Bochum. . Erfolgsautor und VfL-Aufsichtsrat Frank Goosen glaubt fest an der Klassenerhalt. Das sagte er im Interview mit WAZ-Leserbeirat Philipp Rentsch und WAZ-Redakteur Jürgen Böbers-Süßmann. Zur Lage des VfL sagte er aber auch: „Es ist kein Schicksal, das uns ereilt, sondern das Produkt falscher Entscheidungen.“
Für Leserbeirat Philipp Rentsch war sofort klar, mit wem er gerne mal ein Interview führen würde - mit Frank Goosen. Gemeinsam mit WAZ-Kulturredakteur Jürgen Boebers-Süßmann traf er den Comedian und VfL-Aufsichtsrat auf einen Cappucino im Café Tucholsky. Anschließend fasste Rentsch das Gespräch zusammen.
Aus für Opel, Stadtwerke-Affäre, Krise beim VfL – ist Bochum zur Krisenstadt geworden?
Frank Goosen: Wann war Bochum nicht in der Krise? Gerade für die Mitarbeiter von Opel ist es zermürbend, immer wieder mit der eigenen Situation konfrontiert zu werden. Der ganze Wirbel um die Stadtwerke und Sascha Hellen hat Bochum zudem sehr geschadet. Allerdings stelle ich oft fest, dass der Ruf des VfL außerhalb unserer Stadt eigentlich ganz gut ist.
Denken wir Bochumer zu pessimistisch?
Goosen: Man ist über die eigene Situation immer am besten informiert, dementsprechend erfährt jeder im Tagestakt, was nicht gut läuft. Doch woanders ist es nicht unbedingt besser. Uns fehlt im Gegensatz zu anderen Regionen eine große Stütze. Wieso sagen wir nicht „Unser Dom ist der Förderturm des Bergbaumuseums?“ Köln hat zwar kaum noch Katholiken und wir keinen Bergbau mehr, aber zur regionalen Identität gehören immer Klischees und die eigene Vergangenheit.
„Kein Schicksal, das uns ereilt, sondern das Produkt falscher Entscheidungen“
Wenn wir über Probleme reden, kommen wir nicht am VfL Bochum vorbei. Wie groß ist Ihre Angst vor einem möglichen Abstieg in die 3. Liga?
Goosen: Angst ist immer ein schlechter Ratgeber. Ich bin überzeugt, dass wir die Klasse halten werden. Dass ich mit der Lage nicht zufrieden bin, ist aber auch klar. Es ist kein Schicksal, das uns ereilt, sondern das Produkt falscher Entscheidungen. Da müssen wir besser werden.
Sie können also die Entscheidung vieler VfL-Fans, nicht mehr regelmäßig ins Stadion zu gehen, nachvollziehen?
Goosen: Angesichts des deprimierenden Abwärtstrends der letzten fünf Jahre ist das nicht verwunderlich. Seitdem Karsten Neitzel Trainer ist, ist aber eine klare Handschrift erkennbar. Die Mannschaft hat kein Motivationsproblem, sondern ein Ergebnisproblem. Den Gründen dafür muss man nachgehen.
„Die Verankerung des Vereins in der Stadt könnte noch besser sein“
Mangelt es in Bochum an der Unterstützung für den VfL?
Goosen: Die Verankerung des Vereins in der Stadt könnte noch besser sein. Aber dafür muss sich auch der Verein wieder anders präsentieren. Maßgebend ist auf dem Platz. In Sachen Sponsoring könnte stärker herausgestellt werden, dass der Verein ja auch viel Gutes für die Stadt tut. Es ist angesichts vieler Rückschläge aber unglaublich, wie aufopferungsvoll uns diejenigen, die immer noch ins Stadion kommen, unterstützen.
Schwenken wir zu Ihrer eigentlichen beruflichen Tätigkeit. Dürfen wir in naher Zukunft Neues erwarten?
Goosen: Die Situation beim VfL und die Aktivität im Aufsichtsrat beeinflussen meine Arbeit als Kabarettist und Autor. Für Kreativität und Witz muss der Kopf frei sein. Ich stehe derzeit mit einem Best-of-Programm auf der Bühne und arbeite an einer Kurzgeschichten-Sammlung. Dafür wäre es am besten, wenn der VfL erst einmal gar nicht spielen würde. Das war jetzt übrigens ein Scherz...
Aber die D-Jugend von Arminia Bochum, die Sie trainieren, gibt es ja auch noch.
Goosen: Mit dieser Mannschaft erlebe ich viel, was sich in meiner Arbeit umsetzen lässt. Jetzt, wo es bei uns nicht allzu gut läuft, kommen auch Sprüche wie „Der Trainer ist zu weich“. Und wo passiert es schon, dass in der geschlossenen Kabine ein Ball verloren geht, der nie wieder auftaucht?