Bochum. . Kabarettist Frank Goosen ist bekannt dafür, dass er kein Blatt vor den Mund nimmt. Der stellvertretende Vorsitzende des VfL-Aufsichtsrates wendet sich in einem offenen Brief exklusiv bei DerWesten an die Bochum-Fans und warnt vor Resignation.

In einem offenen Brief wendet sich der Bochumer an alle VfL-Fans und spricht über die aktuelle Lage des Zweitligisten, der in dieser Saison unbedingt aufsteigen wollte. Die Mannschaft von Trainer Friedhelm Funkel konnte bislang aber ihren Ansprüchen nicht gerecht werden und liegt auf dem vorletzten Tabellenplatz der zweiten Liga.

"Liebe Fans des VfL Bochum 1848,

wiederholt bin ich in den letzten Tagen entweder persönlich oder über das Internet dafür kritisiert worden, dass von mir zur aktuellen Situation unseres Vereins nichts zu hören ist. Das möchte ich ändern.

Die Lage unseres Vereins ist katastrophal. Die schlechteste Platzierung seit dem Aufstieg vor vierzig Jahren ist eine Demütigung für jeden, der dem VfL Bochum nahesteht. Besonders alarmierend sind die Resignation und Lethargie, die sich in der Anhängerschaft breit macht. Selbst Menschen, die seit Jahrzehnten mit ihrem Verein durch dick und dünn gegangen sind, wenden sich ab, und zwar mit einem Achselzucken. Sie haben den Eindruck, dass ihre Gedanken und Gefühle auf den oberen Ebenen des Vereins ohnehin niemanden interessieren.

Zu Recht sehen viele die jetzige Situation als Tiefpunkt einer langjährigen Entwicklung an, die im letzten Jahr zu einer der schwersten Krisen in der Clubgeschichte geführt hat – mit den bekannten Veränderungen. Eine Konsequenz aus der intensiven Diskussion nach dem Abstieg im letzten Jahr war meine Wahl in den Aufsichtsrat. Mir war damals schon klar, dass es schwierig sein würde, einerseits mitzugestalten und andererseits weiter öffentlich Position zu beziehen. Ich habe mich auch früher schon bemüht, den richtigen Zeitpunkt für kritische öffentliche Äußerungen zu finden, und ich denke, das ist mir gelungen.

Nach wie vor versuche ich genau abzuwägen, wann ich mich wie äußere, nicht zuletzt seit ich auch noch zum stellvertretenden Vorsitzenden des Aufsichtsrates des VfL gewählt wurde. Ein Gremium, aus dem heraus einzelne zur Unzeit auf den Putz hauen, wirkt zerstritten und unprofessionell. Dass es überhaupt möglich ist, dass sich andere als der Vorsitzende äußern, ist der neuen Offenheit zu verdanken, die, bei aller richtigen und notwendigen Kritik an der aktuellen Situation, in den letzten Monaten im Verein eingezogen ist.

In einem Fußballverein wird immer wieder um den richtigen Weg gerungen. Nur hat dies in der Kabine und im Sitzungszimmer zu passieren und nicht auf dem Marktplatz.

Ohne die Unterstützung der Fans ist die Entwicklung des VfL nicht möglich. Spieler, Trainer, Funktionäre haben viele Vereine, Fans nur einen.

Ich habe meine Arbeit als Aufsichtsrat angetreten, um mitzuhelfen, diesen Verein zu verändern. Die Bretter, die man da bohren muss, sind sehr dick. Außerdem macht man Fehler. Auch ich. Ich beneide jeden, der jetzt keinen Druck empfindet. Ich tue das sehr wohl. Ich darf Euch aber versichern, dass ich intern weiterhin für den VfL streite, den wir alle uns wünschen. Einen VfL, der sich trotzig der vermeintlichen Übermacht besser finanzierter Vereine entgegenstellt, einen VfL, der jedem „Das geht nicht!“ ein „Scheiß drauf!“ erwidert, einen VfL, von dem wir alle wieder sagen können: Das ist mein VfL!

Mit blauweißem Gruß,

Euer Frank Goosen"