Bochum. Schlimmer geht's nimmer. Dem 0:3 gegen den Regionalligisten Hessen Kassel ließ der VfL Bochum ein 1:4 in einem weiteren Testspiel gegen den belgischen Erstligisten RCS Charleroi folgen. Wahrlich keine gute Einstimmung auf die Liga-Partie am kommenden Wochenende in Hamburg.

Schlimmer geht's nimmer. Dem 0:3 gegen den Regionalligisten Hessen Kassel ließ der VfL Bochum ein 1:4 in einem weiteren Testspiel gegen den belgischen Erstligisten RCS Charleroi folgen. Wahrlich keine gute Einstimmung auf die Liga-Partie am kommenden Wochenende in Hamburg.

"Ich würde auch gerne wissen, wo der Tunnel zu Ende ist." Thomas Ernsts langes Gesicht unterstrich die Bedeutung seiner Worte. Gerade hatte der VfL im Benefiz-Spiel zugunsten der nahezu insolventen Herner Westfalia am Schloss Strünkede den Bochumer Fans die Tränen in die Augen getrieben, so weit weg war diese Darbietung von dem, was man gemeinhin unter Profifußball versteht. Fast schien es schon eine innere Konsequenz zu haben, dass nach dem Schlusspfiff Bibel-TV den ersten medialen Zugriff auf Trainer Heiko Herrlich bekam. Denn nach diesem Spiel hilft offenbar nur noch inbrünstiger Glaube.

Joel Epalle erzielte per Elfmeter das 1:1. (Foto: Gatzmanga)
Joel Epalle erzielte per Elfmeter das 1:1. (Foto: Gatzmanga) © WAZ

Der VfL war ohne die Nationalspieler Yahia, Sestak, Dedic und Fuchs angetreten, hatte auf Maltritz verzichten müssen, auf Klimowicz und schließlich auch auf Azaouagh, der sich beim Aufwärmen eine Muskelverhärtung zuzog und vorsichtshalber, "mit Blick in Richtung Hamburg", wie Herrlich sagte, geschont wurde. Aber alle anderen Profis waren an Bord, und in der Startaufstellung befand sich mit Roman Prokoph lediglich ein Regionalliga-Akteur.

Der VfL begann erneut in einer 4-2-3-1-Staffelung, mit Joel Epalle an der Spitze. Nach langer Auszeit durfte auch mal wieder Daniel Fernandes im Tor ran, der nur einmal hinter sich greifen musste. Habib Habibou, langbeiniger Angreifer der Belgier, nutzte eine Unaufmerksamkeit der Bochumer Innenverteidigung zur Führung und deutete an, dass es ihm ernst war an diesem Tage mit dem Sport. Doch damit war das Kind noch nicht in den Brunnen gefallen, zumal Epalle per Elfmeter, Dennis Grote hatte Brillaut zu einer ungeschickten Aktion provoziert, ausglich. Dass kurz darauf Habibou schon wieder frei vor Fernandes auftauchte, aber an dem Portugiesen scheiterte, schien zu diesem Zeitpunkt noch verzeihlich.

Es war grausam

Aber der Fußball, was war mit dem Fußball der Bochumer? Niemand arbeitete so richtig gegen den Ball, niemand konnte sich im Zweikampf durchsetzen, niemand fand den richtigen Laufweg, kaum jemand brachte den Ball an den Mitspieler. Es war grausam. Und das sollte sich später auch im Ergebnis ausdrücken.

Als Matias Concha nach dem Seitenwechsel - ohne erkennbaren Sinn und Erfolg - den Vorwärtsgang einschaltete und den eingewechselten Patrick Fabian nach mehrwöchiger Verletzungspause damit überforderte, fielen die Gegentreffer wie reife Früchte. Erst lupfte Cordero gekonnt über Heerwagen hinweg, da saß der erste Konter; dann nutzte Habibou, schon aufgrund seiner Bewegungslust bester Mann auf dem Platz, den Freiraum auf der rechten Bochumer Abwehrseite zu seinem zweiten Streich; und schließlich setzte Habibou, dem in 14 Ligaspielen drei Tore gelungen waren, noch eins drauf - nach einem Fehler von Patrick Fabian.

Dass Vahid Hashemian, der vor dem Tor der gegen den Abstieg kämpfenden Belgier so lange Haken geschlagen hatte, bis nichts mehr ging, die erste Chance in der zweiten Halbzeit hatte, es war auch die einzige der Bochumer, stellte Heiko Herrlich später als möglicherweise entscheidend heraus: "Es gibt Momente, die ein Spiel in die falsche Richtung drehen." Ansonsten gab der 37-Jährige zwar zu, dass er es sich "anders gewünscht hätte", befand aber auch: "Es war mir wichtiger, ordentlich zu trainieren und vielleicht mittelfristig davon zu profitieren." Dem einen oder anderen Spieler, so Herrlich weiter, habe man schon angemerkt, dass er eine harte Trainingswoche in den Beinen hatte.

Statistik

VfL Bochum: Fernandes (46. Heerwagen) - Concha (74. Duah), Pfertzel (46. Fabian), Mavraj, Grote - Dabrowski (46. Vogt), Johansson (46. Imhof) - Freier (46. Hashemian), Ono, Prokoph (66. Pellowski) - Epalle

Tore: 0:1 Habibou (21.), 1:1 Epalle (28./Elfmeter), 1:2 Cordaro (71.), 1:3 Habibou (73.), 1:4 Habibou (81.)