Bochum. „Keine Vorwürfe an die Jungen.” Nach dem enttäuschenden Auftritt im Testspiel gegen den Regionalligisten Hessen Kassel nahm VfL-Trainer Heiko Herrlich noch einmal die „Altgedienten” ins Visier. Er hätte es „lieber gehabt”, so Herrlich, „dass sie die Jungen mitziehen und den Laden reißen".

Aber Slawo Freier, Joel Epalle, Shinji Ono und Vahid Hashemian gingen sang- und klanglos unter inmitten ihrer nervösen Mitspieler gegen einen Gegner, der mit zwei ehemaligen Bochumern, sieht man mal von Trainer Mirko Dickhaut ab, angereist war - hoch motiviert, weil es ja gegen einen Bundesligisten gehen sollte. Christoph Keim, am Dienstag sogar Torschütze, und Kevin Wölk steckten einst auch im Bochumer Trikot.

123 Jahre bringt das oben genannte VfL-Quartett auf den Rasen, reichlich Erfahrung also. Doch das allein genügt nicht. „Einfach enttäuschend” fand Herrlich das, was er am Dienstag von den Routiniers zu sehen bekam. Vor allem Freier und Epalle, bis zum Freiburg-Spiel Stammkräfte, haben den 37-Jährigen eher in seiner Meinung, sie nicht zu berücksichtigen, bestätigt, als ihn zu widerlegen. Obwohl er genau das, wie Herrlich beteuerte, lieber gesehen hätte.

Am Samstag setzt der VfL-Trainer den Prozess der Beobachtung unter Wettkampf-Bedingungen fort, in Herne. Herrlich geht auch dabei einen anderen Weg als Marcel Koller, der schon mit der Auswahl der Gegner die Konzentration seiner Schützlinge schärfen wollte und um unterklassige Sparringspartner, so es sich denn einrichten ließ, stets einen großen Bogen machte.

Unter Herrlich kommen die VfL-Akteure nun nicht mehr darum herum, sich auch mal selbst zu motivieren. Und wer das nicht begreift und Fußball nicht immer unter dem Aspekt der Auslese sieht, wird vermutlich alsbald den Kürzeren ziehen. Dazu bedarf es allerdings ausreichend Alternativen - und auch die konnte man zumindest am Dienstag nirgendwo entdecken.

In Herne wird es wieder mehr Bundes- und weniger Regionalliga zu sehen geben, mit Ausnahme der Nationalspieler Yahia, Sestak, Dedic und Fuchs sowie des Rekonvaleszenten Bönig und vielleicht Maltritz. Der Kapitän konnte am Mittwoch immer noch nicht trainieren.