Bochum.
Frank Goosen, Kabarettist und Mitglied im Aufsichtsrat des VfL Bochum, spricht im Interview über das Drama bei der Jahreshauptversammlung, eine Schockstarre im Verein und Chancen für neue Strukturen.
Verlieren Sie langsam Ihren Humor, Herr Goosen?
Frank Goosen: Nein, auf keinen Fall. Den kann ich ja immer noch abends auf der Bühne anbringen. Aber der VfL Bochum befindet sich in einer Lage, die man sehr ernst nehmen muss. Da sind Witze nicht adäquat. Vielleicht kann man sich einen Spaß drüber machen, wenn man in ein paar Jahren auf diese Zeit zurückblickt.
Vergleicht man die Situation vom Montag mit einem Theater, in welches Genre müsste man die Mitgliederversammlung klassifizieren?
Goosen: Ich komme eher vom Fernsehen und da würde ich sagen: Drama. Ganz klar war das ein Drama am Montagabend.
Eigentlich sollte mit Ihnen im Aufsichtsrat Aufbruchstimmung geweckt werden – das Gegenteil ist vorerst eingetreten.
Goosen: Nur weil man eine bekannte Persönlichkeit aus dem Pott zur Wahl stellt, entsteht keine Aufbruchstimmung. Das ist Quatsch. Man sollte meine Rolle nicht überfrachten und die Fans ordnen das schon kritisch und richtig ein. Letztlich zählt für eine Aufbruchstimmung meist nur das Ergebnis auf dem Rasen und die Kampfbereitschaft der Mannschaft auf dem Platz.
Sie haben bei Ihrer Antrittsrede gesagt, Sie versuchen die Herren auf der Bühne zu überreden, weiterzumachen. Das hat nicht geklappt.
Goosen: Ich habe gesagt, ich versuche einige von ihnen zum weitermachen zu überreden. Dass Leute wie Volker Goldmann und Gerd Kirchhoff nicht mehr dabei sind, wiegt schwer. Für Werner Altegoer gab es nach seiner Aussage kein Zurück mehr.
Sie sind erst am Mittwoch – zwei Tage nach der Jahreshauptversammlung – über unser Internetportal DerWesten an die Öffentlichkeit getreten.
Goosen: Es herrscht Schockstarre im Verein. Gestern hat sich niemand zu Wort gemeldet, weil viel abgeklopft wurde, wer wirklich zurücktritt, wer eventuell noch zum Bleiben überredet werden kann. Der Verein darf aber auch nicht sprach- und führungslos wirken. Das muss auch ich mir ankreiden lassen. Ich muss möglichst unabhängig bleiben und bin aber Mitglied dieses Gremiums – das ist ein schwieriger Spagat. Aber gar nichts zu sagen, war nicht richtig.
Was kann man aus so einem Abend lernen – persönlich sowie für den Verein?
Goosen: Der Verein muss Strukturen schaffen, in denen sich die Mitglieder einbringen, mitwirken können. Es gab für die Mitglieder kein anderes Instrument, ihren Frust rauszulassen, als dem Aufsichtsrat die Entlastung zu verweigern. Daraus sollte man lernen.
Was sagen Sie den Fans und Anhängern, die Angst um ihren Verein haben?
Goosen: Ich kann die Fans verstehen. Aber ich kann ihnen nur zurufen, dass ich mit meinen Mitteln mithelfen will, dass sich der Verein schnell wieder berappelt. Der VfL Bochum muss sich neu erfinden und das ist eine Chance – das müssen wir jetzt anpacken.