Bochum. Beim 0:1 des VfL gegen Eintracht wurde eins mehr denn je deutlich: Bochum hat ein Sturmproblem. Trotz Feldüberlegenheit und klarem Chancen-Plus gingen die Bochumer gegen den Aufstiegsaspiranten als Verlierer vom Feld. Weil Braunschweig einen Vollstrecker wie Domi Kumbela hat.

"Wir brauchen einen Mann, der die Dinger einfach reinknallt." Es war kein neues Problem, auf das Trainer Karsten Neitzel nach der 0:1-Heimniederlage seines VfL Bochum aufmerksam machte. In den letzten vier Pflichtspielen gelang Bochum nur ein Treffer. Auf ein Stürmertor wartet der VfL schon seit dem (glücklichen) 1:0 in München am 22. Spieltag. Bochum fehlt ein Vollstrecker. Und Braunschweig hat gezeigt, wie schön es sein kann, einen zu haben.

Knapp 85 Minuten lang hatte Braunschweigs Toptorjäger Domi Kumbela so gut wie nichts auf die Reihe bekommen außer einem Kopfball, der kurz vor der Halbzeit am VfL-Tor vorbeiflog. Marcel Maltritz hatte den Deutsch-Kongolesen völlig im Griff. Knapp 85 Minuten lang. Flanke Elabdellaoui, Kopfball Kumbela - so entscheiden Spitzenmannschaften mit Spitzenstürmern ihre Spiele. Kumbela selbst war es beinahe unangenehm, war "völlig unzufrieden" mit seiner Leistung.

Kumbela traf viermal so oft wie der beste VfL-Torschütze

Das Bittere daran aus VfL-Sicht: Kumbelas Tor hätte ruhig doppelt zählen können, wenn die Blau-Weißen einen ähnlich abgezockten Stürmer hätten aufbieten können. Marc Rzatkowskis flankte kurz nach der Pause nicht weniger genau als Elabdellaoui, Dedic war nicht weniger frei als Kumbela - aber er bekam den Ball aus knapp fünf Metern nicht an Eintracht-Keeper Davari vorbei. Der Slowene ist übrigens zusammen mit Leon Goretzka Top-Torschütze der Bochumer in dieser Saison. Mit vier Treffern. Das ist nur ein Viertel der 16 Treffer von Kumbela. Und Platz 32 in der Zweitliga-Torjägerliste.

Kevin Scheidhauer, die VfL-Sturmspitze, hatte seinen ersten Torabschluss erst nach 70 Minuten - und verzog. Zu ungenau zielten auch Goretzka und Christoph Dabrowski bei ihren Distanzschüssen. Und Rzatkowski, der beste, weil agilste Bochumer, scheiterte zweimal am Aluminium. "In einer anderen Situation", haderte Sportvorstand Jens Todt im Jargon des Abstiegskampfs, "geht der Ball nicht auf die Latte, sondern an die Unterkante". In einer anderen Situation - oder mit einem anderen Stürmer.

Keine Alternativen

Alternativen sind nicht existent, Besserungen nicht in Sicht. Mirkan Aydin, der potenziell wohl kompletteste VfL-Angreifer, ist mal weniger, mal mehr, aber immer irgendwie angeschlagen. Fünf Einsätze hatte Aydin in dieser Spielzeit. Die Rückkehr nach seiner Wadenbein-OP lässt auf sich warten. Dedic fehlt das Durchsetzungsvermögen, Scheidhauer die Beweglichkeit, Gelashvili von allem etwas. Im Mittelfeld sind durch Goretzka und Rzatkowski durchaus Abschluss-Qualitäten vorhanden, aber (noch) nicht regelmäßig abrufbar.

Gegen Braunschweig hat trotzdem nicht viel gefehlt zum Sieg. Aber nur, weil beinahe alle Bochumer viel bis alles aus sich rausholten. Das ist schwer oder zumindest schwerer - und dadurch seltener - als einmal in 90 Minuten seinen Knipser in Szene zu setzen.

Wenn der VfL gegen Mannschaften, die nicht gerade aus Kaiserslautern, Braunschweig oder Berlin kommen, diese kollektive Stärke aufs Feld bringt, braucht ihm nicht bange zu sein. Ansonsten bleibt nur übrig, wie Trainer Neitzel sagt, "zu hoffen, dass bei irgendwem der Knoten aufgeht".