Bochum. Der VfL Bochum hat eine turbulente Saison erlebt. Vereinschef Villis erklärt, was zur Trennung von Letsch führte und warum Fabian zurücktrat.

Gut eine Woche ist seit dem Wunder von Düsseldorf und dem damit verbundenen Klassenerhalt des VfL Bochum vergangen. Inzwischen hat an der Castroper Straße die Aufarbeitung der Saison erste Früchte getragen, die Weichen für die Zukunft wurden gestellt beim VfL Bochum. Am Dienstagvormittag aber schaute der Aufsichtsratsvorsitzende Hans-Peter Villis noch einmal auf die bis zum Schluss dramatische Saison zurück und stellte in einem Medientermin fest: „Wir hätten den Klassenerhalt schon früher schaffen müssen.“ Wenngleich er zugab, dass Bochum vom Budget her genau dort gelandet sei, wo der Verein hingehört habe - auf Platz 16.

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    Dass es für das Erreichen des Ziels Klassenerhalt einen Trainerwechsel benötigte, bedauerte der VfL-Boss zwar immer noch. Doch schlussendlich sei eine Trennung von Thomas Letsch im April nach einem innerhalb weniger Sekunden verspielten Sieg in Köln (1:2) unausweichlich gewesen. „Wir haben Signale aus der Mannschaft bekommen: Der hilft uns nicht von außen. Er wirkte vor allem nach dem Köln-Spiel ratlos“, sagte Villis am Dienstag rückblickend. Es habe einen neuen Impuls gebraucht, weil Letsch „keine Lösungen hatte“.

    Seit 2012 Vorstandschef des VfL Bochum: Hans-Peter Villis.
    Seit 2012 Vorstandschef des VfL Bochum: Hans-Peter Villis. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

    VfL Bochum: Villis begründet die Trennung von Thomas Letsch

    Nach sechs Spielen in Serie ohne Sieg sei die Stimmung im Verein gekippt, sagte der 66-Jährige in einer Videoschalte mit Journalisten. „Das Umfeld war äußerst nervös.“ Aus diesem Grund hätten sich die sportlich Verantwortlichen um den inzwischen zurückgetretenen Patrick Fabian und Sportdirektor Marc Lettau in Zusammenarbeit mit Finanz-Geschäftsführer Ilja Kaenzig gemeinsam mit dem Aufsichtsrat auf eine Trennung von Letsch geeinigt. „Schlussendlich war die Trennung von Letsch ein Vorschlag von Patrick Fabian“, sagte Villis.

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    Am Ende übernahm U19-Trainer Heiko Butscher für die letzten acht Spiele inklusive Relegation und schaffte auf den letzten Metern tatsächlich noch den Klassenerhalt. Eine Option für die Zukunft sei er aber nicht gewesen, sagte Villis nun. „Es war klar, dass Heiko Butscher anders plant.“ Und auch der Verein setze ihn dort ein, wo er nach Ansicht der Verantwortlichen wertvoller sei. „Er ist für uns eine sehr wichtige Säule im Jugendbereich, und für uns ist er auf Dauer in diesem Bereich noch wertvoller als auf dem Cheftrainer-Posten. Wir brauchen ihn genau an dieser Stelle.“ Butscher übernimmt künftig die neugeschaffene U21 in der Oberliga und verantwortet wie bereits vor seiner Hilfe als VfL-Profitrainer das Talentwerk. Butscher bleibe sportlicher Leiter des Talentwerks, so Villis.

    Patrick Fabian und Heiko Butscher gaben alles für den VfL Bochum.
    Patrick Fabian und Heiko Butscher gaben alles für den VfL Bochum. © Jürgen Fromme /firo Sportphoto | Jürgen Fromme

    Statt Butscher wird künftig Peter Zeidler an der Seitenlinie des VfL Bochum stehen. Der 61-Jährige wurde am Montag an der Castroper Straße vorgestellt und stand sogar schon länger auf einer „Longlist“ für Trainer. „Es hat sich herauskristallisiert, dass er gut zu uns passt. Ein Trainer muss zu uns und dem Spielsystem passen. Das tut er“, sagte Villis. Der Vorstandsvorsitzende ist davon überzeugt, dass man mit dem gebürtigen Schwaben einen exzellenten Trainer verpflichtet habe. „Er wird die Mannschaft als echtes Team zusammenführen, davon bin ich überzeugt. Er ist nicht auf ein System festgelegt, auch das kommt uns sehr entgegen. Zudem passt es auch finanziell sehr gut. Entscheidend ist aber der Mensch – und der ist überragend.“

    VfL Bochum: So lief der Rücktritt von Patrick Fabian

    Solch ein Mensch war auch Patrick Fabian, der 24 Jahre für den VfL Bochum zunächst als Spieler und später in sportlicher Verantwortung alles gab - bis er in der vergangenen Woche als Sport-Geschäftsführer zurücktrat. Die Entscheidung sei schon vor der Relegation gefallen, gab Villis nun zu. „In einem Vier-Augen-Gespräch hat er sich kritisch über das Umfeld geäußert und auch über den Druck auf ihn gesprochen“, sagte er rückblickend auf ein Treffen nach der 1:4-Pleite bei Werder Bremen am letzten Bundesliga-Spieltag. „Einen Tag später hatte er uns seine Entscheidung mitgeteilt, dass er nicht weitermachen wird.“

    Ob Fabian dem Aufsichtsrat mit seiner Entscheidung vorgegriffen habe, ließ Villis offen. Er habe aber gemerkt, dass Fabian „sich mit seiner Entscheidung auch einen großen Rucksack abgenommen hatte.“

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