Bochum. Peter Zeidler hat sein Amt als Trainer des VfL Bochum angetreten. Wie tickt der Coach? Worauf können sich Fans und Spieler einstellen?
Der offizielle Teil war gerade vorbei, da bekamen die anwesenden Journalisten einen ersten echten Eindruck davon, was Sportdirektor Marc Lettau und der derzeit alleinige Geschäftsführer Ilja Kaenzig in den 45 Minuten zuvor mehrfach betonten. Peter Zeidler ging ohne Scheu auf einzelne Personen zu, stellte sich noch einmal persönlich vor, schüttelte Hände, hielt lockere Pläusche.
Der neue Trainer des VfL Bochum lachte viel, nahm die Menschen mit, erzählte von seinen Lebensträumen und gemachten Erfahrungen. „Es war uns wichtig, dass wir einen leidenschaftlichen Kommunikator ins Team holen, der auch in der Lage ist, eine Mannschaft, einen Verein in Situationen zu moderieren, in denen es nicht so läuft“, sagte Lettau bei der Vorstellung des neuen VfL-Trainers am Mittwochnachmittag. Er sei „total froh und stolz“, dass Zeidler sich mit seinen 61 Jahren dazu entschieden habe, in Bochum genau dieses Attribut ausleben zu wollen.
VfL Bochum: Peter Zeidler passt zur Vereins-DNA
Zeidler aber überzeugte in den geführten Gesprächen keineswegs nur mit seiner Art. Es ist vor allem die sportliche Perspektive, die alle handelnden Personen zusammenbrachte. Zeidler will und soll die VfL-DNA weitertragen und verbessern. Er soll die Mannschaft weiterentwickeln und den Klub weiter stabilisieren. Damit das vierte Jahr Bundesliga nach der Last-Minute-Rettung in der Relegation gegen Fortuna Düsseldorf nicht das letzte für längere Zeit wird.
In den kommenden Tagen wird nun viel auf ihn zukommen. Viele Gespräche müssen geführt werden. Über sein Trainerteam, über Neuzugänge. Junge Spieler sollen dabei im Fokus stehen, Lettau habe gute Vorarbeit geleistet, sagte Zeidler. „Letztlich geht es darum, was die Spieler am Ball können“, so der 61-Jährige.
VfL Bochum: Kontaktaufnahme mit Zeidler schon vor der Relegation
Dabei stellt der neue Trainer künftig in Bochum alles unter eine Maxime: Teamgeist. Immer wieder betonte er auf dem Podium im Ruhrstadion, dass es nur gemeinsam in einer Mannschaft klappen könne. „Ich habe klare Vorstellung und Prinzipien, wie ich Fußball spielen lassen will. Aber die Art des Fußballs entsteht aus Teamgeist“, sagte der studierte Lehrer.
Dass dieser in Bochum grundsätzlich ausgeprägt ist, dafür boten die vergangenen Wochen Anschauungsmaterial. Zusammen kämpften sich die Spieler aus schier auswegslosen Situationen heraus - vor allem vor einer Woche beim Relegationsrückspiel gegen Fortuna Düsseldorf. Ein Spiel, das Zeidler bereits intensiver verfolgte, wie er sagte.
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Die erste Kontaktaufnahme zu dem Trainer des FC St. Gallen, der in der Ostschweiz eigentlich noch drei Jahre unter Vertrag gestanden hätte, gab es bereits vor der Relegation. Der inzwischen zurückgetretende Sport-Geschäftsführer Patrick Fabian und Sportdirektor Lettau hatten sich früh auf Attribute festgelegt, die eine neuer Trainer mitbringen solle. Zeidler fiel dabei ins Auge. Die frühere Zusammenarbeit zwischen Zeidler und Geschäftsführer Kaenzig wird in den finalen Gesprächen zudem sicher hilfreich gewesen sein. Wenngleich Kaenzig betonte, dass er auf die Trainersuche keinen Einfluss genommen habe.
VfL Bochum: Zeidlers Ideen überzeugten die Verantwortlichen
Gespräche führte der VfL Bochum aber auch mit anderen Trainern - etwa André Breitenreiter und Enrico Maaßen. Am Ende aber waren alle von dem unkonventionellen Zeidler überzeugt, der beim FC St. Gallen seit 2018 hervorragende Arbeit leistete und genau dafür steht, wofür der VfL stehen will: aggressives Pressing, klarer Plan, Entwicklung junger Spieler. Zeidler soll, muss und will dies nun verstärken.
Er sei überzeugt von dem Weg des VfL Bochum, sagte der neue Trainer am Montag. Und der Zeitpunkt habe gepasst. Er habe das Gefühl gehabt, dass mit dem Erreichen des internationalen Geschäfts mit dem FCSG auch ein Zyklus zum Ende gekommen wäre. „Es hat sich in der gesamten Konstellation jetzt so ergeben“, sagte Zeidler, der seinen Vertrag bis 2026 in Bochum unterschrieb, der sich im Fall des zweimaligen Klassenerhalts um ein weiteres Jahr verlängern soll, und für den sogar ein Engagement in der zweiten Bundesliga durchaus vorstellbar gewesen wäre.
Sein Glück habe nie davon abgehangen, ob er einmal in der Bundesliga Cheftrainer sein würde. Seinen großen Lebenstraum hatte er sich nämlich schon vor Jahren erfüllt, als er in Frankreich beim FC Sochaux arbeitete. Der studierte Französisch-Lehrer, der unter und mit Ralf Rangnick arbeitete und aus dem Red-Bull-Universum eine Menge Einflüsse genommen hat, habe immer eine Vorliebe zum Nachbarn gehabt. Nun aber hätte die Möglichkeit Bundesliga einfach wahrnehmen müssen. „Die Faszination war immer da“, sagte er. „Ich bin froh, jetzt Bundesliga-Trainer zu sein.“
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