Bochum. Zum letzten Spieltag der Zweiten Bundesliga zieht der Bochumer Autor und Fußballkulturschaffende Ben Redelings ein Fazit zur Saison des VfL. Er betont, wie wichtig Persönlichkeiten wie Peter Neururer für das Image des Vereins und auch der gesamten Stadt seien. Für Dauerkarteninhaber Redelings gibt es in Bochum keine Alternative zum Trainer mit den mittlerweile blau-weißen Haaren.

Herr Redelings, war dies die schlimmste Saison, die Sie je mit dem VfL erlebt haben?

Redelings: Wären wir abgestiegen, definitiv. Aber so bleibt die letzte Erstligasaison als das schlimmste Erlebnis haften. Die lachenden Gesichter einiger VfL-Spieler und den weinenden Wosz werde ich nie vergessen. Dieses Jahr hatten wir aber sicherlich den schlechtesten Kader aller Zeiten.

Wie fühlte es sich an, den VfL endlich mal wieder bei einem ausverkauften Heimspiel zu sehen?

Redelings: Das Köln-Spiel war von seiner Dramatik einmalig und da macht ein ausverkauftes Haus natürlich doppelt so viel Spaß. Zwar meinte ein Stehplatznachbar mal bei einer 3:0-Halbzeitführung gegen Aue vor halbleeren Rängen, dass er genau für diese Momente leben würde, aber ich denke, dass er nach dem 2:1 gegen Köln vor voller Hütte noch einmal über diesen Satz nachgedacht hat.

Hat sich mit Peter Neururers Verpflichtung nicht nur im Stadion, sondern in der gesamten Stadt Bochum etwas verändert?

Peter Neururer mit blau-weißen Haaren beim VfL-Training

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    Redelings: Ich habe immer gesagt, dass wir zwei mediale Vorzeigetypen in der Geschichte des VfL hatten und haben: Stefan Kuntz und Peter Neururer. Das sind Menschenfänger im positiven Sinne. Die Leute wollen stolz auf ihren Verein sein und das funktioniert eben immer besser mit Siegen und medialem Interesse. Auch wenn es pathetisch klingt: Bochum lechzt nach positiven Ereignissen. Wir liegen als Stadt am Boden. Jetzt scheint endlich einmal wieder die Sonne. Wir sollten den Moment genießen!

    Wie kann der VfL die Aufmerksamkeit nutzen, die der Verein trotz Erfolgswahnsinn (BVB) und Trainer-Hickhack (S04) bei den beiden großen Nachbarn bundesweit bekommen hat?

    Redelings: Peter Neururer ist ein Original, egal wie man zu ihm steht. Er kann sich präsentieren und wird von den Medien geliebt, weil er gerne und viel redet. Auch ich liebe ihn dafür. Man muss ihm nur den Rahmen zimmern, in dem er sich entfalten kann und in dem das Sportliche weiterhin stimmt. Man muss ihm also Leute an seine Seite stellen, die seine Stärken zur Entfaltung bringen und um seine möglichen Schwächen wissen. Dann profitiert der ganze Verein davon.

    Peter Neururer trug ein Shirt "Bochum kann Meister werden - wenn auch nicht sofort", als er sich die Haare blau-weiß färben ließ. Wo sehen Sie den VfL langfristig im deutschen Fußball positioniert?

    Redelings: Wir wollen in der Tabelle einfach wieder raufklettern. Stück für Stück, aber nachhaltig und mit ein bisschen Spaß und Lust dabei. Irgendwann kommt man so automatisch da an, wo man hin will. Man darf schließlich nie vergessen, und das erzähle ich den Leuten auf meinen deutschlandweiten Abenden jedes Mal, dass wir von 1971 an 34 Jahre in der ersten Liga gespielt haben.

    Und kurzfristig? Mit welchem Trainer geht der VfL in die nächste Saison?

    Scudetto Saisonabschluss

    Nur noch wenige Tickets gibt es für Ben Redelings traditionellen Scudetto-Saison-Abschluss am 06. Juni (19.30 Uhr) in der Bochumer Christuskirche. Unterstützt wird er dabei von Kultautor Frank Goosen und Cartoonist Oli Hilbring.

    Tickets gibt es beim Bochum-Marketing-Touristinfo in der Huestr. 9.

    Redelings: Da brauchen wir doch nicht ernsthaft drüber reden, oder?! Natürlich Peter Neururer. Mich interessiert viel mehr, wer der neue Sportdirektor wird, wer als Co-Trainer kommt und welche Spieler wir verpflichten. Aber jetzt freue ich mich erst einmal auf viele schöne Jahre mit Peter Neururer. Schön, dass er zu Hause ist!