goosen dachte laut und unmissverständlich über seinen Rückzug aus dem Aufsichtsrat des VfL Bochum nach.
Im Oktober 2010 wurde der Autor, Kabarettist und bekennende VfL-Fan in den Aufsichtsrat gewählt. Als stellvertretender Vorsitzender lenkt er seither die Geschicke des Zweitligisten mit.
Genau das ist offenkundig das Problem des 47-Jährigen. „Drei Vorstände und drei Trainer in drei Jahren: Ich war an vielen Fehlentscheidungen beteiligt. Ich hadere sehr damit“, bekannte Goosen vor mehreren hundert Fußballfans im Gespräch mit Scudetto-Macher Ben Redelings.
Verantwortung für eine verfehlte Einkaufspolitik
Namen nannte er nicht. Ausnahme: der ehemalige Sportvorstand Jens Todt, dem Goosen eine erhebliche Verantwortung für eine verfehlte Einkaufspolitik und den nicht enden wollenden Abstiegskampf der letzten Jahre zuweist. Von Goosen ungenannt, aber zwischen den Zeilen immer wieder Thema: Trainer Peter Neururer. Längst ist es an der Castroper Straße kein Geheimnis mehr, dass Goosen ein Gegner der weiteren Zusammenarbeit mit Neururer war und ist. Klubs wie Augsburg, Freiburg oder Mainz („Das sind unsere Vergleichsgrößen“) hätten in den vergangenen Spielzeiten dank eines „echten Konzeptes“ vorgemacht, dass man in der Bundesliga auch mit schmalem Etat bestehen und sogar internationale Plätze erreichen kann.
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In der Christuskirche stellte der Vorzeige-Fan seine „eigene Urteilsfähigkeit“ infrage. „Ich habe die Suppe mit angerührt. Ich habe eine Menge Vertrauen verspielt.“ Nun, nach einer weiteren desaströsen Saison, müsse man „darüber nachdenken, wo und wie ich dem Verein mehr nutzen kann: drinnen oder draußen?“ Heißt: weiter als zur Verschwiegenheit verpflichteter Aufsichtsrat oder aber – wie bis 2010 – als einflussreiche Stimme der Fans außerhalb offizieller Gremien.
„Keine Rücktritts-Ankündigung“
„Wenn die Entscheidungen, an denen ich beteiligt war, den Verein in den letzten drei Spielzeiten nicht weiter als bis auf Platz 15 der 2.Liga gebracht haben, ich aber gleichzeitig als kritische Stimme von außen ausfalle, stellt sich diese Frage automatisch“, bekräftigte Goosen am Mittwoch auf WAZ-Anfrage. Mit der Trainerfrage habe das „nicht so sehr zu tun. Das Dilemma erstreckt sich auf alle möglichen Fragen, die den Verein betreffen. Mit diesem Zwiespalt muss ich seit Beginn meiner offiziellen Tätigkeit leben“.
VfL BochumAusdrücklich betont Goosen, dass sein Auftritt „nicht die Ankündigung meines Rücktritts war“. Das verstand die Mehrheit der Besucher anders. „Nach diesem Eingeständnis des Scheiterns, nach dieser sichtbaren Ratlosigkeit, nach dieser Distanzierung vom Trainer kann ich mir Frank Goosen im Aufsichtsrat nicht mehr länger vorstellen. Und das ist auch gut so “, meinte VfL-Fan Frank Schwemberg (34).