Bochum. Der VfL Bochum hat gegen Braunschweig (mal wieder) viel Aufwand betrieben und wenig Ertrag geerntet. Es waren Kleinigkeiten, die gegen den Ausfstiegsaspiranten über Wohl und Wehe entschieden - und zu viele Kleinigkeiten sprachen gegen den VfL. Weil einmal die Abwehr pennte, weil Bochums Angreifer keine Tore machen.

„Wir haben noch acht Spiele vor uns, das ist fast ein Saisonviertel. Und wir werden absolut die Nerven behalten. Wir werden es schaffen, da bin ich mir ganz sicher.“ Nach einer vermutlich nicht besonders erfrischenden Nacht formulierte Jens Todt diese Kampfansage. Noch, so der Sportvorstand des VfL Bochum, habe man „alles selbst in der Hand“.

24 Stunden zuvor hatte Karsten Neitzel seine Gemütslage in diese Worte gefasst: „Wir haben wieder ein Ergebnis zustande gebracht, das total frustrierend ist und bei dem einem die Worte fehlen.“

Nun könnte man sich die Frage stellen, was denn der VfL Bochum verbrochen hat, dass er auch die Spiele verliert, die er dominiert, in denen er die besseren Szenen und eine Vielzahl an Tormöglichkeiten hat. In Kaiserslautern wurde dem VfL ein Treffer „geklaut“, zwei weitere Tore verhinderte man selbst. Jetzt, im Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig, trat man zwar erneut den Beweis an, inzwischen mindestens auf Augenhöhe mit einem der Zweitliga-Spitzenteams den Schlagabtausch zu führen - aber diesmal reichte es nicht mal für einen Teilerfolg. „Kleinigkeiten“, sagte VfL-Schlussmann Andreas Luthe, seien im Fußball entscheidend. Auf Seiten der Bochumer türmen sich momentan die Kleinigkeiten, in denen Konzentration, Glück, vielleicht bei dem einen oder anderen auch Klasse fehlen, auf zu einem riesigen Misthaufen.

Chancenverhältnis klar zu Gunsten des VfL

Wenn der Gegner in 45 Minuten eine Torchance hat und man selbst sechs oder sieben, der andere aber schließlich gewinnt, dann kann man das beklagen. Wenn sich das aber wiederholt, wenn eine Mannschaft andauernd ihre mit Engagement erarbeitete Basis verspielt, wenn wie aus dem Nichts Ausgleichstore fallen oder nach dem eigenen Ausgleich doch noch der Siegtreffer für den Gegner, wenn man also nicht ins Ziel bringt, was man vorbereitet hat, wie nennt man das dann? Fehlende Cleverness?

Und wohin führt das? Schnurstracks in die Dritte Liga, wie einige meinen, die dieses inzwischen kaum noch zu ertragende Missverhältnis zwischen Aufwand und Ertrag für ein Charakteristikum halten und meinen, so sei das eben bei den potenziellen Absteigern?

Kumbelas Siegtor war beispielhaft dafür, wie sich Kleinigkeiten auswirken können. Da hat man zuvor die Chance, einen Gegenspieler zu doppeln, ihm beide Wege - innen und außen - zuzustellen, und nimmt diese Chance nicht wahr, geht nicht hin, sondern weg, wie Faton Toski, spekuliert. Und verzockt sich.

Bochums Angreifer machen keine Tore

Und vorne? Wer mit dem Label Torjäger für sich wirbt, wie Zlatko Dedic, der muss diese wunderbare Kopfball-Chance nutzen, so wie Kevin Scheidhauer dies in Ingolstadt hätte tun müssen. Denn Innenverteidiger der Marke Mijatovic und Dogan erlauben sich nur wenige Fehler. Siehe auch Marcel Maltritz. Kumbela schlug daraus Kapital, wie das ein Top-Stürmer eben zu tun pflegt. Bochumer Angreifer können genau das offenbar nicht.

Alles ist unklar derzeit beim VfL. Und so lange das so ist, wird Jens Todt den ihm angebotenen Vertrag („Es gibt bisher nur Eckdaten eines Vorschlags, es sind noch viele Dinge zu klären“) nicht unterschreiben. Der Klassenerhalt habe Vorrang, sagte Todt, der sicher kein Bedürfnis danach hat, im Falle des Abstiegs als Sündenbock durch Bochum zu laufen.

Welche Spieler dann noch durch Bochum laufen würden, ist die große Frage. Denn nicht alle Verträge, die über 2013 hinaus terminiert sind, besitzen auch in der Dritten Liga Gültigkeit. Das sei „unterschiedlich“, so Todt.